Die sitzende Skulptur im Halbrelief stammt ursprünglich wohl von der Bekrönung eines Altarretabels. Die Hände fehlen, vermutlich erhob Christus die Rechte zum Segen und hielt zum Zeichen seiner Herrschaft ein Zepter in der Linken. Der rechte Kniebereich ist verloren. In dünnen Stegen schwingen die Stofflagen, die sich sanft an den Leib schmiegen und so den Körper auf fast sinnliche Weise erfahrbar machen.
Auf den Innenseiten des Umhangs zeigen sich noch Teile alter Farbigkeit (Rotlack auf Silber), die restliche Fassung ist großflächig abgefallen/abgenommen worden, jetzt liegt auf der offenen Holzoberfläche ein leicht getönter Überzug.
Die Skulptur wird Jörg Zürn zugeschrieben. Er und seine Werkstatt in Überlingen schufen den Hochaltar im dortigen Nikolausmünster 1613-1616; mitgearbeitet haben der Vater und die Brüder Martin und Michel und vermutlich auch Hans.
Der Vater, Hans der Ältere, geboren wohl um 1555, heiratete in Waldsee 1582 und ließ sich hier als Meister nieder. Seine Werkstatt bestand fünfzig Jahre lang. Alle sechs Söhne hat Hans d. Ä. in der Bildhauerei "in Stein und Holz" zunächst selbst unterrichtet, bevor er nach 1631 starb.
[Brigitte Hecht-Lang]
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