Die Hafenstadt Lampsakos an der Südküste des Marmarameeres gab im 4. Jahrhundert v. Chr. Gold- und Silberprägungen nach persischem Standard sowie kurzzeitig sogar Elektronmünzen heraus. Doch in den Jahrzehnten davor scheint in der wirtschaftlich bedeutenden Stadt tatsächlich kein Münzgeld geprägt worden zu sein, was mit der Mitgliedschaft im sogenannten attisch-delischen Seebund zwischen 470 und 404 v. Chr., den damit einhergehenden Tributzahlungen in attischer Währung an die Stadt Athen und schließlich sogar dem Verbot lokaler Silbermünzen der Mitgliedsstaaten zu erklären ist.
Die anschließend wieder in Betrieb genommene Münzstätte von Lampsakos nahm das Bildprogramm der eigenen Prägungen vor 470 v. Chr. wieder auf und stempelte auf die Vorderseite der Silbermünzen, wie auf diesen Diobol, einen weiblichen Doppelkopf sowie den behelmten Kopf der Göttin Athena auf die Münzrückseite. Die Motive, wenn auch in der Ausführung dem zeitgemäßen klassischen Stil angepasst, verraten doch bewusst ihre archaischen Wurzeln: Der Doppelkopf, vielleicht die Darstellung einer heute nicht mehr bekannten Gottheit, mitsamt der strengen, noch an die früheren Buckellöckchen erinnernden Frisur und der im 4. Jahrhundert v. Chr. nicht mehr übliche korinthische Helm der Athena müssen bereits zur Zeit der Prägung antik gewirkt haben.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Weiblicher Doppelkopf mit Diadem.
Rückseite: Kopf der Athena mit korinthischem Helm nach rechts.
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