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Collection overview

Prunkschlitten "Bettler" des Herzogs Carl Eugen von Württemberg (Landesmuseum Württemberg, Stuttgart CC BY-SA)
Provenance/Rights: Landesmuseum Württemberg, Stuttgart / P. Frankenstein; H. Zwietasch (CC BY-SA)
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Prunkschlitten "Bettler" des Herzogs Carl Eugen von Württemberg

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Description

Der Bettler auf dem Schlittenkasten wendet sich dem Betrachter zu und spielt für ihn die Drehleier. Dazu singt er und hebt tänzelnd den linken Fuß hoch. Dass der Mann verarmt ist, machen die derangiert wirkende Kleidung und das zottige Haupt- und Barthaar des Mannes deutlich. Sein leerer Blick lässt erahnen, dass er erblindet ist.
Als Vorbild für die Figur des Bettlers diente dem Bildhauer der Drehleiermann aus der 1622/23 entstandenen Bettlerfolge von Jacques Callot (1592-1635). Das graphische Vorbild ist vor allem hinsichtlich der Kleidung fast identisch ins Dreidimensionale übersetzt worden. Doch dem zeitlichen Abstand gemäß ist aus dem breitbeinig dastehenden, grobschlächtigen Kerl Callots bei der Schlittenfigur ein sich elegant bewegender Bettler geworden. lm Mittelalter noch den anderen Instrumenten ebenbürtig, wurde die Drehleier lange Zeit missachtet und war nur noch bei der ländlichen Bevölkerung im Gebrauch. Wie auch die Sackpfeife erlebte sie vor allem in Frankreich im 18. Jahrhundert eine kurze Renaissance als Dilettanten- und Virtuoseninstrument; zeitweise war sie aber auch das Instrument der Bettler.
Die bei den barocken Schlitten oft sehr direkt herbeigeführte Assoziation, der Schlitten gleite über Wasser dahin wie eine Muschel über das Meer, ist hier nur noch subtil angedeutet. Stellvertretend für das Wasser bedecken Ornamente noch den unteren Kastenrand und scheinen von dort emporzuschnellen wie Gischt.
Wie zwei weitere Schlitten in der Sammlung (Hanswurst- und Pandur-Schlitten) ist der Bettler-Schlitten um 1750 zu datieren und dem Bildhauer Konrad Binder zuzuschreiben.
[Fritz Fischer]

Material/Technique

Skulptur und Kasten: Lindenholz, gefasst, Kufen: Buchenholz, Kastenrückseite: Fichtenholz

Measurements

H. 237 cm, B. 98 cm, L. 267 cm

Inventory number

[WLM 14373 d]

Belongs to

Skulptur und Plastik
Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen
Prunkschlitten

Literature

  • Fischer, Fritz (2001): Les traineaux baroques. Une exceptionelle collection au chateau d’Urach. In: L’Estampille. L’objet d’art, No. 356, S. 52, Abb. 9.
  • Kreisel, Heinrich (1927): Prunkwagen und Schlitten. Leipzig, S. 159, Taf. 52A.
  • Pazaurek, Gustav E. (Bearb.) (1909): Dreierlei Rokoko. Ausstellung im Königlich Württembergischen Landes-Gewerbemuseum. Stuttgart, S. 39, Abb. 3.
  • Württembergisches Landesmuseum, Fischer, Fritz (Bearb.) (2002): Dem Volk zur Schau. Prunkschlitten des Barock. Die Schlittensammlung des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart. München, Kat. Nr. 18.

Ongoing exhibitions

Hier sind atemberaubende Steinzeitkunst, kostbare Grabbeigaben, eindrucksvolle Statuen, die Krone der württembergischen Könige von Württemberg, erlesenes Kunsthandwerk und vieles Sehenswertes mehr aus den Ausstellungen und den Depots des Landesmuseums virtuell zusammen gefasst. Wir wünschen viel Vergnügen bei dieser digitalen Tour durch die Highlights und Glanzpunkte der Sammlungen.

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