Obwohl der im Auftrag des Münzmeisters L. Roscius Fabius geprägte Denar in die letzten Jahrzehnte der Römischen Republik datiert, verweisen dessen Bildmotive auf uralte Kulte, deren Wurzeln vielleicht sogar bis in die Bronzezeit zurückreichen. Auf der Münzvorderseite zeigt sich eine Göttin mit einem Ziegenfell über dem Kopf, die in ihrem Erscheinungsbild an archaische Hirten- und Fruchtbarkeitsgottheiten erinnert und als Iuno Sospita im südlich von Rom gelegenen Lavinium verehrt wurde. Die Jungfrau vor der Schlange, die auf der Rückseite des Denars dargestellt ist, steht für ein ebenfalls in Lavinium beheimatetes Kultritual, bei dem es von der Keuschheit des Mädchens abhängt, ob sie selbst oder das von ihr angebotene Futter von der Schlange verschlungen wird. Der Mythos von dem urzeitlichen Monster, das durch regelmäßige, vorzugsweise jungfräuliche Opfer besänftigt werden will, war im antiken Mittelmeerraum weit verbreitet und zur Zeit des offensichtlich aus Lavinium stammenden L. Roscius Fabius bereits über 1000 Jahre alt.
[Sonja Kitzberger]
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