Victor Vasarely, als "Vater der Op-Art" bekannt, entwickelte eine ganz neuartige Formensprache, die auf optisch kinetische und starke räumliche Effekte abzielt. Bei seiner Komposition No. 5/8 von 1953 ist eine dunkeltonige, gezackte Figur von tiefroten Flächen umgeben. Eine sich überkreuzende Vertikale und Horizontale bilden den Ausgangspunkt der Komposition. Allerdings sind die Achsen leicht verschoben und stören damit die Seherwartung. Dieses Prinzip der Brechung ist auch im Rahmen und in der Binnenfigur zu beobachten, immer wieder gibt es unerwartete Sprünge und Richtungsänderungen. Unterstützt durch den Wechsel der Farben Schwarz, Anthrazit und Rot treibt der Künstler ein irritierendes Spiel. Das Fehlen eines geschlossenen Umrisses lässt das Auge hin- und herspringen. Durch die auskragenden Enden der schwarzen Teilflächen wird außerdem eine drehende Bewegung wie bei einer Schiffsschraube suggeriert: ein frühes Beispiel für den bei Vasarely immer wichtiger werdenden kinetischen Effekt. Victor Vasarely provozierte bewusst eine Ambivalenz der abstrakten Formen, die sich sowohl einzeln als auch insgesamt einer klaren Festlegung entziehen. Er begriff seine Kunst als Spielfeld menschlicher Wahrnehmung, die Eindeutigkeit in Frage stellt.
Signiert unter re. "Vasarely", bez. unten li. "No. 5/8".
Stiftung Sammlung Kurt Fried
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