Der "Stehende Frauenakt" des russischen Künstlers Alexej von Jawlensky entstand zu einer Zeit, in der zahlreiche Aktzeichnungen von ihm bekannt wurden und die alle in engem Zusammenhang stehen. Die Linie und die Körperauffassung der Figur auf dem Bild erinnern an die Malerei des französischen Künstlers Henri Matisse. Jawlensky lernte ihn 1905 bei einer Frankreichreise kennen. Er beeinflusste das Werk von Jawlensky immens. Vermutlich beziehen sich die Figuren seiner Aktzeichnungen auf ein und dasselbe Modell. Schon seit 1896 lebte Jawlensky in München und gehörte dort zwischen 1910 und 1914 zum engen Umfeld der Künstlergruppe "Der Blaue Reiter", einer der wichtigsten expressionistischen Künstlervereinigungen nach 1910. Jawlensky konzentrierte sich in dieser Phase auf wenige Bildgattungen: Stillleben, Landschaften und das menschliche Gesicht. Während des Ersten Weltkrieges befand sich Jawlensky im Exil in der Schweiz, wo er sich einer seriellen Arbeitsweise zuwandte. Er fertigte Variationen von Landschaften, seine "Mystischen Köpfe" sowie die "Heiligengesichter". 1921 zog er mit seiner Familie nach Wiesbaden. Hier entstand Jawlenskys berühmtes Spätwerk, die Serien der "Abstrakten Köpfe", die an altrussische Ikonen erinnern, und den "Meditationen", in denen aus Kreuzformen Gesichtszüge gestaltet sind.
Signiert unten re. "A. J.", datiert unten li. "1912".
Dauerleihgabe des Landes Baden-Württemberg
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