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Landesmuseum Württemberg Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg"

Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg"

Anlässlich des 150-jährigen Gründungsjubiläums eröffnete das Landesmuseum Württemberg im Mai 2012 die Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg" im Alten Schloss. Mit über 1000 Werken aus 80.000 Jahren bietet die Ausstellung einen chronologischen Rundgang durch die Kulturgeschichte der Region. Hier finden Sie eine Auswahl der ausgestellten Objekte.

[ 387 Objekte ]

Marmorskulptur der „Psyche“

Die Skulptur stellt Psyche, die schöne Geliebte des Gottes Amor, dar. Auf dem Rücken trägt sie Schmetterlingsflügel (im Altgriechischen ist „Psyche“ das Wort für die menschliche Seele wie auch für Schmetterling). Etwas verborgen trägt sie das Gefäß mit der Schönheitssalbe der Göttin der Unterwelt, das sie der Liebesgöttin Aphrodite bringen soll. Ludwig von Hofer, in Rom Mitarbeiter von Bertel Thorvaldsen (1770–1844), wurde nach seiner Rückkehr nach Stuttgart Hofbildhauer König Wilhelms I. Dieser ließ sein Schloss Rosenstein mit Marmorskulpturen ausstatten, zu denen auch eine größere Fassung dieser „Psyche“ gehörte (verschollen). Die Figur von 1835 könnte die Erstfassung sein. Hofer schuf eine große Zahl von Skulpturen, die bis heute das Stuttgarter Stadtbild prägen, z.B. das Reiterstandbild „Herzog Eberhards im Barte“ im Alten Schloss und viele mehr. [Olaf Siart]

Knochenpfeilspitzen

Pfeilspitzen aus Tierknochen sind in der Jungsteinzeit eine nicht sehr häufige Fundgruppe. Eine Ausnahme bildet die Schussenrieder Kultur am Übergang vom 5. zum 4. Jahrtausend v. Chr. mit zahlreichen Exemplaren. Die fünf fertigen Geschossköpfe und die beiden Rohstücke aus Aldingen lagen dicht beisammen und waren ehemals vermutlich in einem Beutel verstaut. Als Rohmaterial dienten dünnwandige Röhrenknochen. Die Pfeilspitzen sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Dechsel und Dechselrohling

Geschliffene Steingeräte sind eng mit der Ausbreitung von Ackerbau und Viehhaltung verbunden. Die quergeschäfteten Steinklingen (Dechsel) wurden für das Fällen der Bäume und die Holzbearbeitung benötigt. Wie arbeitsintensiv das Zuschleifen der Dechsel gewesen ist, verdeutlicht die Gegenüberstellung des Rohstücks mit dem fertigen Exemplar eindrücklich. Beide Geräte sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Keramikgefäße der Pfyner Kultur

In der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. erreicht die Besiedlung am Bodensee und an den Seen in der Ostschweiz einen Höhepunkt. Zahlreiche neue Dörfer mit bis zu 150 Häusern werden errichtet. Ihre Keramikgefäße verzieren die Siedler nur noch selten, neu sind hingegen Krüge und Flaschen mit durch Knubben angedeuteten weiblichen Brüsten. [Fabian Haack]

Bild Knüppeldamm Steinhauser Ried

Die durch die Entdeckung der ersten Pfahlbauten im Federseeried 1875 ausgelöste Euphorie, lockte auch zahlreiche Neugierige an, die das „schwäbische Pompeji“ aus der Nähe betrachten wollten. Dazu gehörte auch der Historienmaler Carl von Häberlein, der einen 1877 entdeckten Knüppeldamm im Aquarell festhielt. (Bildunterschrift: „Knüppeldamm im Steinhauser Ried, am 26. Juni blos gelegt Ansicht gegen Westen Aufnahme Nachmittags von Professor Häberlein"). [Fabian Haack]

Schädelbecher

Der Fund eines Schädelfragments eines Rentiers wurde durch den Ausgräber G. Riek als „Schädelbecher“ beschrieben. Erhalten sind ein Teil der Schädelkalotte und der Stirn, mit den Ansätzen der beiden Geweihstangen (Rosenstock). Die Interpretation knüpfte vielleicht an menschliche Schädelkalotten an, die ebenfalls als „Gefäße“ angesehen werden und von mehreren Fundplätzen bekannt sind. Eine erneute Untersuchung des Schädelfragments 2016 hat allerdings keine Spuren einer menschlichen Bearbeitung ergeben. Es handelt sich daher eher um einen Faunenrest der zufällig in das Höhlensediment gelangte. [Fabian Haack]

Verzierter Kumpf

Gefäße aus gebranntem Ton kommen um die Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. mit den ersten Ackerbauern erstmals in die Neckarregion. Der Kumpf aus Steinheim an der Murr mit seiner bauchigen Form und der weiten Mündung ist ein typisches Beispiel dieser frühen Keramik. Die in breiten Linien angebrachte bandartige Verzierung hat der Kultur der Siedler ihren Namen eingebracht: Linienbandkeramik. Der Kumpf ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Schussenrieder Topf

Der reichverzierte Keramiktopf aus Hochdorf stammt aus einer jungsteinzeitlichen Siedlung, deren Reste sich unter dem Grabhügel des bekannten Keltenfürsten erhalten haben. Die sorgfältige Ornamentierung aus Zick-Zack-Mustern und Dreiecken ist typisch für die Neckargruppe der Schussenrieder Kultur. Der Topf ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Jadebeil

Aus Jade hergestellte Beile sind ein in der Archäologie schon lange diskutiertes Phänomen. Ihre Herkunft wurde selbst in China vermutet, denn erst seit 2003 kennt man die jungsteinzeitlichen Abbaustätten von Jadeit in den italienischen Alpen. Von hier aus hat sich in der Jungsteinzeit ein reger Handel mit diesem Rohmaterial entwickelt, der bis in die Bretagne und eben auch in die Ostalb reichte. Das Beil ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Prunkbeil

Die spitznackigen Steinbeile des späten 5. und frühen 4. Jahrtausends v. Chr. sind häufig aus Jadeit hergestellt worden, einem Material, das nur in den italienischen Alpen ansteht. Es sind Prunkwaffen, die erstaunlicherweise besonders häufig in der Bretagne vorkommen und dort auch in den Megalithgräbern auf Felsbildern dargestellt werden. Mit einer Länge von 13,5 cm ist das Exemplar aus Schwieberdingen nicht sehr groß, allerdings wurden solch wertvolle Beile immer wieder nachgeschliffen und damit über die Zeit immer kleiner. Das Beil ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Beil aus Frankreich

Das am Nacken und der Schneide ausgebrochene Beil wurde 1924 in einem Garten in Böblingen gefunden. Als Rohmaterial diente Feuerstein aus dem ostfranzösischen Mont les Estrelles in Ostfrankreich, einem bisher noch wenig bekannten Herstellungszentrum für Beilklingen. Das Beil ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Feuersteinbeil

Das stark abgenutzt und gebrochene Steinbeil aus Stuttgart Uhlbach ist aus Feuerstein zugeschliffen. Die Materialanalysen ergaben eine Herkunft aus Osteuropa, vermutlich aus Polen. Das Beil ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack] Gefunden von G. Schaber.

Steinbeil

Das am Schäftungsende abgebrochene Beil ist aus schwarzem Pelitquarz. Dieses Rohmaterial wurde an der Wende vom 5. zum 4. Jahrtausend v. Chr. in den südlichen Vogesen abgebaut, um gezielt Beilklingen herzustellen. Die Verbreitung dieser Werkzeuge ist, etwa im Gegensatz zu den zeitgleichen Jadeitbeilen, aber eher regional und reicht im Osten nicht über das Bodenseegebiet hinaus. Das Beil ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Zwischenfutter aus Hirschgeweih

Die sogenannten Zwischenfutter wurden bei der Beilschäftung verwendet. Die Beilklingen aus Felsgestein wurden in den Zwischenfuttern und diese dann über den Zapfen im Holm fixiert. Hirschgeweih besitzt eine hohe Dämpfung und so konnte beim Fällen der Bäume die auf das Beil wirkende Kraft verringert und die Lebensdauer von Klinge und Holm verlängert werden. Durch den abgesetzten und auf dem Holm aufliegenden Bereich der Fassungen wurde der Druck zusätzlich auf eine breitere Fläche verteilt. Die Zwischenfutter sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Vollständige Dechsel

Vollständige Werkzeuge wie diese Dechsel aus Überlingen haben sich nur unter Luftabschluss in den Seeufersiedlungen am Bodensee oder in Oberschwaben erhalten. Diese exzellente Konservierung erlaubt uns einen einzigartigen Blick in die Lebenswelt der jungsteinzeitlichen Menschen und ist ein Grund, warum die Pfahlbausiedlungen seit 2011 Teil des kulturellen Welterbes der Menschheit sind. Um die bei der Holzbearbeitung auf Beilklinge und Holzgriff wirkende Energie zu dämpfen, wurde ein Zwischenfutter aus Hirschgeweih zwischen beiden angebracht. Die Dechsel ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Grobe Töpfe

Um die Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. setzt am Bodensee ein kultureller Wandel ein, der sich anhand der Keramikgefäße deutlich ablesen lässt. Die Machart der jetzt steilwandigen Töpfe ist eher grob und auf Funktionalität ausgerichtet. Dies belegen auch die besonders dicken und speziell gemagerten Bodenplatten der Kochtöpfe, die die Hitze der Feuerstellen besonders gut aufnahmen. Die Gefäße sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Netzsenker

Sogenannte Netzsenker gehören zu den typischen Funden aus oberschwäbischen Pfahlbausiedlungen. Sie dienten dazu die Unterseite des Netzes zu beschweren, während die Oberseite durch Netzschwimmer aus Holz an der Seeoberfläche gehalten wurde. Im ruhigen Federsee eigneten sich besonders alte Keramikscherben für diese Funktion, die aufgrund des geringen Gewichtes und der großen Oberfläche nicht in den weichen Seegrund einsanken. Hin und wieder kamen jedoch auch Steine, wie das Exemplar auf dem Bild unten links, zum Einsatz. [Fabian Haack]

Eimer und Schalen aus Holz

Vollständige Behältnisse aus Holz erhalten sich selbst in Seeufersiedlungen nur selten. In Reute Schorrenried konnten in den frühen 1980er Jahren ein Eimer-artiges Gefäß aus und zwei kleinere, vollständig überarbeitete und polierte Schalen ausgegraben werden. Für die Herstellung verwendeten die Menschen häufig rissfestere Maserknollen, so auch für den Eimer (Eiche) und die kleinere Schale (Ahorn), während das dritte Stück aus einem Eschenstamm gefertigt wurde. Zwei der Holzgefäße sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Keramikgefäße

Bereits im Jahr der Entdeckung der Seeufersiedlung von Reute 1934 wurde durch die Altertümersammlung in Stuttgart eine erste Grabung vor Ort durchgeführt. Aber erst in den frühen 1980er Jahren fanden genauere Untersuchungen statt und das umfangreiche Fundmaterial belegt eindrücklich die Bedeutung der kleineren Seen und Moorflächen in Oberschwaben für die Besiedlung im 4. Jahrtausend v. Chr. Form und Verzierung der Keramik weisen deutliche Einflüsse aus dem Bodenseegebiet und aus Bayern auf. [Fabian Haack]

Gusstiegel

Die ältesten Kupfergegenstände in Südwestdeutschland und den angrenzenden Regionen stammen vom Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. Es handelt sich um Importe aus Ostmitteleuropa, denn hier ist Kupfer schon einige Zeit länger im Gebrauch. Nur wenige Jahrzehnte später lässt sich anhand von Gusstiegeln eine direkte Verarbeitung des neuen Metalls vor allem für die Pfahlbaudörfer zwischen Oberschwaben und Zürichsee nachweisen. Ein besonders eindrückliches Exemplar für diese neue Technologie ist der Tiegel vom Schreckensee nördlich von Ravensburg. Der Gusstiegel ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Sicheleinsätze

Sicheln gehörten seit dem Beginn des Ackerbaus zum festen Inventar der jungsteinzeitlichen Siedler. In der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. wurden hierfür kleine Messer aus Feuerstein in einen gebogenen Holzschaft mit Griff eingesetzt und mit Birkenpech verklebt. Häufig weisen die Feuersteineinsätze einen typischen Glanz (Sichelglanz) auf der beim Durchschneiden der Getreidehalme entsteht Die Sicheleinsätze sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Kalksteinperlen und durchbohrte Tierzähne

Das Tragen von Schmuck an Körper und Kleidung gehört von Anfang an zu den grundlegenden menschlichen Bedürfnissen. Über die Art und die Zusammenstellung des ausgewählten Perlen, Ketten und Anhänger konnten sowohl Individualität als auch Gruppenzugehörigkeiten zum Ausdruck gebracht werden. Neben den für den Anfang des 4. Jahrtausends v. Chr. typischen röhrenförmigen Kalksteinperlen finden sich in der Feuchtbodensiedlung von Ehrenstein auch Schmuckgegenstände aus Eberzahnlammellen, Tierzähnen von Bär, Pferd und Fuchs, und Knochenanhänger. [Fabian Haack]

Keramikgefäße Goldberg-Gruppe

Die Höhensiedlung auf dem Goldberg im Nördlinger Ries spielt für die Siedlungsforschung in Südwestdeutschland eine wichtige Rolle. Auf der sich 60 m über die Riesebene erhebenden Hochfläche aus Süsswasserkalken ließ sich bei Ausgrabungen zwischen 1911 und 1929 eine Schichtenfolge von der Jungsteinzeit bis in die Eisenzeit nachweisen. Denn Umbruch vom Mittel- zum Jungneolithikum markieren dabei Gefäße bei denen sich die Verzierung aus umlaufenden Rillen und Einstichen weitgehend auf den Schulterbereich beschränkt. [Fabian Haack]

Keramikgefäß mit anthropomorpher Darstellung

Zu den wenigen Keramikgefäßen mit menschlichen Darstellungen aus der ersten Hälfte des 3. Jahrtausend v. Chr. gehört das Exemplar vom Goldberg. Zugleich ist der Goldberg namensgebend für die Kulturgruppe dieser Epoche, die sich vom Ries bis nach Oberschwaben erstreckt. Sie wird nach der zugehörigen Kulturschicht (Schicht III) Goldberg III Gruppe genannt. [Fabian Haack]

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