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Landesmuseum Württemberg Modemuseum im Schloss Ludwigsburg

Modemuseum im Schloss Ludwigsburg

Seit 2004 zeigt das Landesmuseum Württemberg Teile seiner Kostümsammlung im Festinbau von Schloss Ludwigsburg. Zu sehen ist europäische Kleidung der Zeit zwischen 1750 und 1970 – etwa 700 originale Kostüme und Accessoires für Damen, Herren und Kinder. Sie veranschaulichen die vielfältigen Erscheinungen der Mode vor dem Hintergrund gesellschaftlicher, politischer und technischer Entwicklungen. Eine Auswahl der Exponate finden Sie hier.

[ 42 Objekte ]

Kaminfächer

Der Fächer, der seinen Höhepunkt als modisches Accessoire im 18. Jahrhundert hatte, war auch Mitte des 19. Jahrhunderts wieder beliebter Gegenstand koketten Spiels. Ein im Vergleich zum Faltfächer seltener Typus ist der des Kaminfächers, eines Stilfächers mit feststehendem Blatt. Unser Exemplar ist auf der Vorderseite mit einer Szene aus Shakespeares "Romeo und Julia" bemalt: Auf dem Maskenball der Capulets nähert sich Romeo, als Pilger verkleidet, der ahnungslosen Julia. Der um 1867 zu datierende Fächer trägt vorn die Signatur von Karl Friedrich Johann von Müller, der einer traditionsreichen Stuttgarter Künstlerfamilie entstammte. Der Kaminfächer ist im Modemuseum im Schloss Ludwigsburg ausgestellt.

Damenkleid

Wie der in das Taillenband eingewebte Schriftzug angibt, stammt das Damenkleid aus dem Modehaus "Worth". Der Engländer Charles Frederick Worth hatte 1858 in Paris einen Modesalon eröffnet, der in den folgenden Jahrzehnten international zum Inbegriff luxuriöser Damenmode werden sollte. Die aus Rock und Jacke bestehende Damenrobe ist in einem beigegrundigen, mit gold-irisierenden Punkten gemusterten Seidengewebe gefertigt. Mit Perlanhängern besetzte Schleifen am Rock sowie Besatz aus ungemusterter Seide bilden den Schmuck. Die Silhouette der Robe wird von der Turnüre bestimmt, der mit Hilfe von einem am Körper zu tragenden Gestell erreichten Polsterung des Gesäßes. Das Damenkleid ist im Modemuseum im Schloss Ludwigsburg ausgestellt. Erworben aus Lotto-Mitteln.

Damenkleid

Die Betonung der Taille ist eine Konstante in der Damenkleidung der Biedermeierzeit. Das Gesellschaftskleid aus hellgelbem und elfenbeinfarbenem Seidenrips hat die für die Zeit um 1830 charakteristische, an ein Stundenglas erinnernde Silhouette. Die enge Schnürung der Taille wird durch die Weite des Rocks und die Betonung der Schulterpartie - mit breitem Dekolleté und gebauschten, von Bändern und gestreiftem Futter in Form gehaltenen Ärmeln - optisch unterstützt. Auch die Verzierungen verstärken diese Wirkung: Beim Oberteil ist es die Blende mit den von der Mittelnaht aufsteigenden Falten und beim Rock die Gestaltung der farblich abgesetzten Zweiteilung in Kombination mit der Seidenstickerei. Das Damenkleid ist im Modemuseum im Schloss Ludwigsburg ausgestellt. Erworben aus Lotto-Mitteln.

Knabenanzug

Bis zur Französischen Revolution von 1789 trugen die Herren die Kniehose, die Culotte, in Kombination mit weißen Strümpfen. Als Erkennungszeichen ihrer freiheitlichen Gesinnung wählten die Revolutionäre - die Sans Culottes - stattdessen die langen weiten Hosen, die man bis dahin nur von den Arbeitern kannte. Allgemein akzeptiert wurde die uns heute so vertraute Hosenlänge erst in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Für den jugendlichen Träger des gelben Anzugs standen bei der Entscheidung für die lange Hose sicher modische Erwägungen im Vordergrund. Die enge Jacke, mit der für diese Zeit charakteristischen hohen Taillierung, der feine Seidenstoff und die auffällige Farbe lassen eher an einen Modegecken denken als an revolutionäre Ideale. Der Knabenanzug ist im Modemuseum im Schloss Ludwigsburg ausgestellt. Erworben aus Lotto-Mitteln.

Festkleid (Unterkleid ergänzt)

Der Verzicht auf Schnürungen und formgebende Reifröcke oder Polster, die hohe, unter der Brust sitzende Taille und der gerade Schnitt sind Ausdruck eines sich ab etwa 1788 allmählich durchsetzenden neuen Kleiderstils. Infolge der mit dem frühen Klassizismus aufgekommenen Begeisterung für die Antike waren Kleider im griechischen Stil Mode geworden. Die sich daraus entwickelnde "chemise", ein hemdartiges Kleid aus hellem, leichtem, oft durchsichtigem Stoff, ist charakteristisch für die europäische Damenmode während Directoire und Empire, also zwischen etwa 1795 und 1820. Das wahrscheinlich in Königsberg getragene Damenkleid mit Schleppe ist aus einem feinen Baumwollbatist gearbeitet.

Damenkleid (Robe à l’anglaise)

Bei der Wahl ihrer Garderobe hatte sich auch in Württemberg die höfische Gesellschaft des 18. Jahrhunderts am Vorbild Versailles zu orientieren. Enge Mieder und seitlich weit ausladende Reifröcke bestimmten die Damenmode "à la française". In der zweiten Jahrhunderthälfte von England ausgehende Impulse für eine bequemere, zurückhaltende Gestaltung sind auf dem Kontinent begeistert aufgenommen worden - wie das Damenkostüm nach englischer Art belegt. Statt mit einem Reifrock wurde die elegante schleppende "Robe à l’anglaise" nur noch mit Unterröcken und einem kleinen Gesäßpolster getragen. Das verarbeitete Seidengewebe - im zeittypischen Streifenmuster - ist mit einer höchst qualitätsvollen Stickerei dekoriert. Das Damenkleid wurde von der Gesellschaft zur Förderung des Landesmuseums Württemberg erworben. Es ist im Modemuseum im Schloss Ludwigsburg ausgestellt.

Bestickte Bügeltasche aus dem Biedermeier

In der Zeit des Biedermeiers (ca. 1815 – 1848) waren Ausflüge und Spaziergänge in die Natur zunehmend auch an der Tagesordnung von Familien aus den höheren Gesellschaftsschichten. Dazu wurde jedoch selten auf das passende Accessoire verzichtet, in diesem Fall ein kleines Täschchen. Verziert mit verschiedensten Blumen passte sich die flache Tasche sicherlich dem restlichen auffällig verzierten Outfit der damaligen Dame an. Die florale Seidenstickerei wurde auf Gittergewebe aus vergoldetem Silberlahn angebracht. Getragen wird die Bügeltasche an einer vergoldeten Messingkette, welche an dem Bügel angebracht wurde. Das Innere der Tasche wurde mit edler Atlasseide ausgeschmückt, was zeigt, dass an allen Stellen dieses Accessoires nicht an luxuriösen Stoffen gespart wurde. [Sophie Fischer]

Knabenhausmantel 2. Hälfte 18. Jahrhundert

In den Schlössern und Palästen des 18. Jahrhunderts war es in den Wintermonaten immer sehr kalt, denn trotz Öfen und Kaminen blieben die großen und hohen Räume sehr schwer zu beheizen. Daher verwundert es nicht, dass fernab der Mode für offizielle Anlässe sich der Hausmantel als wärmendes Kleidungsstück großer Beliebtheit erfreute. Dieser Knabenhausmantel ist typisch für die Kinderkleidung der Zeit nach dem Vorbild in der Erwachsenenmode gestaltet. Aus gestepptem Baumwollstoff, der wohl in Indien gefertigt und mit kleinen Blumen in bunten Farben bedruckt wurde, zeigt dieser Mantel auch die Begeisterung für exotische Drucke und Motive, die die höfische Gesellschaft des Barock erfasst hatte. [Marlene Barth]

Handtasche (Hirschkäfermotiv)

Diese wappenförmige Damenhandtasche des beginnenden 20. Jahrhunderts besticht durch die Verarbeitung verschiedenster hochwertiger Materialien. So kamen vergoldetes Messing, geprägtes Leder, Seidenrips, Perlmutt und Achat zum Einsatz. Die charakteristische Vorderseite zeigt ein Hirschkäfermotiv mit einem dunkelgrünmarmorierten Körper aus einem Achat Cabochon. Der Kopf des Käfers mit den beiden kugelförmigen Augen geht in den Rahmen der Tasche über. Die Tasche ist an einem Kettenhenkel tragbar und durch einen Schnappverschluss zu öffnen. Im Inneren befindet sich ein hellviolettes Seidenrips-Futter. Die Handtasche ist ein charakteristisches Accessoire der Damenmode von 1900-1920 und ist im Modemuseum Ludwigsburg ausgestellt. [Larissa Maria Müller]

Handtasche

Diese Damenhandtasche des beginnenden 20. Jahrhunderts repräsentiert mit ihrer charakteristischen floralen Ornamentik aus Metall in idealtypischer Weise die Epoche des Jugendstils. Die dekorativ geschwungenen Linien und meist symmetrisch angeordneten Arabesken finden sich in dieser Bewegung sowohl in Kunst- als Alltagsgegenständen wieder. Das Streben nach einem Gesamtkunstwerk, welches Kunst, Kunsthandwerk und Mode inkludiert galt als besonderes Anliegen. Diese kleine cremefarbene Tasche mit Innenfutter in Altrosa und Metallrahmen, -kette und -verschluss greift die Idee der dekorativ geschwungenen floralen Ornamentik auf. Die Tasche ist im Modemuseum in Ludwigsburg ausgestellt. [Larissa Maria Müller]

Knabenjustaucorps um 1750

Bis in die Zeit der Aufklärung hinein wurden Kinder als kleine Erwachsene gesehen und deren Mode spiegelte dies wieder. Gerade im Barock waren Perücken, Krinoline und gleiche Stoffe wie für Erwachsene dazu verwendet, den Status des Kindes und damit auch den der Eltern anzuzeigen. Der Knabenjustaucorps, um 1750 aus hochwertigem, rostbraunen und fein in sich gemustertem Seidensamt gefertig und mit überzogenen Knöpfen ausgestattet, vermittelt genau jene Form der Kindermode, die den gleichen repräsentativen Anspruch erfüllt wie die Herrenmode der Zeit. Als Justaucorps bezeichnet man die Herrenhauptoberbekleidung des späten 17. und 18. Jahrhunderts, wobei es sich um einen langen Rock mit weiten Schößen handelt. [Marlene Barth]

Blaue Seidensatin Schute aus dem Biedermeier

Gerade zur Zeit des Biedermeier in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Kopfbedeckungen wie diese Schute beliebt. Der stahlblaue Hut wurde damals wahrscheinlich von den Damen mit einer fein hochgesteckten Frisur und einem auffällig verzierten Kleid kombiniert. Die typische Form dieser Schuten wird unter anderem durch ein Stahl- oder Drahtgestell unterstützt, auf welches der farbige Stoff gespannt wird. Im Inneren der Schute befinden sich schwarze Seide und weiße Gaze, welche der Trägerin ein angenehmeres Tragegefühl versprach. Um den schmaleren Teil der Schute wurden dünne, edel ausgearbeitete Samtstreifen angebracht, um den gerafften Effekt zu verstärken. [Sophie Fischer]

Schuhe von Königin Sophie der Niederlande

Sophie Friederike Mathilde der Niederlande (1818- 1877) war eine geborene Prinzessin von Württemberg und als Ehefrau des Königs Wilhelm III. von Oranien von 1849 bis 1877 Königin der Niederlanden. Trotz ihres erfolgreiche Gatten schien Sophie nicht glücklich in den Niederlanden und verbrachte somit viel Zeit in ihrer Heimat Stuttgart. Hier wurde dieses Paar Schuhe von eben der Königin Sophie getragen und aufbewahrt. Die seidenen Schühchen aus grobem hellbraun-beigen Gewebe haben einen kurzen, dunklen Absatz. Verziert werden sie durch eine hellblaue Schleife aus Seide am vorderen Rand. [Sophie Fischer]

Ein Damenmantel

Dass sich auch die Mode in Paris im Hinblick der Ereignisse der 1960er Jahre so schnell veränderte, konnte keiner erahnen. Der veränderte Umgang mit der Sexualität und der Aufklärung zeigen sich auch im Kleid: was zuvor als unzüchtig galt betonte jetzt einen freien Lebensstil. Dieser Damenmantel ist deshalb so beispielhaft, da er „mini“ ist. Der leicht ausgestellte Minimantel endet etwa 20 cm über dem Knie. Die kurze Rocksaumlänge hatte sich davor aus England schon durchsetzen können und gelangte bis in die High Fashion Ateliers nach Paris, wo sich auch Damen der gehobenen Klasse Minikleider kauften. Der Mantel stammt aus dem Pariser Atelier André Courréges. Courréges Entwürfe standen für zeitgenössische und jugendliche Mode. Die silberfarbenen Knöpfe sind sowohl an dem Umlegekragen wie an den runden aufgesetzten Taschen vorhanden und stechen durch den Kontrast zum weißen Mantel besonders hervor. [Ana Sofia Suarez Lerche]

Ein Paar hochhackige Damenschuhe

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte der Absatzschuh Einzug in die Modewelt gefunden und war zunächst dem Adel vorbehalten. Die extravagante Fußbekleidung sollte ein barockes Ideal vermitteln, wonach der adelige Körper in erster Linie dem Zeremoniell des Hofes diente. Um 1700 war der französische Absatz, der 9-10 cm hoch war, in Mode gekommen. Jener Modeerscheinung gehört auch dieser Damenschuh an, wobei dessen Absatz eine geschweifte Form besitzt. Über dem Spann befindet sich eine Querlasche, die durch eine rosarote Schleife geschlossen wird. Deutlich sichtbar wird hier der gesellschaftliche Aufstieg des Schuhmachers zum Kunsthandwerker: Das Gláce-Leder ist mit weißem Seidendamast überzogen und aufwändig mit Blumen- und Blattmuster bestickt. [Sarah Höger]

Dreiteiliger Herrenanzug à la francaise

Die Epoche des Rokoko setzte mit einer neuartigen Männerbekleidung eine entscheidende Zäsur: Ludwig XIV. zeigte sich häufig in der Kleidung seiner Soldaten und trug neben Weste und Kniehose einen knielangen Schossrock. Dieser dreiteilige Herrenanzug wurde von nun an bei Hofe getragen und hielt sich bis in das 18. Jahrhundert, sodass auch der modebewusste Mann um 1780 den sogenannten habit á la francaise trug. Mode diente damals Repräsentationszwecken, sodass Frauen wie Männer mit ihrer Kleidung einen gewissen Luxus demonstrierten. Das wird bei diesem Habit deutlich, der aus edlem, rosarotem Seidenrips hergestellt wurde. Im reichen Blumenranken- und Schuppen-Pailletten-Muster zeigt sich die hohe Kunst der französischen Seidenstickerei. [Sarah Höger]

Herrenbadeanzug

Diesen einteiligen Herrenbadeanzug von ca. 1911 trug Prinz Alfons von Bayern, der Neffe König Ludwig II. von Bayern (reg. 1864-1886). Er besteht aus blau-weiß gestreifter Baumwollwirkware, hat kurz angeschnittene Beine, keine Ärmel und einen weiten, runden Halsausschnitt. Rechts und links auf der Schulter befinden sich Milchglasknöpfe mit denen der Badeanzug geschlossen werden kann. Vorne auf der Brust unter dem Halsausschnitt sind eine kleine Krone und ein Monogramm “A” aufgestickt. Dieses persönliche Merkmal wurde dem ansonsten gängigen Typus des gestreiften Herrenbadeanzugs hinzugefügt, der zu dieser Zeit bis in die 1920er und 1930er Jahre sehr häufig von allen Gesellschaftsschichten getragen wurde. [Ingrid Starnecker]

Damenkleid

Dieses Kleid von Paco Rabanne stammt aus den 1960er Jahren. Die Mode der Zeit der so genannten Swinging Sixties wurde von politischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Ereignissen geprägt, wie dem Mord an Kennedy, den Beatles und der Mondlandung. Eine Aufbruchsstimmung fand statt die durch die Jugend getragen wurde. In diesem Zusammenhang entstand auch die so genannte Pret-a-porter (fertig zum tragen) Mode: auch die großen Modehäuser verkauften für das junge Publikum und die breite Masse, Ware von der Stange. Das kurze leicht ausgestellte Kleid besteht aus rautenförmigen, braunen Lederstücken, die mit Messingösen verbunden sind. Es ist etwa knielang und mit einem V- Ausschnitt versehen. Das Kleid steht für eine jugendlich-provokante Mode, die sich in den 1960er Jahren zunehmend individualisierte. [Ana Sofia Suarez Lerche]

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