Beim Dekor dieses Schlittens ist offensichtlich die Jagd thematisiert, die ähnlich wie das Schlittenfahren zu den herausragenden Privilegien und Divertissements des Herzogs und des Adels von Württemberg gehörte. Gleich zwei Hirschbüsten wachsen aus dem Bug des Gefährts. In ihren Mäulern steckt jeweils ein "Bruch", ein abgebrochener grüner Zweig, den der Schütze dem toten Wild traditionsgemäß ins Maul steckt. Somit wären die Hirsche tot und die Geweihe bereits als Trophäen zu bezeichnen. Und tatsächlich hat der Bildhauer echte Damhirschgeweihe verwendet.
Die Ikonographie erweist sich als komplex, denn eine zweite, sinnbildliche Bedeutungsebene wird mit dem Dekor des Kufenauslaufs, einer Schlange, die züngelnd auf ein Ziel vorzuschnellen scheint, ins Spiel gebracht. Das Thema ist hier: der Hirsch als Feind der Schlange. Der Physiologus, eine frühchristliche Naturlehre, und auch Plinius d.Ä. berichten, dass der Hirsch die schwarze Schlange aus dem Dunkel ihrer Schlupflöcher treibe, sie töte und sodann verschlinge. Der Hirsch im Kampf mit der Schlange soll als Sinnbild des strengen Richters bzw. des guten Fürsten, der das Unrecht bekämpft und die Bösewichter ihrer gerechten Strafe zuführt, verstanden werden. Hinzu kommt, dass der Hirsch das Wappentier Württembergs ist und die Hirschstangen auch im Wappen Herzogs Eberhard Ludwig erscheinen.
[Fritz Fischer]