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OrtLandau in der Pfalzx
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Notsilberklippe vom Landauer Festungskommandanten Karl Alexander von Württemberg-Winnental

Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg Württembergische Münzen [SV-698]
Notsilberklippe vom Landauer Festungskommandanten Karl Alexander von Württemberg-Winnental (Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg / Caroline Schmuck (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Dies ist eine einseitig geprägte Silberklippe, wie an der Form unschwer zu erkennen ist. Klippen sind Münzen in eckiger Form, häufig viereckig – entweder in quadratischer, rechteckiger oder trapezförmiger Gestalt – , aber auch in anderen mehreckigen Formen. Die Bezeichnung „Klippe“ ist abgeleitet vom skandinavischen Klipping (dt.: mit einer Schere schneiden) und zeigt bereits die Herstellungsart an: Klippen wurden vom Zain, dem barren-, stangen- oder blechförmigen Metallrohling, abgeschnitten statt geprägt. In Notzeiten wurden Klippen aber auch von Silbergeschirr geschnitten – wie das bei diesem Stück der Fall ist.

Der Avers zeigt in den vier Ecken jeweils auf einem halbrunden, verzierten, mit einem Fürstenhut bekrönten Wappenschild das Wappen des Herzogtum Württemberg (3 Hirschstangen übereinander). Unter den Wappenschilden befindet sich jeweils das Prägejahr 1713. In der Mitte befindet sich das ebenfalls mit einem Fürstenhut bekrönte und in Pflanzenranken auslaufende Monogramm von Karl Alexander von Württemberg-Winnental, der der Cousin des damalig regierenden Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg. Karl Alexander war demnach der Prägeherr dieser Silber-Notklippe.

Karl Alexander trat 1697 in den kaiserlichen Kriegsdienst ein und konnte dort als mittelloser Sohn einer Nebenlinie des regierenden Hauses Württemberg Karriere machen. Im Zuge seines militärischen Dienstes wurde er 1709 während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701–1714), der ein Konflikt zwischen den Habsburgern als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und dem französischen König um die Thronfolge in Spanien darstellte, zum Kommandant der Festungsstadt Landau in der Pfalz ernannt und hatte damit sein erstes selbstständiges Kommando von 1709 bis 1713 inne.

Landau war einst eine Reichsstadt des Heilgen Römischen Reichs, unterstand aber seit 1662 dem französischen König. Als französische Exklave in deutschem Reichsgebiet wurde sie ab 1688 von einer mittelalterlichen Stadt zu einer modernen Festung durch den Festungsbaumeister des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. Von Frankreich Sébastien Le Prestre de Vauban umgebaut. Die vier Belagerungen im Spanischen Erbfolgekrieg zeigen, wie wichtig Landau als Festung wurde. Zunächst wurde die Festung 1702 nach einer Belagerung an die Kaiserlichen Streitkräfte übergeben, 1703 wieder an die Franzosen, 1704 erneut an die Reichstruppen und 1713 schließlich wieder an die Franzosen.

Diese Klippe von 1713 wurde demnach vom Festungskommandant Karl Alexander von Württemberg-Winnental noch vor der erneuten Übernahme Landaus durch die Franzosen während der letzten Belagerung geprägt – wohl aus seinem eigenen Tafelsilber: „Als die Franzosen unter Marschall Villars in der Nacht vom 24./25. Juni 1713 die Laufgräben gegen Landau eröffneten, trat für ihn (Karl Alexander) eine herbe, jedoch würdig bestandene Prüfung ein, indem der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee, Prinz Eugen, einen Ersatz der Festung zu versuchen für unthunlich hielt und nur ein möglichst langes Aushalten der Belagerung wünschte. Karl Alexander fügte den Franzosen in wiederholten Ausfällen, sowie durch ein fast ununterbrochenes Geschützfeuer beträchtlichen Schaden zu, legte eine außerordentlich große Anzahl von Minen an — auch ein neu errichtetes Fort erhielt seinen Namen — und zwang dadurch den Feind, zeitraubende Gegenarbeiten auszuführen. Allein es fehlte nicht nur an Geld, ein Umstand, dem der Prinz dadurch abzuhelfen suchte, daß er sein Silbergeschirr einschmelzen und daraus Gulden- und Halbguldenstücke prägen ließ, sondern namentlich auch an Pulver und brauchbaren Feuergewehren, es wurden allmählich mehrere Außenwerke weggenommen, welche der Festung als Schutzmittel dienten, und schließlich lagen die Wälle dergestalt in Schutt, daß Villars Anstalten zum Sturm machte. Diesen glaubte der Prinz nicht mehr abwehren zu können, und erklärte sich am 19. August zur Capitulation bereit, wollte jedoch die Besatzung nicht kriegsgefangen ergeben. Allein Villars bestand darauf und so mußte sich der Prinz am 20. d. M. fügen. Die Garnison kam nach Hagenau, die Offiziere durften mit ihren Habseligkeiten unter der Bedingung, daß sie innerhalb drei Jahren nicht gegen Frankreich dienen, abziehen und K. A. (Karl Alexander) selbst erhielt die Erlaubniß, sich zu Prinz Eugen zu begeben und ihm Rechenschaft abzulegen.“

Bei dieser Klippe handelt es sich um ein solches ½ Gulden-Stück, von dem der Historiker Paul Friedrich Stälin schreibt. Die oben und unten befindlichen recht­eckige Einstempelung sind mit einer Münzinschrift versehen, die das wiedergibt: PRO CAES(ARE) & IMP(ERATORE) BEL(LICUS ?) LANDAU ½ FL(ORENUS) 2x – Für den Kaiser und Feldherrn, das Landauer Militär (?), ½ Florentiner Gulden 2 Kreuzer.

Material/Technik

Silber / Prägung

Maße

Durchmesser: 26,3 mm; Gewicht: 5,16 g

Literatur

  • Stälin, Paul Friedrich (1882): "Karl Alexander" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882). Leipzig, S. 366-372.
  • Wunder, Bernd (1977): "Karl Alexander" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977). Berlin, S. 266-267.
Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg

Objekt aus: Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg

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