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Landesmuseum Württemberg Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Kunstkammer der Herzöge von Württemberg

Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg gehört mit mehr als 3.000 erhaltenen Objekten zu den bedeutendsten historischen Kunstkammern Europas und zeichnet sich durch eine besonders dichte Überlieferung aus. Erstmals wird die Kunstkammer in der Regierungszeit Herzog Friedrichs I. (1593-1608) erwähnt. Bis heute zählt sie zu den wichtigsten Kernbeständen des Landesmuseums und ist das Herzstück des Hauses.
Neben kostbaren kunsthandwerklichen Arbeiten aus seltenen Materialien umfasst die Sammlung Exotica, die aus fernen Ländern nach Europa importiert wurden, und eine Fülle an kuriosen Dingen, ausgestopften Tieren, magischen Gegenständen, Bronzen, Uhren, Miniaturen, Modellen von Arbeitsgeräten und vieles mehr. In dieser Vielfalt stellt die Kunstkammer eine Enzyklopädie von Objekten dar, in der alle Bereiche der Welt, von Menschen Geschaffenes ebenso wie Zeugnisse der Natur, vertreten sein sollten.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte 2012 bis 2015 das Projekt zur Erforschung von Bestand, Geschichte und Kontext der württembergischen Kunstkammer, dessen Forschungsergebnisse in einer mehrteiligen Buchpublikation sowie hier online der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.

[ 3958 Objekte ]

Ungarisches Denar-Dickstück, 1511

Der im Jahr 1511 geschlagene ungarische Pfennig zeigt auf der Vorderseite die sitzende Madonna; die Umschrift lautet: PATRONA VNGARIE – die Patronin Ungarns. Rechts und links der Gottesmutter stehen die Buchstaben K und G. Der erste steht für die Prägestätte Kremnitz, das heutige Kremnica in der Slowakei, der zweite gibt das Prägejahr an. Die Rückseite zeigt das Wappen des Münzherrn, des Jagiellonen Vladislav II., der König von Böhmen, Kroatien und Ungarn war. Bei dieser Prägung handelt es sich um einen Dickabschlag: Für ihn wurde ein deutlich schwererer Schrötling als für die umlaufenden Münzen verwendet. [Matthias Ohm]

Medaille von Erich Parise auf die Übergabe der schwedischen Krone von Königin...

Christina von Schweden dankte nach 22 Jahren als Königin von Schweden zugunsten ihres Cousins ab. Karl Gustav von Zweibrücken-Kleeburg, als schwedischer König Karl X. Gustav, regierte sechs Jahre. Den symbolischen Akt des Regierungswechsels hielt der Medailleur Erich Parise bildlich fest: Auf der Vorderseite ist der neue König im Profil nach links porträtiert. Auf der Rückseite sitzt Karl auf dem Thron, der rechte Arm ist auf einen Schild gestützt. Vor ihm steht Christina und senkt die Krone mit ihrer rechten Hand auf sein Haupt. In der Neuenstädter Sammlung sind zwei dieser Medaillen vorhanden, diese ist die kleinere. [Lilian Groß]

Medaille auf Jan Hus

Auf dem Konstanzer Konzil wurde Jan Hus 1415 als Ketzer hingerichtet. Wegen seiner Kritik an der katholischen Kirche als Vorläufer der Reformation angesehen, fand sein Bildnis den Weg auf viele Reformationsmedaillen. Diese Prägung zeigt auf dem Avers das Bildnis des Jan Hus und auf dem Revers seine Verbrennung in Konstanz. Diese Darstellung wird durch die Inschrift CONDEMNATVR – er wird verurteilt – erläutert. Die Umschrift auf der Rückseite lautet: CENTVM REVOLVTIS ANNIS DEO RESPONDEBITIS ET MIHI – Nach 100 Jahren werdet Ihr Gott und mir Rechenschaft ablegen -ein Hinweis darauf, dass rund ein Jahrhundert nach dem Tod von Hus mit Luthers 95 Thesen die Reformation begann. [Matthias Ohm]

Medaille von Johann Georg Breuer auf König Karl XI. von Schweden und den Sieg...

Während des Nordischen Krieges zwischen Schweden und Dänemark kam es am 4. Dezember 1676 zur Schlacht bei Lund, die als einer der blutigsten Kämpfe auf skandinavischem Boden gilt. Der siegreiche Karl XI. von Schweden ließ auf seinen Erfolg mehrere Medaillen prägen. Eine davon, geschaffen von Johann Georg Breuer, zeigt auf der Vorderseite den König im Profil nach rechts, bekleidet mit Harnisch und Strahlenkrone. Auf der Rückseite ist der berühmte Gordische Knoten aus der griechischen Mythologie dargestellt: Befestigt am Streitwagen, liegt dieser auf einem Altar, der Name Gottes in hebräischen Buchstaben überstrahlt die Szene. Symbolisch steht der Gordische Knoten in diesem Zusammenhang für den Sieg in der aussichtlos erscheinenden Schlacht von Lund. Darauf weist auch die Inschrift hin: FACILE RVMPITVR – Es ist leicht zu zerschlagen. In der Neuenstädter Sammlung befindet sich eine weitere, ähnliche Medaille. [Lilian Groß]

Dickabschlag eines ungarischen Groschens 1528

Ferdinand I., der jüngere Bruder von Kaiser Karl V., war seit 1521 Erzherzog von Österreich sowie ab 1526/1527 König von Böhmen, Kroatien und Ungarn. Bereits zu Lebzeiten seines Bruders, Kaiser Karls V., wurde er 1531 zum römisch-deutschen König gewählt. 1558 schließlich wurde er selbst Kaiser. In seiner Funktion als ungarischer König gab er 1528 Groschen aus, Silbermünzen im Wert von 4 Denaren. Sie zeigen auf der Vorderseite die Madonna und auf der Rückseite das gevierte Wappen Ungarns mit dem österreichischen Wappen im Herzschild. Bei diesem Objekt handelt es sich nicht um eine Münze, also ein Gepräge für den Zahlungsverkehr, sondern um einen Dickabschlag, eine Prägung mit einem deutlich schwereren Schrötling, die als Erinnerungsstück diente. [Matthias Ohm]

Ovale Medaille auf den schwedischen König Gustav II. Adolf, 1611-1632

Die kleine ovale Medaille wurde während der Regierungszeit des schwedischen Königs Gustav II. Adolf ausgegeben, von 1611 bis zu seinem Tod auf dem Schlachtfeld 1632. Auf der Vorderseite ist der protestantische Herrscher abgebildet. Er trägt einen Harnisch und ist im Viertelprofil nach rechts dargestellt. Die Rückseite ziert sein Monogramm GA. [Lilian Groß

Gedenkmedaille an das Armbrustschießen der Reichsstadt Straßburg, 1576

Im Jahr 1576 fand in Straßburg ein großes Preisschießen statt, an dem auch Schützen aus Bern und Zürich teilnahmen. Um an dieses Fest zu erinnern, gab die Reichsstadt Gedenkprägungen im Wert eines Reichsguldens aus. Auf der Vorderseite sind zwei Büchsen und eine Armbrust dargestellt, begleitet von der Inschrift LVD(is) PVB(licis) – für die öffentlichen Spiele. Die Rückseite zeigt das Wappen Straßburgs. Die Inschrift lautet: IVVENTUTI ARGE(ntinensi) MNEMOSIN(on) – Erinnerung für die Straßburger Jugend. [Matthias Ohm]

Medaille von Friedrich Fechter auf den Tod König Gustav II. Adolfs von...

Auf den Tod des schwedischen Königs Gustav II. Adolf im Jahr 1632 wurden viele Medaillen herausgegeben. Friedrich Fechter schuf diese Prägung deren Vorderseite den König im Profil nach rechts zeigt. Die Umschrift gibt seinen Namen und Titel wider. Auf der Rückseite erhebt sich aus einem Scheiterhaufen ein Phoenix, auf den die Sonne sowie göttliche Strahlen scheinen. Nach der antiken Mythologie verbrannte der Phoenix, um danach aus seiner Asche wieder aufzuerstehen. Die Umschrift PERIT VT VIVAT – Er muss sterben, damit er lebt – verbindet den schwedischen König mit der Mythologie des Phoenix. [Lilian Groß]

Dickabschlag eines Prager Groschens

Seit etwa 1300 wurden in Kutná Horna (Kuttenberg; ca. 70 km östlich von Prag) große Silbermünzen geschlagen. Die Prager Groschen, die in großer Zahl nach Westen wanderten, zeigen auf ihrem Avers die böhmische Krone; auf dem Revers ist das böhmische Wappentier, der doppelschwänzige Löwe, dargestellt; die Inschrift nennt das Nominal: GROSSI PRAGENSES – Prager Groschen. Diese Prägung trägt auf der Vorderseite die Inschrift WENCEZLAVS TERCIVS DEI GRATIA REX BOEMIE – Wenzel III., von Gottes Gnaden König von Böhmen. Es handelt sich aber um keine Münze für den Geldumlauf, sondern um einen Dickabschlag mit einem Gewicht von über 80 Gramm. Solche Prägungen wurden als Erinnerungs- oder Sammlerstücke hergestellt. [Matthias Ohm]

„Wespen-„ oder „Mückentaler“ von Herzog Heinrich Julius von...

Im Cimeliarchium, dem Katalog der Neuenstädter Sammlung, wurde diese Münze mit einer Beschreibung des Rückseitenbildes aufgenommen: „Ein Löw und Adler mit Bienen“. Auf der Rückseite dieser Prägung thematisierte der Herzog seine Auseinandersetzung mit zehn Adelsfamilien. Der Herzog – verkörpert durch den welfischen Löwen – wird von zehn Insekten (Wespen oder Mücken) umschwirrt. Sie stehen für die Geschlechter, die mit Heinrich Julius im Streit lagen, ihn aber nicht bedrohen können. Der Adler, der den Kaiser symbolisiert, hat seine Schwingen schützend über den Löwen ausgebreitet, auf den auch die Strahlen der Sonne fallen. Die Vorderseite zeigt zum Teil vergoldete Wappenschilde. [Matthias Ohm]

Medaille auf Antoine Perrenot de Granvelle

Der Kardinal Antoine Perrenot de Granvelle (1517-1586) war Diplomat in Diensten Kaiser Karls V. Seine Porträtmedaille schuf der aus Cremona stammende Medailleur Giovanni von Melone, der – wie de Granvelle – einen Teil seines Lebens in den Spanischen Niederlanden verbrachte. Die Gussmedaille zeigt auf der Vorderseite das Brustbild des Kardinals nach rechts. Auf der Rückseite ist ein Segelschiff in schwerer See dargestellt, darüber findet sich die Inschrift DVRATE. Wahrscheinlich verweisen Text und Bild auf die Aeneis. Dort heißt es bei der Landung des Aeneas an der Küste Karthagos: Durate, et vosmet rebus servate secundis – Bleibt hart und erhaltet euch für bessere Zeiten! Der Revers sollte wohl die Hoffnung auf Besserung der konfessionell wie politisch schwierigen Lage in den Niederlanden ausdrücken. [Matthias Ohm]

Medaille von Johann Blum auf Herzog Friedrich von Braunschweig-Lüneburg und die...

Die Vorderseite der Medaille Friedrichs von Braunschweig-Lüneburg zeigt den Münzherrn im Brustbild nach rechts. Bild und Inschriften auf der Rückseite verleihen der Hoffnung Ausdruck, dass die Verhandlungen in Münster und Osnabrück erfolgreich sein werden und dass endlich Frieden herrschen kann. Dargestellt sind Merkur mit einem Schwert und ein Putto mit einem Bündel von Pfeilen. Rechts liegen ein Schwert und ein großer Helm, der von Bienen umschwärmt wird – ein Bild, das den Wunsch auf friedvolle Zeiten ausdrückt. Der Kriegsgott Mars benötigt seine Waffen nicht mehr, sein Helm dient nun den Bienen, deren Honig die süße Segnung des Friedens symbolisiert. Auf die Verhandlungen zum Frieden verweisen auch die Inschriften PAX UNA TRIUMPHIS INNUMERIS Potior – ein einziger Friedenschluss ist mehr wert als unzählige Triumphe – und vestrum erit exemplo pacem gens postera nostro promovisse foris et coulisse domi – Kommendes Geschlecht, Deine Aufgabe ist es, nach unserem Vorbild draußen den Frieden zu fördern und daheim zu pflegen. [Matthias Ohm]

Hessischer Philippstaler, 1538

Diese Prägung, ein Philippstaler, ist nach ihrem Münzherrn benannt, dem hessischen Landgrafen Philipp dem Großmütigen. Sein Porträt findet sich auf der Vorderseite, der Herrscher umfasst mit seiner Rechten einen Kommandostab und hat die Linke am Schwertgriff. Die Rückseite zeigt das hessische Wappentier, den gekrönten Löwen, umgeben von vier kleinen Wappenschilden für die Grafschaften Ziegenhain (geteilter Schild, oben: ein sechsstrahliger Stern), Katzenelnbogen (ein steigender Löwe), Diez (zwei schreitende Leoparden übereinander) und Nidda (geteilter Schild, oben: zwei achtstrahlige Sterne). Die Umschrift zitiert einen Vers aus dem Brief des Paulus an die Römer, der bei protestantischen Fürsten und Theologen sehr populär war: SI DEVS (pro) NOBIS QVIS CONT(ra) NOS – Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? [Matthias Ohm]

„Pfaffenfeindtaler“ des Herzogs Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, 1622

Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel kämpfte im Dreißigjährigen Krieg auf der evangelischen Seite. Im Jahr 1622 konnte er Paderborn erobern und plünderte den dortigen Domschatz. Die liturgischen Geräte und Schreine ließ er einschmelzen, um daraus Taler zu prägen. Diese trugen auf der Vorderseite die Inschrift GOTTES FREVNDT DER PFAFFEN FEINDT. Die Rückseite zeigt einen aus den Wolken gereckten rechten Arm, dessen Faust ein Schwert hält. Diese „Pfaffenfeindtaler“ dienten zum einen als Zahlungsmittel, vor allem als Sold für die Soldaten Christians, zum anderen waren sie aber auch ein Kommunikationsmittel, um so die katholische Seite zu verspotten. [Matthias Ohm]

Medaille auf König Matthias II. von Ungarn

Die einseitig geprägte Ovalmedaille zeigt den ungarischen König Matthias II., der im Jahr 1612 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation wurde, nach rechts gewandt. Die Umschrift nennt seinen Namen und seinen Titel: MATTHIAS II D(ei) G(ratia) REX HVN(gariae) – Matthias II. von Gottes Gnaden König von Ungarn. Vermutlich wurde diese kleine und dünne Prägung bei seiner Krönung zum ungarischen König ausgegeben. [Matthias Ohm]

Medaille auf Papst Pius II., Mitte 15. Jahrhundert

Pius II. war der 214. Papst, er hatte das Pontifikat von 1458 bis 1464 inne. Diese eher schlichte Medaille zeigt ihn auf der Vorderseite im Profil nach links, sein Kopf ist mit einer Kappe bedeckt. Auf der Rückseite ist eine lobende dreizeilige Inschrift angegeben OPTIMO PRINCIPI – der beste Fürst. [Lilian Groß]

Medaille auf die Krönung von Matthias zum König von Ungarn, 1608

Matthias war Sohn von Kaiser Maximilian II. und folgte 1611 seinem Bruder Rudolf als Kaiser nach; bereits drei Jahre zuvor war er zum ungarischen König gekrönt worden. Die Medaille, die auf diesen Anlass ausgegeben wurde, zeigt auf der Vorderseite Matthias nach rechts gewandt, mit dem Orden vom Goldenen Vlies. Auf der Rückseite ist der Kaiser in Gestalt der Abundantia dargestellt, der römischen Personifikation des Überflusses. Wie bereits auf antiken Münzen üblich, hält der Kaiser Füllhorn und Ähren in Händen. Die Umschrift, ein Vers aus dem Psalter, erläutert diese Darstellung: ABVNDANTIA DILIGENTIBUS TE – Es möge wohl gehen denen, die dich lieben (Ps 121,6)! [Matthias Ohm]

Medaille auf Papst Paul II. mit Darstellung einer Jagdszene, 2. Hälfte 15....

1471 reiste der erste Herzog von Modena, Borso d‘Este von Ferrara, nach Rom, zu Papst Paul II. Der Besuch gipfelte in Feierlichkeiten, die fast einen ganzen Monat andauerten. So veranstaltete Paul II. ein großes Jagdfest und ließ auf dieses Ereignis eine Medaille prägen: Die Vorderseite zeigt den Papst barhäuptig und im Profil nach rechts. Die Umschrift gibt seinen Namen und Titulatur wieder. Auf der Rückseite ist eine Jagd dargestellt: Von links reitet ein Jäger mit einem Spieß in der Hand in die Szenerie und zielt auf ein Wildschwein. Jagdhunde, Bäume und ein Hirsch komplettieren das Bild. Die Umschrift lautet SOLVM IN FERAS PIVS BELLATVR PASTOR – nur gegen wilde Tiere war der kriegerische Hirte fromm. [Lilian Groß]

Medaille auf die Eroberung von Gran durch Erzherzog Matthias, 1601

Während des „Langen Türkenkriegs“ von 1593 bis 1606 gelang es den habsburgischen Truppen, die Festung Gran (ungarisch Esztergom, lateinisch Strigonium) nach einer zweimonatigen Belagerung zu erobern. Die Militäraktion stand unter der Leitung des österreichischen Erzherzogs Matthias, der später König von Ungarn und römisch-deutscher Kaiser werden sollte. Die Medaille auf die Eroberung von Gran zeigt auf der Vorderseite den Feldherrn hoch zu Ross; im Abschnitt steht die Inschrift MILITEMVS – Lasst uns streiten! Die Rückseite schildert die Belagerung der Stadt Gran, hinter der die Sonne aufgeht. Im Vordergrund ist ein Militärlager mit Kanonen dargestellt. Im Abschnitt ist das Ereignis mit Datum genannt: STRIG(onium) CAP(itur) AN(No) 1595 SEP(temberbris) 2 – Gran wurde erobert im Jahre 1595 am 2. September. [Matthias Ohm]

Ovale Medaille auf Papst Paul II., 1470

Der 214. Papst, Paul II., ließ 1470 diese ovale Medaille prägen. Anlass war ein Jubiläum, denn 1440 ernannte sein Onkel, der damalige Papst Eugen IV., ihn zum Kardinal von Santa Maria Nuova in Rom. Auf der Vorderseite ist Paul II. im Profil nach rechts abgebildet. Bekleidet ist er mit Tiara und Pluviale. Die Umschrift benennt Namen und Titulatur PAVLO VENETO PAPAE II ITALICE PACIS FVNDATORI – für Papst Paul II. aus Venedig, den Gründer des italienischen Friedens. Die Rückseite zeigt das Wappen Pauls II.: Auf dem Schild ist ein aufsteigender Löwe nach heraldisch rechts abgebildet, darüber verläuft ein schrägrechter Balken, hinter dem Wappen kreuzen sich die Schlüssel Petri, die Tiara bekrönt den Schild. [Lilian Groß]

Münzschale mit 16 antiken und 2 neuzeitlichen Prägungen, um 1540

In den Boden, die Wände und die Handhebe dieser Schale, die um 1540 in Wien geschaffen wurde, sind 18 Münzen eingelassen. Im Fonds befindet sich ein Doppelguldiner Maximilians I. (reg. 1493–1519), der die Annahme des Kaisertitels im Jahre 1508 feiert. Diese Prägung ist von 16 antiken (bzw. für antik gehaltenen) Münzen im Rand umgeben, von 14 römischen und zwei ostkeltischen. Der Griff der Münzschale ist mit einer Prägung Vladislavs II. von Böhmen und Ungarn (reg. 1471/90–1516) geschmückt. Vermutlich handelt es sich bei dieser Schale um die „grosse Schüssel mit guldenen und silbernen Pfennigen versetzt“, die der Augsburg Kunstagent Philipp Hainhofer beschrieb, als er 1616 die Stuttgarter Kunstkammer besuchte (von Oechelhäuser, Bericht, S. 307f.). Den fürstlichen Sammlern und den Besuchern der Stuttgarter Kunstkammer bot die Münzschale die Gelegenheit zum intellektuellen Austausch, wenn sie beim Drehen Vorder- und Rückseite der Münzen aus über anderthalb Jahrtausenden betrachten konnten. [Matthias Ohm/Sonja Hommen]

Medaille auf Papst Paul II. mit Darstellung des Konsistoriums, 2. Hälfte 15....

Auf der Vorderseite der Medaille ist Papst Paul II. im Profil nach links abgebildet. Er ist barhäuptig und bekleidet mit dem Pluviale. Auf der Rückseite ist der Papst erhöht sitzend dargestellt. Links und rechts neben ihm sieht man Kardinäle. Davor knien Gläubige, einer von ihnen küsst dem Papst die Füße. Die Inschrift weist darauf hin, dass es sich hier um ein öffentliches Konsistorium handelt: CONSISTORIVM PVBLICVM. Dies ist eine Vollversammlung des Papstes und der Kardinäle, die vom 11. bis Ende des 16. Jahrhunderts gemeinsam die Leitung der römisch-katholischen Kirche ausübten. Seit Papst Sixtus V. verlor das Konsistorium an Bedeutung und wurde nur noch nominell ein Beratungsgremium des Papstes. [Lilian Groß]

Menschenfresserin

Die schockierende Darstellung einer hässlichen alten Frau, die gierig in ein abgetrenntes Menschenbein beißt, gehört zu den erfolgreichsten Erfindungen des Bildhauers Leonhard Kern. Seine Menschenfresserinnen waren Bestseller. Gleichwohl ist es bis heute nicht gelungen, das Thema der Darstellung eindeutig zu bestimmen. Die Figur wird gedeutet als Erdmutter Gaea, der Geiz oder eine Allegorie der Hungersnot. Vielleicht erinnerte die Darstellung auch an die Grauen des Dreißigjährigen Krieges oder die Menschenfresserin war als Gegenbild zu den tugendhaften Heroen in der Hofkunst konzipiert, mit denen die absolutistischen Herrscher in der gängigen Ikonographie verglichen wurden. Für die Deutung der Figur als Menschenfresserin spricht, dass sie mit dieser Bezeichnung in Inventaren der Stuttgarter Kunstkammer(1693 und um 1750) aufgeführt ist. [Fritz Fischer]

Medaille auf die Krönung Alexanders VI. zum Papst, 1492

Rodrigo Borgia wurde am 11. August 1492 zum neuen Papst gewählt und nannte sich Alexander VI. Auf seine feierliche Einsetzung wurde eine Medaille geprägt. Die Vorderseite zeigt den Papst barhäuptig und im Profil nach links. Die Inschrift gibt seinen Namen und Titel wieder. Die Krönungsszenerie ist auf der Rückseite wiedergegeben: In der Bildmitte sitzt der Papst auf dem Thron, während die Kardinäle ihn umringen und seine Hand küssen. Die Inschrift CORONAT(ur) – er wird gekrönt – nimmt direkten Bezug auf die Darstellung. [Lilian Groß]

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