Um die Jahrhundertwende wurden Selbstspielautomatiken für Klaviere sehr beliebt. Das mit Mahagoniholz furnierte und mit Zinnbeschlägen verzierte Pianino der Stuttgarter Firma Schiedmayer & Söhne passt dabei perfekt zum bürgerlichen Darstellungswillen der Epoche. Es war sowohl möglich, selbst auf der Tastatur zu spielen, mit einem Umschalthebel konnte aber auch die eingebaute Phonola-Einrichtung der Firma Hupfeld zugeschaltet werden. Diese wurde mit Papierrollen betrieben, auf denen bekannte Werke, oft sogar von bekannten Pianist*innen der Zeit, eingespielt worden waren. Die Besonderheit des Phonola-Apparats lag darin, dass neben der Tretvorrichtung für die verwendete Saugluft auch die Lautstärke sowie Pedale per Hand bedient werden konnten. Die Lochstreifen enthalten Tempo- und Dynamikangaben, mit denen die Spieler*innen so auch selbst künstlerisch tätig werden konnten.
[Till Stehr]
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