Auf römischen Münzen ist der Heilgott Aeskulap, der griechische Asklepios, nur selten zu finden, weshalb Kaiser Caracalla ein außergewöhnlicher Anlass zur Darstellung dieser Gottheit auf seinen Prägungen bewogen haben muss. Eine ausreichende Erklärung könnte bereits sein, dass Caracalla häufig unter Krankheiten litt, doch lässt sich dieses Münzbild sogar mit einem bestimmten Kuraufenthalt im kleinasiatischen Pergamon in Verbindung bringen: Im Jahr 214, nach einem kräftezehrenden Germanienfeldzug, ließ sich der Kaiser im dortigen Asklepios-Heiligtum kurieren, renovierte zum Dank für seine Heilung den Tempel des Gottes und ließ in Rom Münzen mit seinem Abbild ausgeben. Tatsächlich sollte auf den Prägungen ganz eindeutig Asklepios aus Pergamon zu erkennen sein, da dieser Gott nur dort mit einem sogenannten Omphalos (einem eiförmigen Stein) und seinem Sohn Telesphoros dargestellt wurde, wie sie auch auf diesem Sesterz jeweils rechts und links im Reversbild wiedergegeben sind. Interessant ist hierbei, dass diese Darstellungsweise offenbar von der lokalen Münzprägung Pergamons abgeleitet wurde, wohingegen es normalerweise umgekehrt die Stadt Rom war, welche die Vorlagen für die Münzmotive der von ihr abhängigen Gebiete lieferte.
[Sonja Hommen]
Die Münze war Teil der Neuenstädter Sammlung, die von den Herzögen aus der württembergischen Nebenlinie Neuenstadt zusammengetragen wurde. Im Jahr 1729 erwarb Herzog Eberhard Ludwig reg. 1693–1733 aus der Hauptlinie des Hauses Württemberg die Neuenstädter Sammlung und integrierte sie in die Stuttgarter Kunstkammer.
Vorderseite: Gepanzerte und drapierte Büste des Caracalla mit Lorbeerkranz nach rechts.
Rückseite: Aeskulap steht frontal, den Kopf nach links gewandt. Er hält einen auf dem Boden aufgestützten Schlangenstab mit der rechten Hand. Links vor ihm steht eine kleine gewandete Figur (Telephorus), rechts ein Omphalos.
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