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Landesmuseum Württemberg Marbacher Goldschatz

Marbacher Goldschatz

Der 1986 bei Renovierungsarbeiten in Marbach am Neckar gefundene Goldschatz umfasst 1004 Goldmünzen aus dem 14. Jahrhundert. Die Münzen, hauptsächlich Goldgulden, stammen aus dem Deutschen Reich, Ungarn, Böhmen, Italien, Frankreich, Spanien und den Niederlanden. Der heute unbekannte ehemalige Besitzer muss über ausgedehnte Handelsbeziehungen in Europa verfügt haben.

[ 19 Objekte ]

Münzschatz aus Marbach am Neckar

Im Jahr 1986 wurde in Marbach am Neckar einer der größten deutschen Goldschätze des 14. Jahrhunderts gefunden. In einem am historischen Marktplatz gelegenen Haus kamen bei Renovierungsarbeiten 1004 Goldmünzen zum Vorschein. Bis auf wenige Ausnahmen besteht der Marbacher Schatz aus Goldgulden. Das älteste Stück des Fundes wurde in der Zeit um 1340 geprägt, das jüngste im Jahr 1395. Etwa die Hälfte der Münzen stammen aus dem Deutschen Reich, gut ein Drittel aus Ungarn, der Rest aus Böhmen, Italien, Frankreich, Spanien und den Niederlanden. Wer diesen Schatz verborgen hat, ist heute nicht mehr bekannt. Der ehemalige Besitzer muss über ausgedehnte Handelsbeziehungen in Europa verfügt haben. Der Münzschatz aus Marbach wird im Depot aufbewahrt.

Dukaten der Republik Venedig, geprägt unter dem Dogen Andrea Dandolo

Seit 1284 wurden in Venedig Dukaten geprägt. Diese Goldmünzen zeigen auf ihrer Vorderseite den Dogen kniend vor St. Markus, dem Stadtheiligen von Venedig, und auf der Rückseite Christus in der Mandorla. Das letzte Wort der Inschrift auf dem Revers hat dieser Münze ihren Namen gegeben hat. Sie lautet: SIT T(IBI) XPE [CHRISTE] DAT(VS) Q(VEM) TV - REGIS ISTE DVCAT(VS) - Dir, Christus, sei dieses Herzogtum gegeben, das Du regierst. [Matthias Ohm]

Goldgulden des aragonischen Königs Peter IV.

Das Königreich Aragón umfasste im Mittelalter unter anderem Gebiete im Osten der iberischen Halbinsel, die Balearen, Sardinien und Teile Süditaliens. Der Goldgulden Peters IV. von Aragón nennt auf seiner Vorderseite den Münzherrn und die Prägestätte Perpignan, das seit 1659 zu Frankreich (heute Département Pyrénées-Orientales) gehört: ARAG - O(NIE) REX P(ERPENIANVM) - König von Aragón, (geprägt in) Perpignan. [Matthias Ohm]

Goldgulden des Mailänder Herzogs Bernabò Visconti

Die über beide Seiten verlaufende Inschrift nennt Namen und Titel des Prägeherrn: CIMERIV(S) D(OMI)NI BE(R)NABOVIS VICECOM(I)TIS - M(E)D(IO)L(AN)I ETC. D(OMI)NI GENERALIS - Wappen des Herrn Bernabò, des Vizegrafen [Statthalters] in Mailand usw., des Herrn mit umfassenden Rechten. Auf Vorder- und Rückseite der Goldmünze findet sich das Wappen des Mailänder Herzogs Bernabò Visconti: eine Schlange mit einem bekrönten Drachenkopf, aus dessen Maul ein Kind geboren wird. Die Visconti-Schlange ist heute Teil des Logos der Automarke Alfa Romeo, die in Mailand gegründet wurde. [Matthias Ohm]

Goldgulden von Karl IV.

Seit 1325 wurden im Königreich Böhmen goldene Münzen ausgegeben. Zunächst folgte das Münzbild dem Vorbild des Goldguldens aus Florenz. Karl IV. ließ Lilie und Johannes durch sein Bildnis mit Lilienzepter und Reichsapfel in Händen sowie das des zweischwänzigen Löwen, das böhmische Wappentier, ersetzen. Die über beide Seiten laufende Inschrift nennt Namen und Titel des Münzherren: Karl, von Gottes Gnaden König der Römer und Böhmens - KAROLVS DEI GRACIA ROMANORVM ET BOEMIE REX. [Matthias Ohm]

Genovino der Republik Genua

Im 13. Jahrhundert begannen drei oberitalienische Städte mit der Ausgabe von goldenen Münzen. Florenz prägte den Goldgulden, Venedig den Dukaten und Genua den Genovino d‘oro. Auf dem Avers dieser Genueser Goldprägung ist ein Stadttor dargestellt, verbunden mit dem Wunsch: IANVA QVAM DEVS PROTEGAT - Tor, das Gott beschützen möge. Der Revers zeigt ein Kreuz und nennt den Namen Kaiser Konrads III. (CONRADVS REX ROMANORVM), der Genua 1149 das Münzrecht verliehen hatte. [Matthias Ohm]

Goldgulden des Kurfürsten Ruprecht II. von der Pfalz

Die vermutlich jüngste Münze des Marbacher Schatzes wurde wohl unter Kurfürst Ruprecht II. von der Pfalz geschlagen. Die Vorderseite des Goldguldens zeigt Johannes den Täufer, neben dessen linkem Fuß ein kleiner Schild mit den bayerischen Rauten steht. Der Buchstabe A links des Nimbus verweist auf die Prägestätte Amberg in der Oberpfalz. Auf der Rückseite ist ein Wappenschild mit dem pfälzischen Löwen gezeigt. Die Inschrift lautet: RVPERTVS DEI G(ratia) DVX BABARIE - Ruprecht von Gottes Gnaden Herzog von Bayern. [Matthias Ohm]

Goldgulden des Papstes Urban V., geprägt in Avignon

Zwei Details dieses Goldgulden verweisen auf einen Papst als Prägeherrn: Auf der Vorderseite beginnt die Inschrift mit den zwei gekreuzten Schlüsseln Petri, die bis heute das päpstliche Wappen bilden; auf der Rückseite ist über der erhobenen Hand Johannes des Täufers die Tiara, die dreifache Papstkrone, dargestellt. Wahrscheinlich wurde diese goldene Münzen unter Papst Urban V. in Avignon geprägt. [Matthias Ohm]

Goldgulden der Reichsstadt Lübeck

Die ersten Goldgulden im deutschsprachigen Raum wurden in der Reichsstadt Lübeck geprägt. Kaiser Ludwig der Bayer verlieh Lübeck im Jahr 1340 das Recht, Goldgulden nach dem Florentiner Vorbild zu prägen. Als Hinweis auf die Stellung als Reichsstadt findet sich der doppelköpfige Reichsadler über der rechten Hand Johannes des Täufers. [Matthias Ohm]

Goldgulden des Grafen Wilhelm V. von Holland

Im Jahr 1346 wurde Wilhelm, ein Sohn Kaiser Ludwigs des Bayern, Graf von Holland. Die Goldgulden, die er ausgab, nennen auf der Rückseite seinen Namen und seine Titel: GVILLELMVS DVX COMES HOL(L)A(N)D(IE) - Wilhelm Herzog (von Bayern und) Graf von Holland. Auch der gespaltene Schild verweist auf diese beiden Würden: Er zeigt mit den Rauten und dem Löwen das bayerische und das holländische Wappen. [Matthias Ohm]

Goldgulden des Salzburger Erzbischofs Pilgrim II. von Puchheim

Die ersten Salzburger Goldgulden wurden während des letzten Drittels des 14. Jahrhunderts geprägt. Auf ihrer Vorderseite findet sich eine Darstellung Johannes des Täufers, auf ihrer Rückseite in einem Sechspass das gespaltene Wappen des Erzbistums: ein aufrechter Löwe sowie ein Schild mit einem Mittelbalken - noch heute das Wappen des österreichischen Bundeslandes Salzburg. Die Inschrift nennt den Münzherrn: PILGRIMVS ARCHIEPISCOPVS - Erzbischof Pilgrim. [Matthias Ohm]

Goldgulden des Kurfürsten Ruprecht I. von der Pfalz, geprägt in Bacharach

Der Goldgulden Ruprechts I. aus Bacharach (Landkreis Mainz-Bingen) zählt zu den pfälzischen Prägungen, die auf beiden Seiten dem Münzbild des Florentiner Vorbildes folgen: Auf dem Avers ist - wie auf den Goldgulden aus Florenz - die Lilie dargestellt, auf dem Revers Johannes der Täufer. Die Inschrift auf der Rückseite lautet: S(ANCTVS) IOHA - NNES B(APTISTA) - Heiliger Johannes der Täufer; die Inschrift auf der Vorderseite nennt den Namen des Münzherrn: RVPE - RT(VS) DVX - Herzog Ruprecht. [Matthias Ohm]

Goldgulden des Kurfürsten Ruprecht I. von der Pfalz, geprägt in Oppenheim

Die Goldgulden Ruprechts I. folgten während der ersten Prägejahre dem Vorbild aus Florenz: Wie die Florentiner Goldgulden zeigen sie Johannes den Täufer und die Lilie. Seit etwa 1370 wurde das Münzbild auf der Vorderseite verändert: An die Stelle der Lilie trat nun der gevierte Schild mit dem pfälzischen und dem bayerischen Wappen. Die Inschrift auf dieser Seite nennt auch den Prägeort Oppenheim (Landkreis Mainz-Bingen): MONETA IN OPPENHEIN - Geld aus Oppenheim. [Matthias Ohm]

Goldgulden des Mainzer Erzbischofs Gerlach von Nassau, geprägt in Eltville

Diesen Goldgulden ließ der Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau in Eltville (Rheingau-Taunus-Kreis) prägen. Die Vorseite trägt den Namen und den Titel des Münzherrn: GERL(ACVS) - AR(CHI)EP(ISCOPV)S - Erzbischof Gerlach. Die Rückseite zeigt Johannes den Täufer mit dem Mainzer Rad, dem Wappen des Erzbistums, zu seiner rechten und dem nassauischen Löwen, dem Familienwappen des Erzbischofs, zu seiner linken Seite. [Matthias Ohm]

Goldgulden des Kölner Erzbischofs Friedrich von Saarwerden

Diese Münze wurde in Riel geprägt, einer im Norden Kölns gelegenen Burg. Auf der Vorderseite ist Petrus, der Patron des Erzbistums und des Doms, in einem gotischen Gehäuse dargestellt. Darunter findet sich der Doppeladlerschild der Familie des Erzbischofs. Auf der Rückseite ist im Sechspass ein gespaltener Schild mit den Wappen der Erzbistümer Köln und Trier dargestellt, die 1374 einen Münzvertrag geschlossen hatten. [Matthias Ohm]

Goldgulden des Trierer Erzbischofs Kuno von Falkenstein

Dieser Goldgulden wurde in der Trierer Münzstätte Koblenz geprägt. Auf der Vorderseite ist Johannes der Täufer dargestellt; die Inschrift lautet: CONO ARCHIEP(ISCOPV)S TREVEREN(SIS) - Kuno, Trierer Erzbischof. Auf der Rückseite findet sich ein gespaltener Schild mit den Wappen des Erzbistums Trier (Kreuz) und der Familie des Erzbischofs, der Herren (und späteren Grafen) von Falkenstein (geteilter Schild). [Matthias Ohm]

Goldgulden aus Florenz

Am 17. November 1986 wurden in Marbach am Neckar einer der größten deutschen Goldschätze des 14. Jahrhunderts gefunden, der 1004 Goldmünzen umfasste. Bis auf wenige Ausnahmen besteht der Marbacher Schatz aus Goldgulden. Diese rund 3,5 g schweren Münzen wurden erstmals in der Mitte des 13. Jahrhunderts in Florenz geprägt. Die Florentiner Gulden zeigen auf der Vorderseite die Lilie, das Stadtwappen von Florenz und auf der Rückseite Johannes den Täufer, den Patron der Stadt. Der Goldgulden aus Florenz wird im Depot aufbewahrt.

Goldgulden des ungarischen Königs Ludwig I.

Die Vorderseite nennt Namen und Titel des Münzherren, des ungarischen Königs Ludwig aus dem Haus Anjou: LODOV - ICI(us) REX. Die Rückseite zeigt Johannes den Täufer; die Inschrift lautet: S(ANCTVS) IOHA - NNES B(APTISTA). Zwischen dem B und dem Nimbus findet sich ein Zeichen, das einem kleinen "w" ähnelt und mit dem der Münzmeister der Prägestätte Buda (Ofen) den Goldgulden gekennzeichnet hat. [Matthias Ohm]

Gulden des böhmischen Königs Johanns des „Blinden“, nach 1325

König Johann der „Blinde“ von Böhmen zählte zu den ersten Münzherren nördlich der Alpen, die im 14. Jahrhundert goldene Prägungen ausgaben. Die böhmischen Goldgulden folgen in ihrem Münzbild dem Florentiner Vorbild. Wie die Prägungen aus Florenz zeigen auch die Goldmünzen Johanns des Blinden auf der Vorderseite die Lilie, das Stadtwappen von Florenz, und auf der Rückseite den stehenden Johannes den Täufer, den Patron der Stadt, mit Kreuzzepter in der linken Hand; die Inschrift nennt den Dargestellten. [Matthias Ohm]

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