Im 19. Jahrhundert fertigte der heute für seine Fälschungen antiker Münzen berühmt-berüchtigte Karl Wilhelm Becker diese Kopie einer Drachme aus dem 1. Jahrhundert an. Der Münzherr des Originals war der letzte pontische König Polemon II., dessen Reich an der Südküste des Schwarzen Meeres zur Zeit dieser Prägung nur noch als Klientelstaat des Römischen Imperiums galt. Die Vorderseite dieser Münze zeigt das Abbild des Polemon II. mit der für hellenistische Könige typischen Herrscherbinde. Auf der Rückseite findet sich neben einer weiblichen Büste die Datierungsangabe ETOYC IE, also (Regierungs-)Jahr 15, nach heutiger Zeitrechnung 52/53 n. Chr. In diesem Jahr war Claudius Kaiser in Rom, dessen Ehefrau Agrippina mit ihrer typischen, von römischen Münzporträts bekannten Frisur auch auf dieser pontischen Königsprägung dargestellt zu sein scheint. Die Herrscherbinde in ihrem Haar spricht allerdings eher für eine Abbildung der Tryphaena, der Mutter des Münzherrn. Ungefähr zehn Jahre nach Ausgabe dieser Drachme wurde Pontos von Kaiser Nero, dem Sohn der Agrippina, zur römischen Provinz erklärt und die autonome Münzprägung eingestellt.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Kopf des Polemon II. nach rechts.
Rückseite: Weibliche Büste (Tryphaena) mit Diadem und den Gesichtszügen der Agrippina minor nach rechts.
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