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Heimatmuseum Waldstetten Perlstrickerei im 19. und 20. Jahrhundert - ein Kunsthandwerk in Waldstetten

Perlstrickerei im 19. und 20. Jahrhundert - ein Kunsthandwerk in Waldstetten

Über die Sammlung

Die erste Produktionsphase der Perlstrickerei lag in den Jahren 1817 - 1860. Die erforderlichen Fertigkeiten zur Herstellung von Taschen und Beuteln in Perlstrick-Technik wurden in Industrieschulen vermittelt. Für den einzelnen Menschen hatten die Industrieschulen auch verschiedene Vorteile: die Armen wurden von der Straße geholt. Damit wurde ihr Überleben gesichert. Sie bekamen eine Bildung, die sie selbst per Lohn finanzierten. Die Kinder wurden auch unterrichtet. Durch die handwerkliche Tätigkeit lernten sie schnell ihre Fähigkeiten kennen. Sie bekamen eine Anerkennung des Berufes, in dem sie immer arbeiten konnten. Daher sollte auch jedes Kind, welches kein Kindermädchen oder einen Aufpasser hatte, eine Industrieschule besuchen.

Durch verschiedene Einflüsse kam die Perlstrickerei um 1860 in eine Krise.
Anregungen zu einem Neuanfang im Raum Schwäbisch Gmünd kamen von museal-kunsthistorischer Seite und von der kaufmännisch-praktischen Seite, u.a. vom Göppinger Kaufmann Fritz Schaupert (1874 – 1943).
Die 2. Produktionsphase lag in den Jahren 1910 – 1930. Zu den traditionellen Motiven kamen neue Entwürfe hinzu. Die größte Motivvielfalt gab es in den 1920er Jahren. Die Qualität der Ausführung der Perlstrickarbeiten erreichte ein hohes Niveau.

Taschen und Beutel wurden von Frauen und Kindern in Heimarbeit angefertigt. Die Glasperlen wurden überwiegend aus Venedig (Murano) bezogen. Die Fasserinnen bekamen um das Jahr 1920 etwa 10 Pfennig für die Stunde. Eine Strickerin, die rund 50 000 Perlen verstrickt hatte, erhielt für eine Tasche zwischen 10 und 15 Reichsmark. Die fertigen Produkte erzielten auf dem Weltmarkt jedoch zeitweise sehr hohe Preise.
Hauptabnehmer der Perlstrickereien waren im 19. Jahrhundert die Niederlande und im 20. Jahrhundert die USA. In den 1930er Jahren kam die Produktion nach und nach zum Erliegen.

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