Maria als Sitz der Weisheit: Auf dem Schoß seiner Mutter thront der jugendliche Christus. Er verkörpert die göttliche Weisheit ebenso wie die göttliche Vorsehung, die sich in der Menschwerdung erfüllt. Entsprechend hoheitsvoll wirkt die Skulpturengruppe: Körper und Gesichter beider Figuren sind frontal ausgerichtet. Nur durch die Hand Mariens, die den Bauch ihres Sohnes umfasst, klingt die zärtliche Beziehung zwischen Mutter und Kind an. Aufgrund dieser Strenge in der Gestaltung und durch das Motiv der sog. sedes sapientiae, das vor allem in der Romanik weit verbreitet war, wirkt die Skulptur älter als sie ist. Tatsächlich gibt die Frisur des Jesuskindes den entscheiden Hinweis: sie wird erst ab der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts verwendet.
[Sophie Rüth]
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