Die silbernen Drachmen oder Tetrobole der griechischen Kolonie Massalia an der Südküste des heutigen Frankreich waren auch in der weiteren Umgebung der großen Hafen- und Handelsstadt verbreitet und offensichtlich ein beliebtes Zahlungsmittel. Die keltischen Stämme Norditaliens, aus dem Gebiet der von den Römern sogenannten Gallia Cisalpina, scheinen diese Münzen derart gut gekannt und geschätzt zu haben, dass sie Kopien davon anfertigten, die in Material, Gewicht und Bildprogramm den Originalen entsprachen. Sogar die Nennung der in diesem Fall sicher nicht passenden Prägestätte M[A]ΣΣ[A]ΛΛ[IA] (Massal(l)ia) wurde übernommen. Die Imitation griechischer Münzen ist eine typische Eigenart der keltischen Münzprägung und zeigt häufig eine Entwicklung von der um Originaltreue bemühten Wiedergabe hin zu einer in geometrische Formen aufgelösten Abstraktion. Die Frisur der Göttin Artemis auf der Vorderseite dieses Exemplars und mehr noch der nach rechts laufende Löwe auf der Rückseite, der einem Skorpion ähnelt, bestehen vor allem aus aneinander gereihten Bögen, die eher eine ornamentale als naturalistische Wirkung erzielen.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Büste der Artemis mit Köcher nach rechts.
Rückseite: Löwe schreitet nach rechts.
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