Als 1842/43 das Hohenberger Schloss in Rottenburg am Neckar abgerissen wurde, fanden sich erste Hinweise auf einen Tempelbezirk in dem höher gelegenen Bereich der antiken Stadt. Die lebensgroße Büste der Göttin Juno wurde zusammen mit einer Minerva 1902 von Dr. Franz Paradeis bei der heutigen Justizvollzugsanstalt gefunden. Juno ist die Göttin der Ehe, der Frauen und Geburten und gehört zusammen mit Jupiter und Minerva zur Capitolinischen Trias.
Bei den systematischen Ausgrabungen von 1995 – 1999 konnte schließlich auf der westlichen Anhöhe der Stadt „Am Burggraben“ tatsächlich ein ausgedehnter ummauerter Tempelbezirk mit einer Länge von 60 Metern und mindestens sieben Gebäuden nachgewiesen werden. Darunter sind zwei nahezu quadratische, zentral auf einer Terrasse errichtete gallo-römische Umgangstempel mit einer Seitenlänge von jeweils rund 17,50 m. In Tempel 2 ist im Tempelinneren, der Cella, ein Fundament mit 1,35 m Seitenlänge, vermutlich für ein Kultbild, erhalten. Eine Ausstattung mit mehrfarbigen Wandmalereien und einem Ziegeldach ist für Tempel 2 belegbar. Beide zählen zu den größten Tempeln im rechtsrheinischen Obergermanien. Erreichbar war der heiligen Bezirk über eine 4 m breite Straße, die im Norden über eine mächtige Stadttoranlage führte.