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Museum Ulm Projekt zur Aufarbeitung der Bestände aus kolonialen Kontexten [1910.2533a]
Afrikanisches Männergewand (babban riga) (Museum Ulm CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum Ulm / Oleg Kuchar (CC BY-NC-SA)
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Afrikanisches Männergewand (babban riga)

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Beschreibung

Weißes besticktes Gewand der Hausa aus Baumwollstoff, der aus gewebten schmalen Streifen besteht, die zusammengenäht werden (Bandstreifen-Weberei). Der Mittelteil besteht aus vertikalen Streifen, die Ärmel aus horizontalen Streifen.

Am Halsausschnitt finden sich ein eingesetztes Zierband und aufgestickte Ornamente. Unterhalb des Halsausschnittes setzt eine aufgenähte rechteckige Tasche an, die sich über die linke Seite der Robe erstreckt. Sie ist ebenfalls mit unterschiedlichen Ornamenten bestickt (u.a. mit dem sogenannten "Two Knives"- / "aska biyu"-Motiv).

Des Weiteren befindet sich vorne auf der rechten Seite des Gewandes ein Kreisornament, das von einer spiralförmigen Linie umgeben ist. Das Innere des Kreises ist mit einem Quadrat gekreuzt und mit der runden Lochstickerei gefüllt. Auf der Rückseite wiederholt sich das Kreisornament (sogenanntes "Tambari"-Motiv).

In der Region der Hausa-Staaten gab es bereits vor dem 16. Jahrhundert eine reiche Textilproduktion und die Herstellung großer, prächtiger Gewänder. Mit der Ausbreitung des Islams und insbesondere mit der Gründung des islamischen Staates Sokoto (1804 - 1903) ergab sich ein enormes Wachstum der Textilproduktion. Gerade solche ausladenden, bestickten Roben fanden in Westafrika im 19. Jahrhundert weite Verbreitung in Zusammenhang mit deren Bedeutung im Kalifat Sokoto. Die Anfertigung der Gewänder stand in Verbindung mit der islamischen Verwaltung. Sie wurden zur offiziellen Kleidung des Kalifats, indem sie Repräsentanten der Verwaltung markierten und unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit von der muslimischen Elite getragen wurden. Zudem waren sie Indikatoren für Status und Prestige und hatten diplomatische Funktionen - u.a. als Geschenke. In Sokoto wurden die Roben (teilweise in geringerer Qualität) auch für den Exportmarkt nach ganz Westafrika hergestellt.

Solche ausladenden und reich bestickten Gewänder wurden im 19. Jahrhundert von Männern getragen. In der Hausa-Sprache werden sie allgemein als "babban riga" ("Großes Gewand/Hemd") bezeichnet. Im Sokoto-Kalifat wurden sie in ihrer Funktion als Statussymbol innerhalb der Kalifatsverwaltung auch "rigan giwa" ("Gewand des Elefanten") genannt.

Das Objekt ist Teil des Konvoluts, das im März 1910 als Schenkung des Oberleutnants Picht in die Sammlung des Gewerbemuseums Ulm kam.
Beim Schenker handelt es sich um Erhard Picht (1882 - 1910), der ab 1900 beim Feldartillerie-RegimentKönig Karl“ (1. Württembergisches), Nr. 13 in Ulm/Ludwigsburg und ab 1904 als Direktor bei der Westafrikanischen Pflanzungs-Gesellschaft "Victoria" in Kamerun tätig war.
1908 ließ Erhard Picht eine Sammlung afrikanischer Gegenstände nach Berlin transportieren, wo er zeitweise wohnte. Darunter waren vermutlich auch Objekte, die 1910 nach Ulm gingen. Einen Teil der Sammlung verkaufte er 1908 bereits an das Museum für Völkerkunde in Berlin. Erhard Picht verstarb im April 1910, kurz nach der Schenkung an das Gewerbemuseum Ulm, in Berlin an Malaria.

Es ist möglich, dass Erhard Pichts Bruder Heinrich in die Abwicklung der Schenkung involviert oder auch teilweise an der Sammlung der afrikanischen Objekte beteiligt war. Heinrich Picht (*18.05.1884) war ab 1902 als Pflanzer in Kamerun beschäftigt und gründete 1907 die Deutsche Kautschuk-AG (ab 1923 Ekona AG) mit Sitz in Berlin. Um 1903 erhielt er den Auftrag, in Verhandlung mit Stammesoberhäuptern einheimische Arbeiter für die Plantagen zu gewinnen. Dazu begab er sich auf eine Reise durch das nordwestliche Kamerun bzw. die heutige Provinz Nord-Ouest. Einige der Objekte aus der Schenkung stammen aus dem Gebiet, in dem er unterwegs war.
Heinrich Picht hatte ebenfalls Verbindungen zu Ulm, wo er u.a. im Oktober 1906 einen Vortrag über seine Reisen in Kamerun hielt.

Material/Technik

Baumwolle; gewebt, gestickt, genäht

Maße

H 110 cm, B 247 cm

Museum Ulm

Objekt aus: Museum Ulm

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