Phantasievolle Münzbilder, vor allem in Gestalt von Fabelwesen, kennzeichnen die Elektronprägungen der Stadt Kyzikos am südlichen Marmarameer, die vom 6. bis weit ins 4. Jahrhundert v. Chr. dieses ungewöhnliche Edelmetall, eine Legierung aus Gold und Silber, ausmünzte. Auf diesem Stater ist ein Greif zu erkennen, ein mit spitzen Ohren und Flügeln ausgestattetes Mischwesen mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Adlers. Das Fabeltier galt den Griechen als Wächter des Goldes, was es somit zu einem naheliegenden Motiv für Münzen aus Elektron macht und vielleicht deshalb auch häufig auf den aus dem gleichen Material geprägten Münzen der Stadt Phokaia abgebildet ist. Dass aber dieses Stück in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. tatsächlich in Kyzikos gestempelt wurde, zeigt der kleine Thunfisch, der sich als eine Art Wappentier der für ihren Fischfang bekannten Stadt auf jeder dort geprägten Münze findet. Das sogenannte quadratum incusum, ein tief eingedrücktes Relief auf der Rückseite, sollte vor Augen führen, dass die Münze tatsächlich vollständig aus wertvollem Elektron besteht.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Nach links schreitender Greif über Thunfisch.
Rückseite: Quadratum incusum.
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