Die detaillierte Aquarellzeichnung gewährt einen Blick in das Innere eines der ersten evangelischen Kirchenbauten in Württemberg, der Schlosskirche im Stuttgarter Alten Schloss. Der quer ausgerichtete Kirchenraum wurde zwischen 1558 und 1565 im Zuge des Ausbaus der mittelalterlichen Wasserburg zu einem Renaissance-Schloss unter Herzog Christoph errichtet und sollte als Kirche für die herzogliche Hofgemeinde fungieren.
Die Aquarellzeichnung von Alexander von Tritschler stammt aus dem Jahr 1865, als die Schlosskirche unter König Karl in neugotischem Stil umgebaut wurde. Tritschler war zu der Zeit württembergischer Baudirektor und leitete die Neugestaltung der Kirche. Die Zeichnung entstand im Januar 1865, also mehrere Monate vor der Wiedereinweihung im November, was die kleinen Diskrepanzen zu der noch heute erhaltenen Ausführung erklären könnte. Auffällig sind in diesem Zusammenhang vor allem die Wandbilder mit für eine evangelische Kirche untypischen Mariendarstellungen unter der Empore auf der linken Seite des Aquarells. Sie sind weder heute vorhanden noch sind sie auf einem nur kurze Zeit später entstandenen Aquarell von Franz Heinrich zu sehen. Diese Feststellung lässt vermuten, dass die Umbaumaßnahmen während der Herstellung der Aquarellzeichnung Tritschlers noch nicht vollendet waren und es sich bei dem Blatt um ein nur teilweise umgesetztes Konzept mit katholischen Einflüssen handelt.
[Leoni Mössle]
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