Stickmustertücher veranschaulichen Lern- und Arbeitsprozesse in vorindustrieller Zeit. Mit diesen Tüchern wurden nicht nur Sticktechniken erlernt und geübt, sie dienten auch als Vorlagen, als eine Art "Musterlager".
Das 1695 datierte Tuch ist eines der ältesten Stickmustertücher des Landesmuseums. Der grüne Seidengrund ist in sechs unterschiedlich große Felder gegliedert. Sie sind mit Blumen und Arabesken gefüllt, es erscheint aber auch ein Papagei mit Kirsche im Schnabel. Abgesehen von den Seidenstickereien in vielfältigen Techniken ist es vor allem die für die Barockzeit so typische Metallstickerei, die die besondere Qualität dieses Tuchs ausmacht. So zeigen die Ranken im unteren rechten Feld Möglichkeiten der Bildung von Mustern und Strukturen in Gold- und Silberstickerei. Mit der Variantenvielfalt von ganz unterschiedlichen, mal stumpfen, mal glänzenden Oberflächen wird ein lebendiges Licht- und Schattenspiel erreicht. Angewendete Stickereien dieser Art findet man auf Ausstattungstextilien und auf profanen und kirchlichen Gewändern.
[Rainer Y]
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