museum-digitalbaden-württemberg
STRG + Y
de
Landesmuseum Württemberg Antike Bilder um 1800. Napoleon und die Medaillenkunst

Antike Bilder um 1800. Napoleon und die Medaillenkunst

Feldherr, Kaiser, Größenwahnsinniger. Napoleon Bonaparte fasziniert die Geschichtsschreibung bis zum heutigen Tage, nicht zuletzt durch die eindrucksvollen, meist großformatigen Gemälde, die ihn in dramatischen Szenen zeigen. Diese Größe findet sich jedoch auch im Kleinen: Napoleon war zeitlebens von Medaillen fasziniert und ordnete bereits zu Anfang seiner Herrschaft an, dass „auf alle glorreichen oder glücklichen Ereignisse aus der Vergangenheit und Zukunft der Republik Medaillen geprägt werden, und zwar nach Vorbild der Griechen und Römer“. Mit dieser Aufgabe betraute Napoleon den Archäologen und Historiker Dominique-Vivant Denon, als er diesen zum Direktor der Pariser Medaillenprägestätte ernannte. Denon war überaus geschickt im Einsatz von Bildpropaganda und besonders bewandert in der Verarbeitung antiker Motive, um den Ruhm Napoleons weiter zu verherrlichen. Schon bald kontrollierte Denon die gesamte französische Medaillenproduktion.
Die antike Bildersprache, die sich oftmals durch einzelne Attribute verschiedener römischer Götter auszeichnete, war für die begrenzte Fläche einer Medaille besonders gut geeignet, um komplexe Sachverhalte einfach und doch überzeugend darzustellen. Zudem gab der Bezug auf die Antike den Taten Napoleons und seiner Armee eine historische Dimension und eine weit zurückreichende reichende Tradition, wodurch der französische General und Kaiser seine Herrschaft legitimieren konnte.
Nie in der Geschichte der Numismatik wurden vergleichbar viele Medaillen geprägt wie unter Napoleons Herrschaft. Sie berichten bis heute von dem außergewöhnlichen Sendungsbewusstsein und dem gekonnten Einsatz Jahrhunderte alter Motive, die ihre Wirkung bis heute nicht eingebüßt haben. Dominique-Vivant Denon wusste um diese Wirkung und schrieb 1810: „Medaillen sind die einzigen Zeugen des Ruhms, die alle Jahrhunderte überdauern.“
Die Erfassung der Medaillen auf Napoleon Bonaparte wurde durch den Numismatischen Verbund in Baden-Württemberg (NV BW, https://nvbw.zaw.uni-heidelberg.de/) ermöglicht.

[Sophie Preiswerk]

[ 49 Objekte ]

Medaille Napoleons auf den Frieden von Tilsit 1807

Der Friede von Tilsit 1807 beendete den vierten Koalitionskrieg, den Russland und Preußen gegen Frankreich führten. Diese Auseinandersetzung endete mit einem Fiasko für Preußen. Nach den Niederlagen bei Jena und Auerstedt musste etwa die Hälfte des Staatsgebietes abgetreten werden. Die Verhandlungen in Tilsit mündeten in zwei Abkommen: einem französisch-russischen und einem französisch-preußischen. Während Napoleon mit Russland auf Augenhöhe verhandelte, konnte er den geschlagenen Preußen die Bedingungen des Friedensschlusses diktieren. Dennoch ist der preußische König Friedrich Wilhelm III. auf der Vorderseite der Medaille auf den Frieden von Tilist gleichberechtigt mit Napoleon und Zar Alexander I. dargestellt. Auf der Rückseite wird auf den Ort der Verhandlungen zwischen Frankreich und Russland verwiesen. Sie fand in der Mitte der Memel statt, weil der Fluss die Grenze zwischen den Einfluss-Sphären Frankreichs und Russlands bilden sollte. Die Medaille zeigt den bärtigen Flussgott Njemen, der in seiner rechten Hand ein Modell des Pavillons hält, der auf einem Floß in der Memel errichtet wurde und in dem Napoleon und Alexander zusammenkamen. [Matthias Ohm]

[Stand der Information: ]