Die Flügel der Firma Broadwood & Son aus London waren wegen ihrer stabilen Bauweise zu Ende des 18. Jahrhunderts weithin beliebt. Gleichzeitig markierten sie einen Scheideweg in der europäischen Klavierherstellung, die sich zu dieser Zeit in die sogenannte „englische“ und die „Wiener“ Mechanik spaltete. Broadwood entwickelte dabei Cristoforis Stoßzungenkonzept weiter und erweiterte es um eine einstellbare Auslösung zwischen Taste und Hammer. Haydn lernte diese Instrumente in seiner Londoner Zeit kennen; die Mechanik und die Klangeigenschaften überzeugten einige Jahre später auch den jungen Beethoven, der beispielsweise seine Hammerklavier-Sonate auf einem ihm von Thomas Broadwood geschenkten Instrument komponierte.
Das Instrument von 1794 hat einen Tonumfang von fünfeinhalb Oktaven (F1-c4) und sein Saitenbezug ist durchgehend dreichörig. Die im Anschlag einstellbaren Hämmer sind mit Leder bezogen, nur im Bass zusätzlich befilzt. Das zwar aus Mahagoniholz hergestellte, aber mit Vierkant-Zwischenstreben versehene Untergestell unterstützt die robuste Wirkung des Flügels. [Till Stehr]
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