Tablett mit Stadtansicht von Warschau

Das ovale Tablett steht auf sechs viereckigen kanellierten Füßchen. Der geschwungene, goldene Rand ist umgeben und „durchzogen“ von einer runden grünen Eichenblattgirlande, die zugleich die Henkel an den beiden Schmalseiten bildet. Den Spiegel des Tabletts füllt fast vollständig die Darstellung eines mit Kutschen und Fußgänger*innen belebten Platzes. Im Vordergrund auf der linken Seite erhebt sich eine umzäunte Säule, daran schließen sich stattliche Häuser und Kirchen an, ein etwas hilflos flatterndes Schriftband erläutert die Szene: „VUE DE LA PLACE DES BERNHARDINS, A VARSOVIE PRISE DE DESSUS LA PORTE DE cracovies“. Sujet unseres Tabletts sind also Platz der Berhardiner Mönche, ihre schöne Kirche St. Anna und die patriotische Sigismund Säule (1644) in den 60er Jahren des 18.Jahrhunderts. Die Vorlage für diese Bemalung ist eine Radierung Bernardo Bellottos ( 1721 oder 1722 - 1780), der in den Wirren des Siebenjährigen Krieges Dresden verlassen hatte und am Hof Stanislaus Poniatowskis einen Zyklus mit Veduten Warschaus für das dortige Schloß schuf - eine ähnliche Folge mit Ansichten von Rom war geplant. Aus Bewunderung für seinen Onkel Antonio Canaletto, gab sich Bellotto den Beinamen Canaletto - und noch heute heißt der Saal, in dem seine Ansichten von Warschau hängen, „Canalettosaal“. In den 70er Jahren schuf Bellotto einen Radierzyklus, der auch die neuere bauliche Entwicklung des Bernhardiner-Platzes berücksichtigte: So findet sich das Wasilewski Haus im Hintergrund unseres Tabletts, das auf dem Gemälde im Schloss noch nicht existiert - sehr wohl aber auf einige Jahre jüngeren Radierung. Auch späteren Zeiten schätzte die topografische Präzision Bernardo Bellottos gen. Canaletto: Nach seinem Gemälde wurde nach dem 2.Weltkrieg das Haus des Kaufmanns John wieder errichtet, das man rechts im Vordergrund unsres Tabletts sieht. [Dr. Katharina Küster-Heise]
Die Erfassung dieses Objekts wurde durch die Deutsche Digitale Bibliothek im Rahmen des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Programms NEUSTART KULTUR ermöglicht.