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Landesmuseum Württemberg Münzen der Römischen Republik

Münzen der Römischen Republik

Das Münzkabinett des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart bewahrt fast 1000 Münzen aus der Zeit der Römischen Republik, die digital nun vollständig publiziert und allen Interessierten zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus haben wir diese 54 Münzen ausgewählt, die mit ausführlicheren Texten versehen sind und einen informativen Rundgang durch die Sammlung und die interessante Geschichte des römisch-republikanischen Geldes bilden.

VOM BARREN ZUM GOLDSTÜCK
Am Anfang steht dabei das sogenannte Aes grave, das barrenähnliche Schwergeld aus gegossener Bronze, das ab der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. in Rom hergestellt wurde. Um 211 v. Chr., während des Zweiten Punischen Kriegs, wird ein neues Silbernominal eingeführt, der Denar, der während der folgenden Jahrhunderte die Standardmünze des römischen Staates bleiben sollte. Goldmünzen kommen bis zur Diktatur des C. Iulius Caesar und der 27 v. Chr. mit Augustus beginnenden Kaiserzeit nur vereinzelt vor.

VON DER RES PUBLICA ZUM ALLEINHERRSCHER
Die Münzen der Römischen Republik, und hier natürlich besonders die Denare, bieten interessante und abwechslungsreiche Bildmotive, die sich im Lauf der Zeit von einer allgemein staatlichen Thematik mit Göttern und Symbolen der Republik hin zu einem individuell von den amtierenden Münzmeistern bestimmten Bildprogramm entwickelten, das vor allem der Repräsentation ihrer Familien (gentes) diente. Diese Beamten, meist junge Männer am Beginn ihrer politischen Laufbahn, bildeten ein Dreierkollegium, welches jeweils ein Jahr lang für die Münzemissionen des römischen Staates verantwortlich war. Gegen Ende der Republik waren es dann die Feldherren, welche das von ihnen oder ihren Anhängern geprägte Geld als Medium zur Eigenwerbung nutzten.

Die Münzen wurden nach Michael Crawfords „Roman Republican Coinage“ (London 1974) datiert. Auch wenn die dort angestrebte jahrgenaue Einordnung der an sich undatierten Münzen in manchen Fällen zu unsicheren Ergebnissen führt und stellenweise überholt ist, bleibt das Buch doch das bis heute gültige Standard- und Referenzwerk zum Thema. Für fachliche Unterstützung in Einzelfragen bedanken wir uns bei Dr. Wilhelm Hollstein, Oberkonservator des Münzkabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

[ 53 Objekte ]

Denar des C. Julius Caesar mit Darstellung eines Tropaions

Venus, die Göttin der Liebe und der Schönheit, hatte für C. Iulius Caesar eine besondere Bedeutung: Er betrachtete sie als Stammmutter der Römer und im Besonderen des iulischen Geschlechts (lat.: gens), dem er selbst angehörte und dessen angeblich göttliche Herkunft er auch gerne über seine Münzbilder propagierte. Ein kleiner geflügelter Amor auf der Schulter der auf diesem Denar dargestellten Venus verweist in diesem Sinne auf ihre Eigenschaft als Mutter, als sogenannte Venus Genetrix. Die Botschaft der Münzrückseite hingegen erinnert an die erfolgreichen Feldzüge Caesars in Gallien und damit an sein militärisches Geschick. Unter einem Siegesmal, das mit typisch keltischen Schilden und einheimischen Kriegstrompeten bestückt ist, kauern zwei Gefangene, deren Gesten Verzweiflung und Demütigung ausdrücken. Die Siegesthematik ist von C. Iulius Caesar offenbar ganz bewusst ausgewählt worden, da er sich im Jahr dieser Denarprägung 45 v. Chr. in Spanien mit den Söhnen seines alten Gegners Pompeius auf dem Schlachtfeld auseinandersetzen musste. [Sonja Kitzberger]

Denar serratus des A. Postumius Albinus mit Darstellung einer Opferszene

Die römische Gottheit Diana, die auf der Vorderseite dieses Denars von 81 v. Chr. abgebildet ist, besaß ein Heiligtum in Rom, das schon zur Zeit der Könige, also ein halbes Jahrtausend vor Prägung der Münze, bestanden haben soll. Die Verehrung der Jagdgöttin, die hier mit Bogen und Köcher gezeigt wird, begann wahrscheinlich schon in der Jungsteinzeit, als der Mensch auf das Erlegen von Wildtieren zur Existenzsicherung angewiesen war. Dementsprechend bedeutsam war im Dianakult das Opferritual, das nach einer Überlieferung des Livius in einem bestimmten Fall sogar dazu führte, dass Rom zur Hauptstadt der Welt werden sollte. Diese Szene ist auf der Münzrückseite dargestellt: Die Opferung eines besonders schönen und großen Stieres, den ein sabinischer Bauer nach Rom brachte, sollte gemäß einer Prophezeiung dem Herkunftsland des Opfernden die Weltherrschaft einbringen. Der römische Diana-Priester, der sich listig in den Besitz des Tieres bringen konnte, wird im Münzbild gezeigt, wie er vor der rituellen Tötung den Stier mit Weihwasser besprengt. Der Schädel des Opfertiers soll im Diana-Tempel aufbewahrt worden sein und findet sich auf der Münzvorderseite über dem Haupt der Göttin wieder. [Sonja Kitzberger]

Denar des M. Antonius mit Darstellung der Kleopatra

Diese Silbermünze, die der Feldherr und Triumvir M. Antonius im Jahr 32 v. Chr. von einer mit seinem Heer wandernden Prägestätte ausgeben ließ, musste in Rom einen Skandal verursachen: Auf der Rückseite des römischen Denars prangt das Bildnis einer fremdländischen Herrscherin, der ägyptischen Königin Kleopatra VII. Die kaum lesbare Umschrift widmet die Münze CLEOPATRAE REGINAE REGVM FILIORVM REGVM, also Kleopatra als Königin der Könige und der königlichen Söhne. Diese in hellenistischer Tradition stehende Titulatur beinhaltet die für einen römischen Bürger ungeheuerliche Botschaft einer von M. Antonius und einer ausländischen Monarchin begründeten Königsdynastie. Tatsächlich waren 34 v. Chr. bei einer aufwändigen Krönungszeremonie in Alexandria oströmische Provinzen als Königreiche an die Söhne der Kleopatra verteilt worden. Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, der sich zusammen mit M. Antonius der Wiederherstellung der Römischen Republik verschrieben hatte, wurde es mit solchen Münzemissionen leicht gemacht, die öffentliche Stimmung in Rom gegen diesen zu wenden. Ein Jahr später, in der Schlacht von Actium, wurde M. Antonius von Octavian besiegt. [Sonja Kitzberger]

Dupondius der Römischen Republik mit Darstellung der Roma und eines Rades

Mit einem Gewicht von über einem halben Kilogramm bei einem Durchmesser von 8 Zentimetern sprengt dieses frühe römische Bronzegeldstück, ein sogenannter Dupondius, ein „Doppelgewicht“, die für antike oder heutige Münzen üblichen Maße. Um die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr., nur wenige Jahrzehnte nach Einführung des Münzwesens in der damals an Bedeutung gewinnenden Stadt Rom, wurde diese Bronze im Gewicht von fast einem doppelten römischen Pfund in eine Form gegossen, die auf dem Metallbarren den Kopf der Göttin Roma auf der Vorderseite und ein Rad auf der Rückseite hinterließ. Das sechsspeichige Rad ist wahrscheinlich nicht mehr als ein dekorativer Lückenfüller, der sich auf Grund der Form des neuen Zahlungsmittels anbot, doch die Stadtgöttin als Vorderseitenmotiv verleiht der Münze Legitimität und verweist eindeutig auf die Römische Republik als Münzherrin. Es ist heute schwer vorstellbar, wie das unhandliche Geldstück im damaligen Zahlungsverkehr verwendet wurde, und römische Bronzemünzen wurden kurze Zeit später zu einem sehr viel geringeren Gewichtsstandard ausgegeben. [Sonja Kitzberger]

Denar des Q. Minucius Thermus mit Darstellung eines Soldatenkampfes

Götter und Symbole des Staates dominierten das Bildprogramm der ersten römischen Münzen, doch am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. löste sich das jährlich neu ernannte Dreimännerkollegium der Münzmeister von dieser Tradition, um das durch viele Hände wandernde Geld als Medium zur Eigenwerbung zu nutzen. Im Vordergrund sollte dabei nicht die Person des meist jungen Beamten selbst stehen, sondern seine Familie, seine gens, und die Heldentaten seiner Vorfahren. Im antiken Rom spielte die familiäre Herkunft eine große Rolle für die politische Karriere, und der Nachfahre eines Kriegshelden schien besonders geeignet, ebenfalls militärisch erfolgreich zu sein. Mit solchen Hintergedanken mag Q. Minucius Thermus gespielt haben, als er sich im Jahr 103 v. Chr. für die Bildmotive dieses Denars entschied: Ein römischer Soldat, wahrscheinlich ein Vorfahre des Münzmeisters, kämpft mit dem Schwert gegen einen fremdartig gekleideten Krieger mit Hörnerhelm, um einen zu seinen Füßen liegenden Gefallenen zu verteidigen. Der Kopf des Kriegsgottes Mars mit dem Helmbusch auf der Münzvorderseite entspricht dieser Thematik. [Sonja Kitzberger]

Denar serratus des L. Cornelius Scipio Asiaticus mit Darstellung des Jupiter in...

Wagenfahrende Götter gehörten zum eng begrenzten Bildrepertoire, welches die frühen Münzmeister der Römischen Republik auf ihre Denare prägen ließen. Erst im 1. Jahrhundert v. Chr. erreichten die Münzbilder einen größeren Variantenreichtum, der häufig mit politischen Botschaften der zuständigen Beamten verknüpft war. Doch um 106 v. Chr. verzichtete L. Cornelius Scipio Asiaticus noch auf diese Form der Selbstdarstellung und Eigenwerbung zu Gunsten des großen Göttervaters Jupiter. Aus der griechischen Ikonografie stammt diese Darstellungsweise des blitzeschleudernden Gottes auf einer Quadriga, einem vierspännigen Wagen. Die steigenden Pferde verdeutlichen die Schnelligkeit des Fahrzeugs, das lange Zepter die Macht seines Trägers und das Blitzbündel in der erhobenen rechten Hand die tödliche Kraft Jupiters. [Sonja Kitzberger]

Aureus der Römischen Republik mit Darstellung einer Quadriga

Zu den frühesten Goldmünzen der Römischen Republik gehören die Aurei, die der Feldherr L. Cornelius Sulla zusammen mit dem Proquaestor L. Manlius Torquatus zu Beginn des ersten Jahrhunderts v. Chr. in großem Umfang ausgab. Die genaue Datierung dieser Münzen ist unsicher, doch könnten sie 82 v. Chr. in einer mit Sulla reisenden Heeresmünzstätte irgendwo in Italien geprägt worden sein, als dieser sich auf den Kampf um die politische Vorherrschaft gegen die sogenannten Popularen in Rom vorbereitete und auf die immense Gold- und Silberbeute aus seinen Feldzügen im Osten zurückgreifen konnte. Der Aureus zeigt nach der Tradition republikanischer Silbermünzen auf der Vorderseite den Kopf der Göttin Roma und auf der Rückseite eine Quadriga. Doch wird der vierspännige Wagen nicht, wie in der Münzprägung der vorherigen Jahrhunderte üblich, von einem der römischen Götter gelenkt, sondern von Sulla selbst, der hier in der Toga eines römischen Bürgers und mit dem Lorbeerzweig des Siegers seinen späteren Triumph in Rom vorwegnimmt. Als Besonderheit soll noch auf den Silberstempel mit dem kleinen Adler auf der Vorderseite verwiesen werden, der auf die renaissancezeitliche Münzsammlung der Familie d´Este, der Herzöge von Ferrara, verweist. [Sonja Kitzberger]

Denar serratus des L. Roscius Fabatus mit Darstellung eines Mädchens mit einer...

Obwohl der im Auftrag des Münzmeisters L. Roscius Fabius geprägte Denar in die letzten Jahrzehnte der Römischen Republik datiert, verweisen dessen Bildmotive auf uralte Kulte, deren Wurzeln vielleicht sogar bis in die Bronzezeit zurückreichen. Auf der Münzvorderseite zeigt sich eine Göttin mit einem Ziegenfell über dem Kopf, die in ihrem Erscheinungsbild an archaische Hirten- und Fruchtbarkeitsgottheiten erinnert und als Iuno Sospita im südlich von Rom gelegenen Lavinium verehrt wurde. Die Jungfrau vor der Schlange, die auf der Rückseite des Denars dargestellt ist, steht für ein ebenfalls in Lavinium beheimatetes Kultritual, bei dem es von der Keuschheit des Mädchens abhängt, ob sie selbst oder das von ihr angebotene Futter von der Schlange verschlungen wird. Der Mythos von dem urzeitlichen Monster, das durch regelmäßige, vorzugsweise jungfräuliche Opfer besänftigt werden will, war im antiken Mittelmeerraum weit verbreitet und zur Zeit des offensichtlich aus Lavinium stammenden L. Roscius Fabius bereits über 1000 Jahre alt. [Sonja Kitzberger]

Denar serratus des C. Publicius mit Darstellung des Hercules

Hercules, der Halbgott und antike Superheld, wird auf der Rückseite dieses Denars bei seiner ersten und vielleicht größten Tat, beim Kampf gegen den Nemeischen Löwen, gezeigt. Der Münzmeister C. Publicius entschied sich für einen altbekannten, von der griechischen Vasenmalerei und Münzprägung abgeleiteten Darstellungstypus: Hercules hebt den Löwen vom Boden und würgt ihn auf Brusthöhe, die Füße des Tieres stemmen sich gegen die Beine seines Gegners. Die spektakuläre Szene gewinnt an politischer Bedeutung, wenn man sie mit dem damaligen Zeitgeschehen und einem archäologischen Fund in Verbindung bringt, der beim Bau des italienischen Finanzministeriums am Ort der antiken Porta Collina in Rom zu Tage kam. Ein Inschriftenstein berichtet vom Bau eines Herculestempels durch eine Frau aus der Familie des Münzmeisters, der gens Publicia, an dieser Stelle. Wenige Jahre vor der Prägung des Denars im Jahr 80 v. Chr. war die Porta Collina Schauplatz der entscheidenden Schlacht des Feldherrn Sulla um die politische Vorherrschaft im römischen Staat, und dessen militärischer Erfolg am Ort des von den Publicia gestifteten Tempels könnte mit dem siegreichen Löwenkampf des Hercules auf dem Münzbild gefeiert worden sein. [Sonja Kitzberger]

Denar des C. Vibius Pansa mit Darstellung der Ceres

Die Göttin Ceres, die für das Wachstum der Feldfrüchte und eine erfolgreiche Ernte zuständig war, hatte große Bedeutung für das ständig wachsende und immer mehr Getreide verbrauchende römische Volk. Der Münzmeister C. Vibius Pansa ließ Ceres auf der Rückseite der Denare aus seinem Amtsjahr 90 v. Chr. mit zwei Fackeln in der Hand und in Begleitung eines Schweins abbilden, wodurch ihre starke Verbindung zur griechischen Fruchtbarkeitsgöttin Demeter zum Ausdruck kommt. Die Opferung eines Ferkels zu ihren Ehren war Teil eines alten Rituals aus dem antiken Athen, dessen Wurzeln vielleicht bis in die Anfangszeit des Ackerbau und Viehzucht betreibenden Menschen zurückreichen. Die Fackeln halfen der Göttin bei der Suche nach ihrer Tochter Persephone, römisch Proserpina, die von Hades in die finstere Unterwelt entführt worden war. Diese durfte dann kurzzeitig zu ihrer Mutter auf die Erde zurückkehren, und so erfand der Mythos mit der düsteren Wanderschaft und der anschließenden Wiedersehensfreude der Fruchtbarkeitsgöttin eine schöne Allegorie für den Wechsel der Jahreszeiten. [Sonja Kitzberger]

Aureus des A. Hirtius mit Darstellung von Priestergeräten

Als A. Hirtius 46 v. Chr. in seinem Amt als Praetor in Rom dieses Goldstück prägen ließ, war er schon seit vielen Jahren ein treuer Anhänger und Mitstreiter C. Iulius Caesars. Dessen militärische Erfolge gipfelten in dem betreffenden Jahr in einen vierfachen Triumph, der mit großen Festlichkeiten in der Hauptstadt und hohen Geldgeschenken an römische Bürger und Soldaten gefeiert wurde. Die umfangreichen Kosten waren wahrscheinlich der Anlass für die Einführung eines neuen Münznominals: Der Aureus, der zuvor nur in besonderen Fällen und dann meist als private Feldherrenprägung ausgegeben worden war, wurde in die stadtrömische Prägung aufgenommen und während der folgenden Jahrhunderte beibehalten. Die Vorderseite dieser Goldmünze ziert der Kopf der Herdgöttin Vesta, deren Kult eng mit dem höchsten Priester Roms, dem Pontifex Maximus, verbunden war. Dieses Amt sowie das des zeichendeutenden Auguren bekleidete zu dieser Zeit C. Iulius Caesar, wie die auf der Münzrückseite abgebildeten Priestergeräte Krummstab, Kanne und Axt verdeutlichen. [Sonja Kitzberger]

Denar des S. Afranius mit Darstellung der Victoria in einer Biga

Die Ursprünge des häufigsten Rückseitenmotivs der republikanischen Münzprägung, das auch S. Afranius 150 v. Chr. auf seinen Denaren abbilden ließ, finden sich nicht in Rom, sondern in den griechischen Städten Siziliens. In Qualität und Ästhetik waren die dort ausgegebenen Münzen den römischen weit überlegen, weshalb die für die Prägungen zuständigen Beamten in Rom gerne griechische Bildmotive entlehnten, auch wenn diese dabei ihre konkrete Bedeutung verloren. Die geflügelte Siegesgöttin verkündet als griechische Nike in der Münzprägung von Städten wie Syrakus und Selinunt den Sieg im Wagenrennen bei einem der großen griechischen Wettkämpfe, als römische Victoria auf dem eilenden Zweigespann verbildlicht sie auf allgemeine Weise den schnellen militärischen Sieg des Heeres. [Sonja Kitzberger]

Denar serratus des Q. Crepereius Rocus mit Darstellung des Neptun

Ein besonders schöner Denar entstand im Jahr 70 v. Chr. während der Amtszeit des römischen Münzmeisters Q. Crepereius Rocus, dessen Familie vor allem aus reichen Kaufleuten bestand, deren Handelsbeziehungen bis nach Griechenland reichten. Aus diesem Grund wählte der Beamte vielleicht nicht zufällig Neptun und dessen Gemahlin Amphitrite als Bildmotive für seine Silberprägung, da diese als Meeresgottheiten für einen erfolgreichen Seehandel und einen reibungslosen Schiffsverkehr verantwortlich waren. Eine Verbindung zum ostgriechischen Raum lässt sich in der Darstellungsweise des Neptun auf der Münzrückseite erkennen, der mit erhobenem Dreizack die Zügel von zwei Hippokampen hält, auf deren geschwungenen Hinterteilen er wie auf Meereswellen steht. Sein weibliches Gegenstück präsentiert sich auf der Vorderseite in seltener Rückenansicht mit zur Seite gewendetem Kopf, was eine für die römische Münzprägung ungewohnte Experimentierfreude zeigt und zusammen mit den locker geflochtenen Haarsträhnen sowie dem um die Schultern drapierten Mantel eine besondere Anmut vermittelt. [Sonja Kitzberger]

Denar des C. Julius Caesar mit Darstellung eines Elefanten

Der Kampf zwischen einem riesigen Elefanten und einer sich aus dem Erdboden windenden Drachenschlange ist das Bildmotiv auf den ersten Münzen, die C. Iulius Caesar als römischer Feldherr unter eigenem Namen 49 v. Chr. prägen ließ. Vermutlich wollte sich der Imperator selbst in dem starken, aber als gutmütig geltenden Tier erkannt wissen, das mit einem Fußtritt seinen doppelzüngigen Gegner zerstören kann. Diese drastische Symbolik, die wie eine Selbstvergewisserung, in jedem Fall wie eine Motivation der mit diesen Denaren bezahlten Soldaten erscheint, passt zu der ungeheuerlichen Tat, zu der sich C. Iulius Caesar im Jahr dieser Prägung gezwungen sah: Nach dem Gallienfeldzug überquerte er an der Spitze seines kampfbereiten Heeres den Fluss Rubikon und damit die damalige Grenze zu Italien, womit er sich den Anweisungen des Senats von Rom widersetzte und sich diesen zum Feind machte. Im anschließenden Bürgerkrieg gegen den der Senatspartei angehörenden Pompeius konnte er zur Finanzierung seiner Truppen natürlich nicht mehr auf stadtrömisches Geld zurückgreifen, sondern musste stattdessen in Feldmünzstätten das in Gallien erbeutete Silber zu diesen sogenannten Elefantendenaren ausmünzen lassen. Mit den auf der Rückseite des Denars dargestellten Priestergeräten verweist C. Iulius Caesar gleichzeitig auf sein Amt als höchster Priester Roms. [Sonja Kitzberger]

Denar des C. Julius Caesar mit Darstellung des Aeneas

Die Macht und die besonderen Privilegien, die C. Iulius Caesar als Feldherr und Politiker in den letzten Jahren der Römischen Republik in sich vereinte und die in den Augen vieler ehrwürdiger Senatoren ungesetzlich war, sollte durch die Konstruktion einer göttlichen Abstammung begründet und erklärt werden. Dieser Denar aus den Jahren 48 bis 47 v. Chr. zeigt auf der Rückseite eine komplexe Szene, die einen dem zeitgenössischen Betrachter bekannten Mythos darstellt: Der griechische Held Aeneas, Sohn der Aphrodite, rettet seinen Vater Anchises und das Kultbild der Athena aus dem brennenden Troia. Das Ziel seiner Flucht ist die italienische Halbinsel, wo seine Nachkommen schließlich die Stadt Rom gründen werden. C. Iulius Caesar stellt sich und sein Geschlecht der Iulier in eine Reihe mit diesen sagenhaften Vorfahren und betrachtet somit auch die im römischen Italien als Venus verehrte Göttin als Stammmutter seiner Familie. Diese ist in ihrer Schönheit auf der Vorderseite des Denars zu sehen. [Sonja Kitzberger]

Legionsdenar des M. Antonius

Als sich der Feldherr M. Antonius Ende der 30er Jahre v. Chr. auf die entscheidende Schlacht gegen Octavian vorbereitete, brauchte er vor allem Geld, um den Sold, die Ausrüstung und die Versorgung seiner Truppen bezahlen zu können. Die Denare, die er zu diesem Zweck in riesigen Mengen prägen ließ, waren durch die angesichts ihrer Masse wohl nötige Silbereinsparung von schlechter Qualität, was mit ein Grund dafür gewesen sein dürfte, dass sie jahrhundertelang in Umlauf blieben, anstatt angespart oder eingeschmolzen zu werden. Das Bildprogramm war den 23 Legionen des M. Antonius gewidmet, die mit wechselnder Nummerierung auf der Münzrückseite genannt werden, auf der auch ein Legionsadler zwischen zwei Standarten zu sehen ist. Die Vorderseite zeigt eine Kriegsgaleere, deren Einzelheiten wie Rammsporn, Gallionsfigur und Ruderer sowie das übergroße Zepter im Bug auf diesem Denar für die 5. Legion gut zu erkennen sind. [Sonja Kitzberger]

Aureus des T. Sempronius Gracchus für Octavian mit Darstellung der Fortuna

Das schmucklose Porträt eines jungen Mannes erscheint auf den Goldmünzen des Münzmeisters T. Sempronius Gracchus aus der Zeit von 42 bis 38 v. Chr. Die Umschrift DIVI IVLI F(ilius) bezeichnet den Dargestellten als Sohn des vor wenigen Jahren ermordeten und später zum Gott erhobenen Feldherrn C. Iulius Caesar. Aus Vorsicht oder Anmaßung verzichtet der hier abgebildete Octavian auf eine explizite Namensnennung: Auf eine göttliche Herkunft zu verweisen, könnte dem späteren Kaiser Augustus von republikanisch gesinnten Römern, die seinen Griff nach der Alleinherrschaft fürchten, negativ ausgelegt werden. Doch vielleicht sahen der Dargestellte und der ihn ehrende Münzmeister auch jede weitere Erklärung für überflüssig an, ähnlich wie bei der auf der Rückseite des Aureus gezeigten Fortuna, die schon allein an ihren Attributen zu erkennen ist. Füllhorn und Schiffsruder definieren die Ikonografie der römischen Glücksgöttin für die weiteren Jahrhunderte, doch zum Zeitpunkt dieser Prägung war Fortuna in dieser Form erst auf zwei früheren Münzemissionen dargestellt worden: als persönliche Glücksgöttin des C. Iulius Caesar, als Fortuna Caesaris. Als Besonderheit soll noch auf den Silberstempel mit dem kleinen Adler auf der Vorderseite verwiesen werden, der auf die renaissancezeitliche Münzsammlung der Familie d´Este, der Herzöge von Ferrara, verweist. [Sonja Kitzberger]

Frühneuzeitlicher Abguss eines Aureus des Octavian mit Inschrift M AGRIPPA COS...

Das Cimeliarchium, das Inventarbuch der Münzsammlung der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt aus dem Jahr 1709/1710, verzeichnet eine römische Goldmünze, auf welcher die einander anblickenden Köpfe des Iulius und des Augustus zu sehen sind. Die angegebene Münzlegende DIVOS IVLIVS bezieht sich auf den nach seinem Tod vergöttlichten C. Iulius Caesar, DIVI F(ilius) auf Octavian, den späteren Kaiser Augustus und Adoptivsohn des Gottes. Die Münzrückseite wird nur von dem Schriftzug M(arcus) AGRIPPA CO(n)S(ul) DESIG(natus) gefüllt, der auf den für das Jahr 37 v. Chr. vorbestimmten Konsul Agrippa als Prägeherrn verweist. Das in den alten Aufzeichnungen derart beschriebene Goldstück befindet sich tatsächlich im Münzkabinett des Landesmuseums, zu dessen Bestand die Sammlungen der Neuenstädter Herzöge heute gehören. Nur handelt es sich hier um eine Fälschung, offenbar einen frühneuzeitlichen Goldabguss einer Silbermünze, den die adligen Sammler vor dreihundert Jahren wohl als antike Münze erwarben. Das beschriebene Bildmotiv ist aus der römischen Antike nur von Denaren bekannt, einzig die Rückseite bleibt bei allen Gold- und Silberstücken dieser Münzserie des Agrippa gleich. [Sonja Kitzberger]

Denar des Octavian mit Darstellung des Divus Iulius-Tempels

Nur wenige Jahre nach seiner Ermordung 44 v. Chr. wurde C. Iulius Caesar auf Betreiben seines Adoptivsohnes Octavian zum Gott erhoben, doch erst 29 v. Chr. erhielt der vergöttlichte Feldherr und Diktator einen Tempel für seinen Kult auf dem Forum in Rom. In der Zwischenzeit, wahrscheinlich im Jahr 36 v. Chr., ließ Octavian diesen Denar mit einer Abbildung des geplanten Heiligtums prägen. Nicht zuletzt auf Grund der zeitlichen Distanz zwischen dem Münzbild und der Einweihung des fertigen Gebäudes kann hier keine realistische Wiedergabe erwartet werden, sondern eher die Visualisierung einer politischen Botschaft: Dem vergöttlichten Iulius, dem DIVO IUL(io), wie es unter dem Giebel zu lesen ist, weiht der Gottessohn Octavian, der DIVI F(ilius), der auf der Münzvorderseite gezeigt wird, den Tempelbau, der nicht nur den als großes Kultbild dargestellten neuen Gott verherrlicht, sondern auch indirekt seinen Nachfolger und Erben, den späteren Kaiser Augustus. Einzelheiten wie der Stern im Giebelfeld, dessen Erscheinen die Himmelfahrt C. Iulius Caesars angezeigt haben soll, oder der Altar, der am Ort seiner Verbrennung errichtet wurde, tragen zusätzlich zur Mythifizierung des göttlichen Adoptivvaters bei und haben mit der tatsächlich rekonstruierbaren Architektur des Divus Iulius-Tempels nichts zu tun. [Sonja Kitzberger]

Denar des L. Livineius Regulus mit Darstellung von Tierkampfszenen

42 v. Chr., wenige Jahre vor dem endgültigen Ende der Römischen Republik und dem Beginn der Kaiserzeit, ließ der Münzmeister L. Livineus Regulus das Bild seines gleichnamigen Vaters auf die Vorderseite dieses Denars prägen. Das nüchterne Porträt eines hohen Beamten Roms befindet sich hier an der Stelle, die ursprünglich den Göttern, allen voran der Stadtgöttin Roma, vorbehalten war und schon seit einigen Jahren von den Bildnissen mächtiger Feldherren und Diktatoren besetzt wurde. Die Rückseite zeigt eine Tierhetze, eine sogenannte venatio, deren Veranstaltung zur Belustigung des Volkes offenbar dem Porträtierten in seinem Amt als römischer Aedil zuzuschreiben ist, der unter anderem für die Ausrichtung der Spiele zuständig war. Im Vordergrund des Münzbildes kämpft ein Mann mit einem langen Stab oder Speer gegen einen Löwen, die Szenen im Hintergrund könnten einen verletzten Eber und einen springenden Panther darstellen. Die exotische Herkunft der Raubtiere sollte Macht und Größe des römischen Staates sowie Großzügigkeit und Finanzkraft des Veranstalters verdeutlichen. [Sonja Kitzberger]

Denar des Lollius Palicanus mit Darstellung einer Rostra

Der Denar des Münzmeisters Lollius Pelicanus bietet ein gutes Beispiel dafür, wie schwierig es für den heutigen Betrachter ist, die Abbildungen auf antiken Münzen richtig zu entschlüsseln. Die Umschrift LIBERTAS auf der Vorderseite benennt immerhin den hier dargestellten weiblichen Kopf als den der römischen Personifikation der Freiheit. Die Architektur auf der Münzrückseite, deren Arkaden mit Rammspornen von Schiffen versehen sind, wurde schon als Hafendarstellung interpretiert, obwohl es sich viel wahrscheinlicher um eine Abbildung der mit Kriegstrophäen geschmückten Rostra auf dem Forum in Rom handelt. Diese Rednertribüne, auf der viele berühmte Politiker der Römischen Republik ihre Botschaften an das Volk gerichtet hatten, Gesetze verabschiedet und Wahlen abgehalten wurden, existiert heute nur noch auf diesem Denar. Bei der auf der Plattform stehenden Bank, die aus heutiger Sicht ebenfalls verschiedenste Deutungen zulässt, handelt es sich am ehesten um die Sitzbank eines Volkstribunen. Diese Interpretation lässt sich mit dem Bildmotiv der Münzvorderseite und der Familiengeschichte des Münzmeisters verbinden, dessen Vorfahre sich als Tribun gegen den Diktator Sulla für die traditionellen Rechte seines Amtes einsetzte. Im Hinblick auf das damalige Zeitgeschehen kann hier auch eine Spitze gegen den Diktator Julius Caesar gesehen werden. [Sonja Kitzberger]

Denar des L. Aemilius Lepidus Paullus mit Darstellung der Unterwerfung des...

Das nordgriechische Königreich Makedonien, das einst von Alexander dem Großen regiert worden war, gelangte 168 v. Chr. unter römische Herrschaft. Der Feldherr L. Aemilius Paullus errang den Sieg bei der Schlacht von Pydna und durfte in seiner Heimatstadt Rom einen grandiosen Triumph feiern, an den noch über hundert Jahre später der Münzmeister und angebliche Nachfahre L. Aemilius Lepidus Paullus mit diesem Denar erinnerte. Auf der Rückseite der Münze ist Paullus, wie er in der Legende genannt wird, rechts neben einem großen Siegesmal dargestellt, an dem die Rüstung und Bewaffnung der Unterlegenen zur Schau gestellt wird. Links daneben stehen der makedonische König Perseus und seine beiden Söhne als Gefangene, die am großen Triumphzug in Rom als lebende Trophäen teilnehmen mussten. Die Nummerierung TER (dreimal) über der Szene verweist auf den damit dritten Sieg des Feldherrn, auf den sich der Münzmeister mit seiner monetalen Ehrung gerne als Vorfahren berufen möchte. Die Vorderseite des Denars zeigt die Göttin Concordia, die wahrscheinlich als Mahnung zur Eintracht im Jahr nach der staatsgefährdenden Verschwörung des Catilina zu lesen ist. [Sonja Kitzberger]

Denar des L. Valerius Acisculus mit Darstellung der Europa

Der Münzmeister L. Valerius Acisculus konnte sich im Jahre 45 v. Chr. sicher nicht vorstellen, welche Bekanntheit und politische Symbolik die für seine Silberprägung ausgewählte Abbildung der mythischen Königstochter Europa auf dem Stier 2000 Jahre später entwickeln würde. Der römische Beamte, dessen Name Acisculus in Form eines kleinen Hämmerchens neben dem Apollonkopf auf der Denarvorderseite bildlich dargestellt ist, war aber nicht der erste, der diese griechische Sage auf Münzen bannte: Bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. erscheint Europa auf Stateren der Insel Kreta, in hellenistischer Zeit entstand der Bildtypus mit dem segelartig über den Kopf geschwungenen Schleier. [Sonja Kitzberger]

Denar serratus des Q. Fufius Calenus und des P. Mucius Scaevola Cordus mit...

Vermutlich in das Jahr 70 v. Chr. datiert die Prägung dieses römischen Denars, der von den Münzmeistern Q. Fufius Calenus und P. Mucius Scaevola gemeinsam herausgegeben wurde. In diesem Jahr fand ein Census statt, eine Volkszählung, bei der alle Wahlberechtigten mit römischem Bürgerrecht erfasst wurden, zu denen seit dem sogenannten Bundesgenossenkrieg 91-88 v. Chr. nicht mehr nur die Bewohner der Stadt Rom zählten, sondern die gesamte Bevölkerung der italischen Halbinsel. Die nun herrschende Eintracht und rechtliche Gleichstellung von Alt- und Neubürgern wird auf der Rückseite des Denars von dem Handschlag zwischen den göttlichen Personifikationen Roma und Italia symbolisiert, wobei die rechts stehende Roma zum Zeichen ihrer Vorherrschaft den Fuß auf eine Weltkugel stellt. Die auf der Vorderseite abgebildeten Köpfe von Honos und Virtus, die militärischen Ruhm und Tapferkeit verkörpern, verweisen vielleicht auf die erfolgreichen Feldzüge des Pompeius, der im Jahr 70 v. Chr. sein erstes Konsulat antrat und für die Durchführung des Census verantwortlich war. Somit wäre das Bildprogramm des Denars als Ehrung eines einzelnen Politikers und Feldherrn zu verstehen, was einen Hinweis auf die weitere Entwicklung der republikanischen Münzprägung gibt. [Sonja Kitzberger]

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