Kaiser Marc Aurel, der von 161 bis 180 n. Chr. regierte, ließ nicht nur Münzen mit seinem eigenen Portrait auf dem Avers prägen, sondern u. a. auch mit dem seines 161 n. Chr. verstorbenen und vergöttlichten Vorgängers und Adoptivvaters Antoninus Pius. Diese Münze aus der Münzsammlung des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg ist eine solche. Sie wurde zur Konsekration – der Vergöttlichung – von Antoninus Pius nach dessen Tod in Umlauf gebracht.
Marc Aurel bemühte sich sehr um die Konsekration seines Vorgängers, da dadurch Antoninus Pius vom Senat offiziell zu einem guten Herrscher erklärt wurde und damit all seine Beschlüsse – auch die Adoption und Nachfolgeregelung – rechtsgültig waren (H.A., Vit. Anton. Pii 13, 3). Damit galt Marc Aurel selbst als legitimer Thronerbe und so diente die Vergöttlichung seiner Herrschaftslegitimation.
Wegen der erfolgten Divinisierung nennt die Legende dieser Münze den im Seitenporträt nach rechts dargestellten Antoninus Pius DIVVS ANTONINVS – „(ver)göttlichen Antoninus“. Um die Divinisierung von Antoninus Pius auf den Konsekrations-Münzen noch zu verdeutlichen, ließ Marc Aurel auf dem Revers neben der Umschrift CONSECRATIO einen Bestandteil der Konsekrationszeremonie darstellen: Den rogus (Scheiterhaufen) der Verbrennungszeremonie bei der öffentlichen Beisetzung des verstorbenen Kaisers. Marc Aurel war der erste Kaiser, der dieses Motiv auf Münzen prägen ließ, nach ihm wird es von weiteren Kaisern für Konsekrations-Prägungen verwendet.
Nach römischer Vorstellung gehörte zur Divinisierung des Kaisers unbedingt eine Verbrennungszeremonie am Ende der offiziellen, öffentlichen Begräbnisfeier dazu. Diese Kremierung fand auf einer weiträumig freien Fläche des Marsfeldes statt, wo man den dafür benötigten rogus aufbaute. Von diesen Aufbauten ist archäologisch nichts mehr erhalten, allerdings bieten die Münzbilder und auch ausführliche Beschreibungen in der antiken Literatur eine gute Vorstellung davon (Cass. Dio 75, 5, 2-5; Hdn. 4, 2, 1-2 & 6-11). Der rogus war – wie auf dem Münzbild zu sehen – viergeschossig und wohl von der Größe eines Hauses, errichtet aus massiven Holzstämmen und im untersten Geschoss mit Reisig gefüllt. Zudem war er reich geschmückt mit Gold, Elfenbein, wertvollen Teppichen, Gemälden, Statuen und einer Quadriga auf dem obersten Geschoss. Im zweiten Geschoss wurde die Bahre mit Weihrauch, Kräutern und Früchten aufgestellt, jedoch wurde nicht der Leichnam des Kaisers aufgebahrt. Seit spätestens Antoninus Pius wurde der verstorbene Kaiser zunächst körper-bestattet, daher verwendete man für die obligatorische Verbrennungszeremonie ein Wachsbildnis, das wohl äußerst detailgetreu war. Da in der Antike die Person des Kaisers auch durch ein Bildnis von ihm vergegenwärtigt werden kann, war dieses Wachsbildnis ein adäquater Ersatz für den Leichnam des Kaisers. Bevor der rogus schließlich in Brand gesteckt wurde, wurde eine militärische Parade darum aufgeführt. Die Apotheose – die Vergöttlichung einer Person – war für die Römer durch den Aufstieg eines Adlers aus dem Scheiterhaufen abgeschlossen, der nach ihrer Vorstellung die Seele des Kaisers in den Himmel hinaufträgt. Vermutlich wurde dafür ein Adler im obersten Aufbau der Konstruktion versteckt und zum richtigen Zeitpunkt freigelassen.
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