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Landesmuseum Württemberg Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen Uhren und Wissenschaftliche Instrumente Kunstkammer der Herzöge von Württemberg [KK bunt 158]
https://bildarchiv.landesmuseum-stuttgart.de/P/Bildarchiv/133413/133413.jpg (Landesmuseum Württemberg CC BY-SA)
Herkunft/Rechte: Landesmuseum Württemberg (CC BY-SA)
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Zylindersonnenuhr

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Beschreibung

Die seit dem späten Mittelalter bekannten Zylindersonnenuhren gehörten zu den beliebten Sammelobjekten in Kunstkammern. Der Holzzylinder ist mit auf Papier gedruckten Skalen beklebt, die neben den geschwungenen Stunden-, Tierkreiszeichen- und Monatslinienlinien auch figürliche Darstellungen von Tierkreiszeichen und Monatsarbeiten zeigen. Der Schattenwerfer aus Messing lässt sich in das Kopfstück einklappen. Während bei diesen Beispielen der Reiz vor allem in der besonderen Form liegt, haben sich aus anderen Kunstkammern auch Beispiele aus Gold oder Elfenbein erhalten, was für die Wertschätzung dieses speziellen Sonnenuhrtypus‘ spricht.
[Irmgard Müsch]

Beschriftung/Aufschrift

Am oberen Rand des Zylinders steht handschriftlich „C. H.“ (für „Cylindrus Horodicticus“)

Material/Technik

Holz, Messing, Papier, Kupferstich

Maße

Länge
9,3 cm
Höhe
35,1 cm
Durchmesser
8 cm

Ausführliche Beschreibung

Die Sonnenuhr wurde im Auftrag von Janus Gringalletus für Matthias Bernegger durch Jakob van der Heyden entworfen. Sie besteht aus einem Zylinder aus Massivholz mit pro- filierter Basis und Kopfstück. Auf den Zylindermantel ist ein Kupferstich mit dem Liniennetz der Sonnenuhr sowie schmückenden Beigaben aufgeklebt. Das Kopfstück lässt sich aus dem oben ausgehöhlten Zylinder herausziehen. Es trägt den einklappbaren Schattenwerfer, ein an der oberen Kante profiliertes, schmales Messingblech. Ausgeklappt geht der Schattenwerfer in eine waagerechte Position.

Die senkrecht auf der Skala verlaufenden Tierkreiszeichenlinien sind mit Bilddarstellungen der Tierzeichen markiert und unten lateinisch bezeichnet. Sie enden unten in einem Feld mit Monatsdarstellungen. Diese sind durch monatstypische Tätigkeiten sowie jeweils in einem Wolkenband stehende Tierkreiszeichenbilder identifiziert. Über die Monatslinien ziehen sich die geschwungenen Stundenlinien hinweg. Der Verlauf der Linien ergibt sich aus der zu einer gegebenen Uhrzeit in verschiedenen Monaten unterschiedlichen Sonnenhöhe. Beispielsweise hat um 8 Uhr die Sonne im Januar eine viel geringere Höhe über dem Horizont als im Juni zur selben Zeit. Weitere Linien zeigen die Stellung der Sonne in den Tierkreiszeichen im Verlaufe des Jahres an, die Höhe der Sonne über dem Horizont und die Dauer des lichten Tages. Die Bezeichnungen der Skalen sind „SCALA ALTIMETRA PARTIVM CCLXXX AEQVALIVM, QVALIVM INDEX SEV STYLVS EST C.“, „SCALA ALTITVDINVM SOLIS ET LVNAE SVPRA HORIZONTEM“, „Horae equinoctiales ante/post meridiem“, „Horae planetariae ante/post meridiem“, „Longitudo styli sunt in partes Scalae Altimetra“, „Quantitas dierum per denos Signorum gradus“.

Auf dem Skalenfeld und darunter finden sich mehrere Inschriften und Schmuckelemente. Etwa mittig steht eine Kartusche mit einer Tafel der astrologischen Stundenregenten, „Planetae regentes.“ Sie geben für jeden Wochentag, für den Tag und die Nacht den astrologischen Stundenherrscher an. So wird an einem Sonntag die 1. Tagesstunde von der Sonne regiert, die 2. von der Venus, die 3. vom Merkur, die 13. Stunde, also die 1. Nachtstunde vom Jupiter usw. Die Kartusche wird von zwei Putti gerahmt, der linke hält eine Zylindersonnenuhr, der rechte ein Astrolabium. Auf dem Kartuschenrahmen stehen zwei Globen, die eine Armillarsphäre flankieren. Am unteren Kartuschenrand sind zwei Gehänge aus mathematischen Instrumenten sowie mittig ein Tierschädel.

Unter der Kartusche steht eine Widmungsschrift für Matthias Bernegger (1582–1640) von Janus Gringalletus: „CYLINDRVM Hunc conuexum ad eleuationem Poli Argentinesis 48. grad 40. minut. confectum Domino Matthiae Berneggero dedicat hospitates et amicitae causâ Janus Gringalletus Geneuensis Anno M D C XVII“.
Über den Fuß des Zylinders läuft auf einem Band eine Stadtansicht von Straßburg um den Zylinder, darauf der Text „Nisi DOMINUS Custodierit Civitatem frustra vigiliat, qui custodit eam Psalm 127“. Zwischen den Enden dieses Bandes ist ein Textfeld mit der Signatur des Kupferstechers Jakob van der Heyden: „Prostant Argentino apud Jacobum ab Heÿden Chalcographum“.

Zum Gebrauch wird zunächst der Schattenwerfer aus dem Zylinderinnern ausgeklappt und auf das betreffende Datum gedreht. Weist dann der Schattenwerfer genau in Richtung auf die Sonne, zeigt die Schattenspitze die Zeit an. Die Handhabung dieser Art Sonnenuhren ist besonders einfach, da kein Kompass benötigt wird.

Der Kupferstich ist etwas größer, als es der Durchmesser des Holzkerns erfordert, und ist deshalb auf diesem leicht überlappend fixiert.

Am oberen Rand des Zylinders steht handschriftlich „C. H.“ (für „Cylindrus Horodicticus“) aus dem Inventar des 18. Jahrhunderts (ähnlich auf der Zylindersonnenuhr Inv. Nr. KK N 4).

Literatur

  • Hamel, J.; Müsch, I. (2018): Die Sonnenuhren des Landesmuseums Württemberg Stuttgart. Bestandskatalog. Leipzig
  • Landesmuseum Württemberg (Hrsg.) (2017): Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg. Bestand, Geschichte, Kontext. Ulm
  • Zinner, Ernst (1967): Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11. - 18. Jahrhunderts /. München
Landesmuseum Württemberg

Objekt aus: Landesmuseum Württemberg

Das Landesmuseum Württemberg ist eines der größten kulturhistorischen Museen in Deutschland. Auf Beschluss von König Wilhelm I. wurde es am 17. Juni...

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