Zur Zeit des römischen Imperiums bedeutete es für die an eine Vergöttlichung ihrer Herrscher gewohnten Städte der östlichen Provinzen eine besondere Ehre, dem Kaiser einen Kult einrichten zu dürfen und diesen von einem sogenannten Neokoros, einem dafür zuständigen Priester, ausführen zu lassen.
Nikomedia, Hauptstadt des Königreichs und der späteren römischen Provinz Bithynien, erhielt schon zu Beginn der Kaiserzeit das Recht, einen Tempel für Augustus und die Göttin Roma zu erbauen. Im Jahr 180, zu Beginn der Regierung des Commodus, kam noch eine zweite Neokorie für den aktuellen Kaiser hinzu, was auf dem Revers dieser in Nikomedia geprägten Bronzemünze durch die Legende NIKOMEDEON DIS NEOKORON und die Darstellung von zwei Tempeln über einer den Hafen der Stadt symbolisierenden Galeere stolz gefeiert wird.
Anlass für diese Ehrung scheint allein die Fürsprache eines dem Herrscher persönlich nahestehenden Dieners namens Saoteros gewesen zu sein, der aus Nikomedia stammte und dessen machtvoller Einfluss auf Commodus schon zwei Jahre später zu seiner Ermordung führte. Der römische Senat oder der neue kaiserliche Günstling Cleander sorgten schließlich dafür, dass die zweite Neokorie zurückgenommen wurde und die Münzprägung Nikomedias zur Darstellung nur eines Kaiserkulttempels zurückkehren musste.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Jugendliche Büste des Commodus mit Paludamentum, Panzer und Lorbeerkranz nach rechts.
Rückseite: Galeere, darüber zwei achtsäulige Tempel.
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