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Museum Ulm Projekt zur Aufarbeitung der Bestände aus kolonialen Kontexten [1910.2533b] Archiv 2022-10-11 12:39:26 Vergleich

Afrikanisches Männergewand (babban riga)

AltNeu
5Inventarnummer: 1910.2533 b5Inventarnummer: 1910.2533 b
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7Beschreibung7Beschreibung
8Indigofarbenes besticktes Gewand der Hausa aus Baumwollstoff, der aus gewebten schmalen Streifen besteht, die zusammengenäht werden (Bandstreifen-Weberei). Der Stoff ist mit Indigo gefärbt. Der Mittelteil besteht aus vertikalen Streifen, die Ärmel aus horizontalen Streifen.8Indigofarbenes besticktes Gewand der Hausa aus Baumwollstoff, der aus gewebten schmalen Streifen besteht, die zusammengenäht werden (Bandstreifen-Weberei). Der Stoff ist mit Indigo gefärbt. Der Korpus in der Mitte besteht aus vertikalen Streifen, die Ärmel aus horizontalen Streifen.
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10Der Halsausschnitt ist mit eingesetzten Fäden und Stickerei verziert. Unterhalb des Halsausschnittes setzt eine aufgenähte rechteckige Tasche an, die sich über die linke Seite der Robe erstreckt. Sie ist mit unterschiedlichen gestickten Ornamenten versehen, u. a. mit dem sogenannten "Two Knives"- oder "aska biyu"-Motiv am rechten Rand.10Der Halsausschnitt ist mit eingesetzten Fäden und Stickerei verziert. Unterhalb des Halsausschnittes setzt eine aufgenähte rechteckige Tasche an, die sich über die linke Seite der Robe erstreckt. Sie ist mit unterschiedlichen gestickten Ornamenten versehen, u. a. mit dem sogenannten "Two Knives"- oder "aska biyu"-Motiv am rechten Rand.
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12Des Weiteren befindet sich vorne auf der rechten Seite des Gewandes ein Kreisornament, das von einer spiralförmigen Linie umgeben ist. Das Innere des Kreises ist mit zwei Linien gekreuzt, mit einem Quadrat versehen und mit runder Lochstickerei gefüllt (sogenanntes "Tampari"-Motiv). Auf der Rückseite wiederholt sich das Kreisornament mittig an der Nacken-Partie. Ein weiteres Kreisornament am Rücken ist vermutlich ein lagerungsbedingter Abdruck des Motivs auf der Vorderseite.12Des Weiteren befindet sich vorne auf der rechten Seite des Gewandes ein Kreisornament, von dem eine spiralförmige Linie abgeht. Das Innere des Kreises ist mit zwei Linien gekreuzt, mit einem Quadrat versehen und mit runder Lochstickerei gefüllt (sogenanntes "Tampari"-Motiv). Auf der Rückseite wiederholt sich das Kreisornament mittig an der Nacken-Partie. Ein weiteres Kreisornament am Rücken ist vermutlich ein lagerungsbedingter Abdruck des Motivs auf der Vorderseite.
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14In der Region der Hausa-Staaten gab es bereits vor dem 16. Jahrhundert eine reiche Textilproduktion und die Herstellung großer, prächtiger Gewänder. Mit der Ausbreitung des Islams und insbesondere mit der Gründung des islamischen Staates Sokoto (1804 - 1903) ergab sich ein enormes Wachstum der Textilproduktion. Gerade solche ausladenden, bestickten Roben fanden in Westafrika im 19. Jahrhundert weite Verbreitung in Zusammenhang mit deren Bedeutung im Kalifat Sokoto. Die Anfertigung der Gewänder stand in Verbindung mit der islamischen Verwaltung. Sie wurden zur offiziellen Kleidung des Kalifats, indem sie Repräsentanten der Verwaltung markierten und unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit von der muslimischen Elite getragen wurden. Zudem waren sie Indikatoren für Status und Prestige und hatten diplomatische Funktionen - u.a. als Geschenke. In Sokoto wurden die Roben (teilweise in geringerer Qualität) auch für den Exportmarkt nach ganz Westafrika hergestellt.14Solche ausladenden, bestickten Roben fanden in Westafrika insbesondere im 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit der florierenden Textilproduktion im Rahmen des ehemaligen islamischen Staates Sokoto (1804 - 1903) weite Verbreitung. Die Anfertigung der Gewänder stand in Verbindung mit der islamischen Verwaltung. Sie wurden zur offiziellen Kleidung des Kalifats, indem sie Repräsentanten der Verwaltung markierten und unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit von der muslimischen Elite getragen wurden. Zudem waren sie Indikatoren für Status und Prestige und hatten diplomatische Funktionen - u.a. als Geschenke. In Sokoto wurden die Roben (teilweise in geringerer Qualität) auch für den Exportmarkt nach ganz Westafrika hergestellt.
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16Solche ausladenden und reich bestickten Gewänder wurden im 19. Jahrhundert von Männern getragen. In der Hausa-Sprache werden sie allgemein als "babban riga" ("Großes Gewand/Hemd") bezeichnet. Im Sokoto-Kalifat wurden sie in ihrer Funktion als Statussymbol innerhalb der Kalifatsverwaltung auch "rigan giwa" ("Gewand des Elefanten") genannt.16Solche ausladenden und reich bestickten Gewänder wurden im 19. Jahrhundert von Männern getragen. In der Hausa-Sprache werden sie allgemein als "babban riga" ("Großes Gewand/Hemd") bezeichnet. Im Sokoto-Kalifat wurden sie in ihrer Funktion als Statussymbol innerhalb der Kalifatsverwaltung auch "rigan giwa" ("Gewand des Elefanten") genannt.
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18Das Objekt ist Teil des Konvoluts, das im März 1910 als Schenkung des Oberleutnants Picht in die Sammlung des Gewerbemuseums Ulm kam.18Das Objekt ist Teil des Konvoluts, das im März 1910 als Schenkung des Oberleutnants Picht in die Sammlung des Gewerbemuseums Ulm kam.
19Beim Schenker handelt es sich um Erhard Picht (1882 - 1910), der ab 1900 beim Feldartillerie-Regiment „König Karl“ (1. Württembergisches), Nr. 13 in Ulm/Ludwigsburg und ab 1904 als Direktor bei der Westafrikanischen Pflanzungs-Gesellschaft "Victoria" in Kamerun tätig war.19Beim Schenker handelt es sich um Erhard Picht (1882 - 1910), der ab 1900 beim Feldartillerie-Regiment „König Karl“ (1. Württembergisches), Nr. 13 in Ulm/Ludwigsburg und ab 1904 als Direktor bei der Westafrikanischen Pflanzungs-Gesellschaft "Victoria" in Kamerun tätig war.
201908 ließ Erhard Picht eine Sammlung afrikanischer Gegenstände nach Berlin transportieren, wo er zeitweise wohnte. Darunter waren vermutlich auch Objekte, die 1910 nach Ulm gingen. Einen Teil der Sammlung verkaufte er 1908 bereits an das Museum für Völkerkunde in Berlin. Erhard Picht verstarb im April 1910, kurz nach der Schenkung an das Gewerbemuseum Ulm, in Berlin an Malaria.201908 ließ Erhard Picht eine Sammlung afrikanischer Gegenstände nach Berlin transportieren, wo er zeitweise wohnte. Darunter waren vermutlich auch Objekte, die 1910 nach Ulm gingen. Einen Teil der Sammlung verkaufte er 1908 bereits an das Museum für Völkerkunde in Berlin. Erhard Picht verstarb im April 1910, kurz nach der Schenkung an das Gewerbemuseum Ulm, in Berlin an Malaria.
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22Es ist möglich, dass Erhard Pichts Bruder Heinrich in die Abwicklung der Schenkung involviert oder auch teilweise an der Sammlung der afrikanischen Objekte beteiligt war. Heinrich Picht (*18.05.1884) war ab 1902 als Pflanzer in Kamerun beschäftigt und gründete 1907 die Deutsche Kautschuk-AG (ab 1923 Ekona AG) mit Sitz in Berlin. Um 1903 erhielt er den Auftrag, in Verhandlung mit Stammesoberhäuptern einheimische Arbeiter für die Plantagen zu gewinnen. Dazu begab er sich auf eine Reise durch das nordwestliche Kamerun bzw. die heutige Provinz Nord-Ouest. Einige der Objekte aus der Schenkung stammen aus dem Gebiet, in dem er unterwegs war.22Es ist möglich, dass Erhard Pichts Bruder Heinrich in die Abwicklung der Schenkung involviert oder auch teilweise an der Sammlung der afrikanischen Objekte beteiligt war. Heinrich Picht (*18.05.1884) war ab 1902 als Pflanzer in Kamerun beschäftigt und gründete 1907 die Deutsche Kautschuk-AG (ab 1923 Ekona AG) mit Sitz in Berlin. Um 1903 erhielt er den Auftrag, in Verhandlung mit Stammesoberhäuptern einheimische Arbeiter für die Plantagen zu gewinnen. Dazu begab er sich auf eine Reise durch das nordwestliche Kamerun bzw. die heutige Provinz Nord-Ouest. Einige der Objekte aus der Schenkung stammen aus dem Gebiet, in dem er unterwegs war.
23Heinrich Picht hatte ebenfalls Verbindungen zu Ulm, wo er u.a. im Oktober 1906 einen Vortrag über seine Reisen in Kamerun hielt.23Heinrich Picht hatte ebenfalls Verbindungen zu Ulm, wo er u.a. im Oktober 1906 einen Vortrag über seine Reisen in Kamerun hielt.
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25Material/Technik25Material/Technik
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34- Hergestellt ...34- Hergestellt ...
35 + wer: [Hausa (Volk)](https://bawue.museum-digital.de/people/45200)35 + wer: [Hausa people](https://bawue.museum-digital.de/people/45200)
36 + wann: 1880-190036 + wann: 1880-1900
37 + wo: [Kamerun](https://bawue.museum-digital.de/oak?ort_id=1707)37 + wo: [Cameroon](https://bawue.museum-digital.de/oak?ort_id=1707)
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39- Besessen ...39- Besessen ...
40 + wer: [Erhard Picht (1882-1910)](https://bawue.museum-digital.de/people/205006)40 + wer: [Erhard Picht (1882-1910)](https://bawue.museum-digital.de/people/205006)
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49- [Gewerbemuseum Ulm](https://bawue.museum-digital.de/people/203334)49- [Gewerbemuseum Ulm](https://bawue.museum-digital.de/people/203334)
50- [Ekona AG](https://bawue.museum-digital.de/people/205010)50- [Ekona AG](https://bawue.museum-digital.de/people/205010)
51- [Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft "Victoria"](https://bawue.museum-digital.de/people/205009)51- [Westafrikanische Pflanzungs-Gesellschaft Viktoria](https://bawue.museum-digital.de/people/205009)
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64Stand der Information: 2022-10-11 12:39:2664Stand der Information: 2022-09-12 14:40:58
65[CC BY-NC-SA @ Museum Ulm](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)65[CC BY-NC-SA @ Museum Ulm](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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