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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Sesterz des Didius Julianus mit Darstellung der Fortuna

Auf Grund der kurzen Regierungszeit des Didius Julianus sind von seinen heute sehr seltenen Münzen nur drei Rückseitenmotive bekannt, abgesehen von denen, die er in vergeblicher dynastischer Hoffnung für seine Frau und seine Tochter prägen ließ. Fortuna, die Göttin des Schicksals und der glücklichen Gelegenheit, die auf diesem Dupondius mit ihren typischen Attributen Füllhorn und Steuerruder dargestellt ist, wirkt wie eine Illustration der Ereignisse, die sich nach der Ermordung des Kaisers Pertinax abgespielt haben sollen: Die Prätorianer, Leibgarde des Herrschers, versteigerten die höchste Macht im Römischen Reich an den Meistbietenden. Der schwerreiche Didius Julianus sah daraufhin seine Chance gekommen und erkaufte sich die Kaiserwürde. Für die Einsetzung dieses Herrschers waren also weder bestimmte Tugenden, noch militärische Erfolge oder familiäre Verbindungen ausschlaggebend, sondern allein die Gunst und die Laune der Schicksalsgöttin Fortuna. [Sonja Hommen] Vorderseite: Kopf des Didius Julianus mit Lorbeerkranz nach rechts. Rückseite: Fortuna steht frontal, den Kopf nach links gewandt. Sie hält ein Ruder über einem Globus mit der rechten und ein Füllhorn in der linken Hand.

Dupondius des Pertinax mit Darstellung des opfernden Kaisers (Vota Decennalia)

Nur knapp 90 Tage war Pertinax Herrscher des Römischen Reiches, doch ironischerweise zeigt ihn die Abbildung auf der Rückseite dieses Dupondius, wie die Umschrift VOT(a) DECEN(nalia) (zehnjährige Eide) erklärt, beim Schwur der kaiserlichen Gelübde, die er mit einer Geltungsdauer von zehn Regierungsjahren vor den Göttern und dem Volk von Rom ablegte. In eine Toga gekleidet, die der kultischen Handlung gemäß auch seinen Kopf bedeckt, steht Pertinax neben einem Dreifuß, einem dreibeinigen Feuerbecken, über welchem er ein flüssiges Opfer aus der Schale in seiner Hand ausgießt. Da er dem tyrannischen und unbeliebten Commodus im Amt folgte, kann man sich den auf Ausgleich und Schadensbegrenzung ausgerichteten Inhalt seiner Eide, die wie eine Art Regierungsprogramm verstanden wurden, gut vorstellen, doch hatte er leider keine zehn Jahre Zeit, diese zu erfüllen. [Sonja Hommen]

Denar des Pertinax mit Darstellung der Providentia

Als Nachfolger des tyrannischen Kaiser Commodus, der schließlich doch einer der zahlreichen Verschwörungen gegen ihn zum Opfer gefallen war, sah sich der bereits weit über sechzigjährige Pertinax mit desolaten Staatsfinanzen und der Verachtung des römischen Volkes für ihre Herrscher konfrontiert. Während seiner nur wenige Monate dauernden Regierungszeit versuchte er, zum Beispiel durch die Versteigerung des sicher nicht ärmlichen Besitzes seines Vorgängers, diese Probleme zu lösen. Dass mit ihm eine neue Zeit anbrach, sollte auch seine Münzprägung propagieren: PROVID(entia) DEOR(um), die in der Umschrift benannte Personifikation der göttlichen Vorsehung, zeigt sich auf diesem Denar des Pertinax ganz ungewöhnlich ohne jedes Attribut; ihre Aufmerksamkeit und ihre rechte Hand richten sich auf einen über ihr schwebenden Stern. Diese Symbolik, auch der christlichen Ikonografie nicht unbekannt, könnte auf ein göttliches Zeichen verweisen, welches den erlösenden Herrschaftswechsel, den die Götter in ihrer Weisheit beschlossen hatten, ankündigt oder begleitet. Vielleicht ist Providentia aber auch in einem Gebetsgestus zu sehen, mit dem sie um göttliche Unterstützung und klugen Rat für die schwierige Regierung des Pertinax bittet. [Sonja Hommen]

Aureus des Commodus mit Darstellung eines Congiariums

Zahlreiche Figuren bevölkern die Darstellung auf der Rückseite dieses Aureus: Kaiser Commodus sitzt auf einem Podium, hinter ihm steht ein Offizier mit einem Stab in der Hand, vor ihm befindet sich die Personifikation der Freigebigkeit, Liberalitas, mit Füllhorn und Rechenbrett; zusätzlich eilt noch ein römischer Bürger die Stufen des Podiums hinauf. Die begrenzte Fläche der Münze muss sich das Bildmotiv auch mit einer längeren Umschrift teilen, die im unteren Abschnitt die Szene als LIBERAL(itas) V beschreibt, also als fünfte wohltätige Verteilung von Geld- oder Getreidespenden während der Regierungszeit des Commodus. Insgesamt soll dieser Kaiser neun sogenannte Congiarien abgehalten haben, einige davon noch als designierter Nachfolger und Caesar unter seinem Vater Marc Aurel. Die wiederholten Schenkungen an das römische Volk wurden bereits von zeitgenössischen Autoren wie Cassius Dio als maßlos kritisiert und spiegelten wahrscheinlich weniger eine authentische Großzügigkeit als vielmehr einen dringenden Bedarf des Herrschers an erkaufter Popularität. Tatsächlich hatte Commodus in der Zeit der Prägung dieser Münze 181/182 n. Chr. gerade die erste Verschwörung gegen ihn überstanden, die allerdings nicht die letzte bleiben sollte. [Sonja Hommen]

Aureus des Lucius Verus mit Darstellung der Eintracht der Augusti

In den Jahren 161 bis 169 n. Chr. wurde das Römische Reich von zwei Kaisern regiert, die sich, wie das Münzbild auf der Rückseite dieses Aureus verdeutlicht, nicht als Rivalen gegenüberstanden, sondern als fast gleichberechtigte Partner die Herrschaft teilten. Marc Aurel und Lucius Verus waren beide von Antoninus Pius adoptiert und als Caesares zusammen erzogen worden. Nach dem Tod des alten Kaisers wurde Marc Aurel zu dessen Nachfolger, seinen Freund und Bruder ernannte er zum Mitregenten. Das Münzmotiv zeigt die Harmonie und das Einverständnis zwischen den beiden im Handschlag vereinten Augusti, was auch noch durch die Umschrift CONCORDIAE AVGVSTOR(um) (der Einigkeit der Kaiser) betont wird. Auffällig ist, dass die Darstellung keinen von beiden durch Größe oder Kleidung deutlich hervorhebt, obwohl Marc Aurel sicher eine Vorrangstellung inne hatte. Dieses Bild der zwei Kaiser war derart bekannt und verbreitet, dass es in dieser Zeit sogar als Kuchenform Verwendung fand, wie ein Fund aus dem Töpferviertel von Aquincum, dem heutigen Budapest, belegt. [Sonja Hommen]

Aureus des Antoninus Pius für Marc Aurel mit Darstellung des Mars

Lange bevor Marc Aurel selbst zum Kaiser des Römischen Reiches wurde, tauchte sein Porträt auf den Münzen seines Vorgängers Antoninus Pius auf. Seit den flavischen Herrschern war es üblich geworden, für den designierten Nachfolger eigene Prägungen mit dem CAESAR-Titel und einem passenden Bildprogramm herauszugeben. Auf der Vorderseite dieses Aureus ist Marc Aurel mit Vollbart und der für ihn typischen Lockenfrisur dargestellt, zudem trägt er einen Feldherrenmantel, ein sogenanntes Palludamentum, um die Schultern. Dieser militärische Aspekt wiederholt sich im Motiv der Rückseite, das den bis auf einen Mantel nackten Kriegsgott Mars zeigt, der mit Speer und Tropaion über der Schulter voranschreitet. Konkrete Feldzüge und Siege waren für die Auswahl dieser Darstellung wahrscheinlich weniger ausschlaggebend als vielmehr die allgemeine Botschaft von kriegerischem Mut und Kampfeswillen; Eigenschaften, die zu einem Anwärter auf die römische Kaiserwürde gut passten. [Sonja Hommen]

Aureus des Pescennius Niger mit Darstellung der Spes

Die Konflikte um die Herrschaft des Römischen Reiches im Vierkaiserjahr 193 n. Chr. spielten sich nicht nur in der Hauptstadt ab, sondern auch in den Provinzen; dort waren die römischen Truppen stationiert, welche den persönlichen Machtanspruch ihres jeweiligen Befehlshabers schlagkräftig unterstützen konnten. Pescennius Niger, Statthalter der Provinz Syria, wurde im April 193 n. Chr. von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen. Auf seinen seltenen Münzen zeigt er sich im Porträt als erfahrener Befehlshaber mit militärisch kurzem Haar und tiefen Falten. Die Rückseite dieses Aureus ist der guten Hoffnung, der BONAE SPEI, gewidmet, die verdeutlichen sollte, dass mit dem neuen Kaiser, der in dieser Funktion Rom nie betreten hatte, eine neue bessere Zukunft anbrach. Doch Septimius Severus, Statthalter von Pannonien, machte Pescennius Niger diesen Anspruch streitig und besiegte ihn im März 194 n. Chr. Offenbar schon kurz zuvor hatte er dessen Münzstätte in Antiochia übernommen, zusammen mit den Stempelschneidern und Münzmotiven seines unterlegenen Rivalen. Die Personifikation der guten Hoffnung war nun Botschafterin auf den Münzen des Septimius Severus. Offenbar handelt es sich bei der Goldmünze aus dem Württembergischen Landesmuseum um einen späteren Abguss von einem Denar. Allerdings ist dieses Stück im Sammlungsinventar der Neuenstädter Herzöge vermerkt, weshalb davon auszugehen ist, dass es sich zumindest nicht um eine moderne Fälschung handelt, sondern um einen für die Geschichte und Zusammensetzung der herzoglichen Sammlung interessanten Guss, der vor 1710 angefertigt worden sein muss. [Sonja Hommen] Vorderseite: Kopf des Pescennius Niger mit Lorbeerkranz nach rechts. Rückseite: Spes steht nach links, sie hält eine Blume in der rechten und rafft ihr Gewand mit der linken Hand.

Denar des Galba mit Darstellung der Concordia Provinciarum

Bevor Galba für einige Monate Kaiser des Römischen Reiches war, regierte er als Statthalter in der Provinz Hispania Tarraconensis. Als sich unter dem Statthalter Vindex Teile Galliens gegen die Herrschaft des Kaisers Nero erhoben, beteiligte sich im Jahr 68 n. Chr. nach einigem Zögern auch Galba mit seiner spanischen Provinz an dem Aufstand. Dieser wurde zwar niedergeschlagen, doch Nero konnte sich als Herrscher in Rom nicht länger halten und wurde durch Galba ersetzt. An die gemeinsame Erhebung der römischen Gebiete in Spanien und Frankreich erinnert das Rückseitenmotiv dieses Denars, welches die CONCORDIA PROVINCIARVM, die Eintracht der Provinzen, beschwört. Die Personifikation der Concordia hält einen Zweig in der rechten Hand, eigentlich das Attribut der Göttin Pax, doch als Friedenssymbol auch zur Botschaft dieses Münzmotivs passend. [Sonja Hommen]

Aureus des Galba mit Darstellung der Bürgerkrone (corona civica)

Seit der Zeit der Republik war der Kranz aus Eichenlaub die höchste Auszeichnung für Personen, die sich um das Wohl der römischen Bürgerschaft besondere Verdienste erworben hatten. Verliehen wurde er von Senat und Volk von Rom, wie auch die Inschrift auf der Rückseite dieser Goldmünze verdeutlicht: S(enatus)P(opulus)Q(ue)R(omanum) OB C(ives) S(ervatos), also Senat und Volk von Rom für die Errettung der Bürger. Adressat dieser Widmung und der sie umrahmenden Bürgerkrone war Galba, der nach dem Tod des Nero für sieben Monate als römischer Kaiser regierte. Wie ein Retter musste der über siebzig Jahre alte, erprobte und erfahrene Staatsmann den von Neros tyrannischer Herrschaft geplagten Römern tatsächlich vorgekommen sein. Mit diesem Motiv demonstrierte Galba, der sich im Münzporträt als älterer Mann mit strengen Gesichtszügen darstellen ließ, dass er als neuer Kaiser des Römischen Reiches die volle Unterstützung von Senat und Volk genoss. [Sonja Hommen]

Denar des Caracalla mit Darstellung der Fides

Zur Zeit des Augustus bestand der römische Denar noch aus reinem Silber; ungefähr zweihundert Jahre später, als diese Münze des Kaisers Caracalla geprägt wurde, machte das edle Metall weniger als die Hälfte des Münzgewichts aus. Schuld an der massiven Verschlechterung des Silbergehalts und damit des eigentlichen Wertes waren die Bürgerkriegsjahre und die kostspieligen Feldzüge, die Caracalla und seine Vorgänger an den nördlichen und östlichen Grenzen des Römischen Reiches führen mussten. Die Bedeutung des Militärs in dieser Zeit kommt auch in der kaiserlichen Münzprägung zum Ausdruck: Dieser Denar des Caracalla zeigt Fides, die Personifikation der Treue, zwischen zwei Standarten. Sie symbolisiert in diesem Zusammenhang die Loyalität der Streitkräfte zu ihrem Herrscher und Oberbefehlshaber, der sich auf der Vorderseite der Münze mit militärisch kurzen Buckellocken und entschlossenem, fast grimmigem Gesichtsausdruck darstellen ließ. Die üppige Lockenpracht und die wallenden Bärte der antoninischen Kaiser und seines Vaters Septimius Severus tauschte Caracalla gegen die Strenge einer Soldatenfrisur ein, die auch seine Nachfolger übernehmen werden. [Sonja Hommen]

Denar des Geta mit Darstellung der Providentia

Geta, dessen frühe Münzporträts aus Kindheit und Jugend absichtlich an die seines Bruders Caracalla angeglichen wurden, lässt sich auf der Vorderseite dieses Denars als Ebenbild seines Vaters Septimius Severus darstellen. Nach dessen Tod teilten sich seine beiden Söhne die Regentschaft, wobei ihre Feindseligkeit und Rivalität untereinander dazu führte, dass sie sich offenbar auch in ihren Porträts deutlich voneinander abzusetzen versuchten. Auf der Rückseite der Münze ist eine weibliche Personifikation dargestellt, die mit dem Globus in ihrer linken Hand wahrscheinlich als Providentia, als göttliche Vorsehung oder kaiserliche Voraussicht, angesprochen werden kann. Die Fackel, die sie in die Höhe hebt und die normalerweise ein Attribut von Mond-, Sonnen- oder Unterweltsgottheiten ist, könnte in diesem Zusammenhang das erhellende und wegweisende Licht der Erkenntnis symbolisieren. [Sonja Hommen]

Intaglio mit Vierbeiner

Der querovale Ringstein aus einem opak dunkelblauen Lapislazuli mit goldfarbenen Einsprengseln zeigt einen nach rechts springenden Vierbeiner (Hund, Pferd?) mit nach oben gebogenem Schwanz auf einer Grundlinie, auf der einige Querstriche wohl Gras andeuten sollen. Die Arbeit ist sehr einfach und anscheinend unfertig. Die Hinterläufe enden unvermittelt bzw. gehen in die Querstreifen des Grases über, der Kopf scheint ebenfalls nicht fertig gestellt zu sein, es fehlen sämtliche Details, so das eine eindeutige Identifizierung des Tieres offen bleiben muss. Das vorliegende Objekt gehört möglicherweise zu einer ganzen Serie kleinformatige Lapislazuligemmen von beschränkter Qualität. Wann und warum gerade diese Stücke ihrem Weg in die Kunstkammer fanden, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. [Marc Kähler]

Commesso mit fiktivem Porträt Alexanders des Großen

Der große Schmuckstein ist aus drei sauber gearbeiteten Einzelteilen aus Jaspis und Achat zusammengesetzt, diese Technik wird Commesso genannt. Der Kopf und der Oberkörper sind in hohem Relief gearbeitet und teilweise ungenau auf die Rückplatte geklebt. Dargestellt ist eine männliche Büste mit Helm und Schuppenpanzer, der auf der Schulter durch kurze, unten runde Riemen miteinander verbunden ist. Der Helm ist mit mehreren Wirbeln verziert. Die Figur trägt einen Oberlippenbart, dessen Enden bis über die Mundwinkel reichen. Interessanterweise wurde das Objekt 1705 in Johann Schuckards Kunstkammerinventar und auch noch 1792 als Alexander der Große (356–323 v. Chr.) beschrieben, obwohl Alexander im 18. Jahrhundert bereits gänzlich anders dargestellt wurde. Typische Attribute wie die Frisur fehlen hier, dennoch hielt man an der Benennung fest. [Marc Kähler]

Intaglio mit Rabe auf einem Füllhorn

Der querovale Ringstein aus einem milchig hellblauen und dunkelblauen Nicolo ist in einem neuzeitlichen Goldring gefasst. Dargestellt ist ein Rabe nach links auf einem ebenfalls nach links weisenden Füllhorn, an dessen Ende ein kleiner Ziegenkopf mit langen Hörnern dargestellt ist. Das Stück ist sehr ansprechend gearbeitet, das Gefieder des Vogels ist besonders fein geschnitten. Stil und Motiv weisen in die frühe römische Kaiserzeit. Die Schnittkanten wirken auffällig flau und abgerundet, was von der intensiven Nutzung herrührt. [Marc Kähler]

Intaglio mit Bacchus mit Hirtenstab und Weintraube

Der hochovale Ringstein aus einem Nicolo ist in einem neuzeitlichen Goldring gefasst und zeigt in schwungvollen Schnitten eine nach rechts schreitende männliche Figur mit einer Weintraube in der vorgestreckten Linken und einem Hirtenstab oder einer Fackel in der angewinkelten Rechten. Die Figur steht auf einer kurzen Grundlinie. Das Motiv des schreitenden bzw. laufenden Bacchus oder Satyr mit Hirtenstab und Weintraube ist gut bekannt. Darstellungen aus dem Umfeld des Hirtengottes sind in der gesamten römischen Antike sehr beliebt und finden sich häufig auf Gemmen. Das vorliegende Objekt wurde in den Kunstkammerhauptinventaren von 1785 und 1792 beschrieben. [Marc Kähler]

Intaglio mit arabischer Schrift

Der achteckige Ringstein aus einem milchig hellen Karneol ist in einem vergoldeten Silberring gefasst, der eine achteckige, unten mit radialen Zickzackbändern verzierte Kastenfassung besitzt. Dargestellt ist der kalligrafische arabische Schriftzug Allutf fi Abied Allah. Der Hintergrund ist mit zwei S-förmigen Blütenranken verziert, das Bildfeld ist durch eine doppelte Linie umrahmt. Der Schriftzug Allutf fi Abied Allah bedeutet in etwa so viel wie “Freundlichkeit / Höflichkeit / Zugänglichkeit in Allahs Knechte“. Kunstobjekte aber auch Waffen aus dem islamischen Kulturkreis waren in europäischen Kunstkammer sehr beliebt. [Marc Kähler]

Intaglio mit Bacchus und Panther

Der ovale Ringstein aus dunklem Nicolo ist in einem neuzeitlichen Goldring gefasst und zeigt Bacchus mit einem kleinen Panther. Der Gott ist bis auf einen Mantel hinter seinem Rücken nackt, in der Rechten hält er einen langen Thyrsosstab, mit der herabgesenkten Linken gießt er ein kleines rundes Gefäß aus. Hinter ihm springt ein kleiner Vierbeiner hervor, der sich zu der herabgesenkten Kanne bzw. zu Bacchus umwendet. Eine Reihe von Punkten unter dem Bauch des Tieres könnten Fell oder Zitzen darstellen. Im Gefolge des Bacchus wird man am ehesten einen Panther bzw. ein Pantherweibchen vermuten. Die sehr schöne und aufwendige Arbeit ist äußerst detailreich gestaltet. Die Figur ist sehr gut proportioniert, Stab und Panther runden die Darstellung gekonnt ab. Das Motiv des Bacchus mit Thyrsosstab und Gefäß ist geläufig und findet sich um die Zeitenwende häufiger. [Marc Kähler]

Kameo mit dem Porträt eines bärtigen Mannes (Orientale?)

Der hochovale Kameo aus einem gebänderten Achat zeigt das Porträt eines bärtigen Mannes mit einer Kopfbedeckung. Sie besteht aus einem breiten hohen Rand und einem kleinen runden Aufsatz, auf dem oben eine kleine Kugel sitzt. Der Dargestellte hat einen auffälligen Bart und eine kunstvolle Frisur. Vermutlich ist in der Darstellung ein Orientale, evtl. ein Türke zu sehen. Das Krakelee stammt wohl von dem Versuch, den Stein mittels Hitzeeinwirkung zu färben. Achate sind von Natur aus wenig farbig, erst durch einen aufwendigen Prozess erhalten sie ihr strahlendes Farbspektrum. [Marc Kähler]

Medaille Ludwigs XIV. von Frankreich mit einem Triumphbogen, 1670

König Ludwig XIV. von Frankreich eroberte im Devolutionskrieg gegen Spanien 1668 Teile der Spanischen Niederlande. Der zu diesem Zeitpunkt 30-jährige Sonnenkönig, nutzte den Triumph für eine umfassende Selbstinszenierung als Sieger. In den folgenden Jahren erhielt er den Beinamen Louis le Grand oder Ludovicus Magnus. In Paris sollte sogar ein Triumphbogen entstehen, der Bau wurde 1671 jedoch eingestellt. In diesem Kontext ist die Silbermedaille aus dem Jahr 1670 zu verstehen. Die Vorderseite zeigt den König nach rechts gewandt, ausgestattet mit Schulterpanzer und geknotetem Halstuch, auf dem Kopf sitzt die Allongeperücke, die Ludwig zur Staatstracht erhob. Auf der Rückseite ist ein Triumphbogen zu sehen, obenauf mit einer lebensgroßen Statue Ludwigs des Großen. Triumphbögen sind seit der Antike Bauwerke, die zu Ehren triumphierender Herrscher oder Feldherren errichtet wurden. So verrät die Umschrift, für welche Ruhmestaten dieser gebaut werden sollte: POVR LES CONQVESTES DE FLANDRE ET DE LA FRANCHE COMTE MDCLXX – Für die Eroberung von Flandern und der Franche-Comtè 1670. [Lilian Groß]

Medaille Papst Alexanders VII. mit Ansicht der Piazza del Popolo in Rom, 1662

In der Zeit seiner Regentschaft von 1655 bis 1667 prägte Papst Alexander VII. das Stadtbild des barocken Roms. Als Oberhaupt der katholischen Kirche gab er zahlreiche Bauwerke in Auftrag, so z. B. die Kolonnaden um den Petersplatz oder die Cathedra Petri im Petersdom. Die Medaille von 1662 zeigt zwei weitere Bauwerke, die unter Alexander VII. errichtet wurden: die Kirche Santa Maria dei Miracoli und ihre Zwillingskirche Santa Maria di Monte Santo. Beide Kirchen zieren den wichtigsten Platz am nördlichen Eingang Roms, die Piazza del Popolo. Santa Maria dei Miracoli ist ein Rundbau, während ihr Pendant einen ovalen Grundriss hat. In der Mitte des Platzes steht der Obelisk Flaminio aus Ägypten, den Augustus 10 v. Chr. nach Rom brachte, flankiert wird er von den beiden Marienkirchen. Die Vorderseite zeigt das Porträt des Papstes in geistlichem Ornat, auf dem Kopf die Tiara mit dreifachem Kronreif. Das spitzbärtige Gesicht ist nach links gewandt. [Lilian Groß]

Medaille Papst Sixtus` V. mit Darstellung eines Aquädukts, 1589

Wie die meisten Päpste zeichnete sich auch Sixtus V. während seiner Amtszeit durch rege Bauaktivität aus. Er ließ das antike Aquädukt Aqua Alexandria wiederherstellen, damit auch höher gelegene Stadtteile Roms mit Wasser versorgt werden konnten. Der Verlauf der alten Trasse wurde geändert und das neue Aquädukt „Aqua Felice“ benannt – nach dem bürgerlichen Namen von Sixtus V., Felice Peretti. Täglich wurden 21.000 Kubikmeter Wasser von der Quelle an der Via Praenestina nach Rom geführt. Auf die Fertigstellung der neuen Wasserleitung 1589 wurde diese Medaille geprägt. Die Vorderseite ziert das Porträt des Papstes: Im geistlichen Ornat bekleidet, aber ohne Tiara, so dass die Tonsur sichtbar ist, im Profil nach rechts. Die Darstellung auf der Rückseite zeigt in stilisierter Form tosende Wassermassen, die durch eine triumphbogenförmige Brücke fließen. Die Umschrift PONS FELIX kann als Wortspiel verstanden werden: einmal als lateinische Übersetzung „die glückliche Brücke“, aber ebenso die Nennung des Erbauers des Aquädukts: Felice. [Lilian Groß]

Denar des Domitian mit Darstellung der Minerva

Kaum ein römischer Kaiser hat seine bevorzugte Schutzgottheit derart häufig auf Münzen prägen lassen wie Domitian: Minerva, die Göttin des Krieges und der Weisheit, gefiel diesem Herrscher vielleicht deshalb besonders gut, weil sie innerhalb der kapitolinischen Göttertrias nach Jupiter und Juno an dritter Stelle kam, ebenso wie Domitian nach seinem Vater Vespasian und Bruder Titus der dritte Kaiser der flavischen Dynastie war. Nur wenige Jahre nach seinem Regierungsantritt ließ er vier Darstellungstypen der Göttin anfertigen, die in der Folgezeit das dominierende Münzmotiv seiner Silberprägungen wurden. Dieser Denar zeigt Minerva kampfbereit in Rüstung und mit erhobenem Speer; Einzelheiten, wie die kleine Eule zu ihren Füßen oder die Schlangenköpfe auf ihrem als Ägis bezeichneten Ziegenfellumhang, sind hier gut zu erkennen. Auf den ersten Blick scheint sie auf einer Art Schiffsbug zu stehen, doch handelt es sich hierbei eher um den oberen Teil einer sogenannten columna rostrata, einer mit in der Schlacht erbeuteten Schiffsschnäbeln verzierten Ehrensäule. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass diese Darstellung einer realen Statue nachempfunden war. [Sonja Hommen]

Aureus des Septimius Severus und des Caracalla mit Darstellung der Victoria

Militärische Siege waren für das auf Expansion angelegte Römische Reich von großer Bedeutung und spielten eine wichtige Rolle für die Legitimation seiner Herrscher. Aus diesem Grund gehört die Siegesgöttin Victoria in vielfältigen Variationen zu den häufigsten Münzmotiven der Zeit. Auf diesem Aureus sieht man die Göttin, deren Flügel ihre Unbeständigkeit und Unvorhersehbarkeit symbolisieren, mit Palmzweig und Siegeskranz herbeieilen: Attribute, die auf den festlichen Triumphzug in Rom verweisen, der erfolgreichen Feldherrn und in späterer Zeit nur dem Kaiser vorbehalten war. Anlass zur Prägung dieser Münze war ein Sieg des Septimius Severus über das Partherreich im heutigen Iran 198 n. Chr. Interessant ist hier auch das Bild der Vorderseite, welches hintereinander gestaffelt die Büsten des Septimius Severus und seines Sohnes Caracalla, seit 198 n. Chr. Mitregent, zeigt. Die Umschrift IMPP (Imperatores) INVICTI PII AVGG (Augusti) erwähnt die Unbesiegbarkeit der Herrscher in direktem Bezug zum Rückseitenmotiv, nicht aber ihre Namen, wobei für den damaligen Betrachter die beiden Porträts zur Identifizierung offenbar ausreichend waren. [Sonja Hommen]

Denar für Faustina maior mit Darstellung der Juno

Als Schutzherrin von Geburt, Ehe und weiblicher Fruchtbarkeit ist Juno für den Lebensbereich der Frau zuständig, darüber hinaus ist sie als Gattin des Jupiter die höchste weibliche Gottheit und Königin des Himmels (Juno Regina), weshalb in der römischen Kaiserzeit ihre Abbildung auf Münzen den Frauen der Herrscher vorbehalten war. Auf diesem Denar für Faustina maior sieht man die Göttin in der würdevollen Haltung und der sittsamen Kleidung einer römischen Matrone, einer ehrbaren verheirateten Frau. Sie hält ein langes Zepter in der linken und eine sogenannte Patera, eine Opferschale, in der rechten Hand, aus der sie den zu ihren Füßen stehenden Pfau, ihr typisches Begleittier, zu füttern scheint. Abgesehen von ihrer prominenten Darstellung auf den Münzen der Kaiserinnen spielt Juno noch in einem anderen Zusammenhang eine wichtige Rolle in der Geschichte der römischen Münzprägung: Der Tempel der Juno Moneta (Mutter der Musen) auf der Arx in Rom war gleichzeitig Sitz der Münze, weshalb „moneta“ im Lateinischen zum Begriff für Geld wurde. [Sonja Hommen]

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