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Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg Württembergische Münzen [SV-540]
Medaille auf die Hungersnot von 1816/1817 unter König Wilhelm I. von Württemberg (Sparkassenverband Baden-Württemberg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Sparkassenverband Baden-Württemberg / Caroline Schmuck (CC BY-NC-SA)
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Medaille auf die Hungersnot von 1816/1817 unter König Wilhelm I. von Württemberg

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Beschreibung

Der Avers dieser Zinnmedaille gibt in der kursiven Inschrift innerhalb eines Kreises aus Sternen und Punkten den Anlass der Prägung wider: Im Jahr 1817 war die Theuerung im Königreich Würtemberg so gros dass 1 Sch(ef)f(e)l Dinkel 40 fl. Gersten 53 fl. Haber 24 fl. 1 S(im)ri Erbsen 7 fl. 1 S(im)ri Kartoff(eln) 4 fl. u(nd) 1 lb Brod 18. Kr(euzer) galt. I M O ist das Kürzel des Medailleurs.

fl. ist die Abkürzung für „Gulden“; lb. die Abkürzung für „Pfund“. Simri ist eine oberdeutsches Hohlmaß zum Messen von Getreide, entspricht 1/8 eines Scheffels. Haber ist eine alte, süddeutsche Bezeichnung für Hafer.

Die große Teuerung, von der diese Medaille spricht, war die Teuerung von 1817, die auf gravierende Missernten 1816 folgte. Zu dieser Teuerung kam es durch eine Kette an Ereignissen: Im April 1815 brach auf der indonesischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora aus – einer der größten Vulkanausbrüche der Geschichte. Dabei wurden vermutlich mehr als 100 km³ Material in die Luft geworfen, Gas und Asche wurde bis zu 43 km in die Stratosphäre geschleudert. So wurde ein Teil der Aschewolke von den Höhenwinden über den Erdball verteilt und beeinflusste im darauffolgenden Jahr 1816 das Wetter vom Nordosten der Vereinigten Staaten bis nach Mitteleuropa. Aufgrund der darauffolgenden niedrigen Temperaturen und anhaltende Regenfälle in den Sommermonaten kam es in Mitteleuropa zu katastrophalen Missernten, die zu einer Hungersnot in den Jahren 1816 und 1817 führte. Mit den gravierenden Missernten ging eine Teuerung der Lebensmittel einher. Besonders betroffen von den Wetterkapriolen waren Bayern, Württemberg, Baden, das Elsass, die Nordschweiz und Vorarlberg.

Die Hungersnot war derart gravierend, dass noch im Jahr 1817 in Erinnerung daran in Süddeutschland Jetons und kleine Medaillen ausgegeben wurden. Dieses Stück der Münzsammlung des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg gehört zu diesen sog. „Hungertaler“. Es waren häufig Prägungen und Güsse eines einfacheren Stils und günstigen Materialien wie Zinn oder Messing. Manches mal wurden die Stücke versilbert.

Die Münzen nannten i.d.R. die horrenden Preise für Grundnahrungsmittel wie Getreide und Bier und zeigten in Not geratenen Menschen. Auf dem Revers dieser Münze ist hingegen Fortuna in einem wallenden Mantel gezeigt, die auf einer Kugel balanciert. Dieses Bild symbolisiert die Fragilität von Glück und im Kontext dieser Münze auch, dass keine Garantie für gute Ernten herrscht. Die Umschriften der Gedenkmünzen an die Hungersnot von 1816/1817 ermahnten die Bevölkerung dazu, dennoch zuversichtlich zu bleiben und in Gott zu vertrauen. So lautet auch die kursive Legende dieses Stückes Nach Regen folgt Sonnenschein und im Münzbild selbst befindet sich der Verweis auf Gottes Wirken: Leiden – Freuden / Alles komt – vom Herrn.

Material/Technik

Zinn / Prägung

Maße

Durchmesser: 45,8 mm; Gewicht: 19,45 g

Literatur

  • Vasold, Manfred (2001): Das Jahr des großen Hungers. Die Agrarkrise von 1816/1817 im Nürnberger Raum. München
Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg

Objekt aus: Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg

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