Das wie eine Sitzbank konstruierte Gefährt besteht aus zwei ineinandergeschobenen Teilen und je vier Streben mit gelb gefassten Fasen. Der Schmuck ist beschränkt auf eine gedrechselte Bekrönung am Kufenauslauf und Rillenplatten vor den Streben. Auf diesem Schlitten, der im Inventar von 1723 erstmals erscheint und als "Vexierschlitten" (französisch: vexer = ärgern, hänseln) bezeichnet wird, nahm auf dem vorderen Sitz (das Polster ist verloren) der Fahrer Platz. Auf dem hinteren saß der Hofnarr des Herzogs oder vielleicht ein Höfling, der ausgelost wurde. Betätigte der Fahrer einen vorn an seinem Sitz versteckten Mechanismus, zerfiel der Schlitten in zwei Teile: Nur noch der vordere Teil wurde vom Pferd weitergezogen, der hintere blieb stehen und der Passagier steckte fest; das schadenfrohe Gelächter der davonfahrenden Hofgesellschaft war ihm sicher.
Man kann annehmen, daß der Vexierschlitten vor allem in der Karnevalszeit eingesetzt wurde, wenn gleich im Anschluß an die Schlittenfahrt ein Maskenball im Stuttgarter Schloss oder im Lusthaus stattfand.
[Fritz Fischer]
Spaß-Schlitten, "Vexierschlitten" des Herzogs Eberhard Ludwig von Württemberg
Description
Material/Technique
Fahrgestell: Eichenholz, Sitz: Tannenholz
Measurements
H. 183 cm, B. 85 cm, L. 180 cm
Inventory number
[WLM 14373 l]
Belongs to
Skulptur und Plastik
Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen
Prunkschlitten
Part of
Literature
- Württembergisches Landesmuseum, Fischer, Fritz (Bearb.) (2002): Dem Volk zur Schau. Prunkschlitten des Barock. Die Schlittensammlung des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart. München, Kat. Nr. 8.
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