Das Synagogenbuch der jüdischen Gemeinde Gailingen wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt. Das Buch ist zugleich eine wertvolle historische Quelle und ein Beispiel für die praktische Handhabung religiöser Regeln in der Synagoge. Im Buch wurden die Namen aller männlichen Gemeindemitglieder sowohl in einem alphabetischen Register als auch auf einzelnen Seiten aufgelistet. Letztere waren durch Einschnitte in Laschen geteilt, auf denen jeweils Geldbeträge notiert waren.
Wenn ein Gemeindemitglied beim Besuch der Synagoge am Sabbat spenden wollte, schlug der Synagogendiener die Seite mit dessen Namen auf und knickte die Lasche mit dem genannten Betrag als Merkzettel um. So konnte er das Arbeitsverbot am Sabbat einhalten, das verbietet, mehr als zwei Buchstaben zu schreiben und Geld bei sich zu tragen, und die Spenden später eintreiben.
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