Das "Wandobjekt" von Donald Judd gehört in die Reihe der Progressionen (benannt nach dem mathematischen Reihenbegriff), die Judd ab 1964 bis in die 1970er Jahre hinein erarbeitete. Dieser Typus geht auf eine an der Wand montierte Horizontalplatte aus Holz zurück, deren gewölbte Vorderkante durch drei vertikal geschnittene, von rechts nach links zunehmende Lücken unterbrochen ist. Bei dem vorliegenden Objekt ist die Zahl der Einschnitte auf neun angewachsen. Dabei entsprechen die Zwischenräume in der Abfolge von rechts nach links den vollen Metallwölbungen von links nach rechts. Judd spielt hier mit der Verschränkung von voll und leer, Abwesenheit und Anwesenheit; zugleich durchkreuzt das progressive Maßsystem die optische Individualisierung des Betrachterstandpunktes. Durch die einheitliche Farbe wird der rechteckige Körper, der auch die Teilformen trägt, als eine Form wahrgenommen. Das Kunstwerk wird zur Entität, das Besondere seiner Ganzheit ist für Judd das eigentlich interessante. Donald Judds Objekte sind einfache modulare Körper, nicht-naturalistisch, nicht bildlich und nicht expressionistisch, die in Form, Farbe und Oberfläche strenge optische Einheiten bilden. Ihm geht es mit seinen "spezifischen Objekten" vor allem darum, die Kunst auf der Basis ihrer Wahrnehmung zu verändern und zu erneuern.
Rückseitig signiert "Judd 3/3".
Dauerleihgabe zu Stiftung Sammlung Kurt Fried
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