Auf den ersten Blick scheinen sich die Didrachmen der Stadt Tarent, der einzigen Kolonie des griechischen Sparta, während ihres Prägezeitraums vom 5. bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. an die für den Wiedererkennungswert von Münzgeld so wichtige Kontinuität der Bildmotive zu halten: Die Vorderseite zeigt einen Reiter auf einem Pferd, die Rückseite einen Reiter auf einem Delfin. Auf den zweiten Blick entdeckt man schnell eine Vielzahl von Varianten, die sich in den unterschiedlichen Attributen, dem Lebensalter und den Posen der Reiter besonders deutlich ausdrückt, aber noch lange nicht erschöpft. Im antiken Tarent gleicht keine Didrachmenemission der anderen, was sich auch an den 16 Exemplaren dieses Typs aus dem Landesmuseum Württemberg beobachten lässt. Der auf der Vorderseite abgebildete Reiter gibt sich in seiner Ausstattung als Soldat oder sportlicher Wettkämpfer zu erkennen und kann daher als Verweis auf die berühmten berittenen Truppen Tarents gesehen werden. Die Deutung des Delfinreiters ist nicht eindeutig: Antike Autoren bezeichnen ihn als Taras, Sohn des Poseidon und lokaler Flussgott. Legenden erzählen jedoch die Geschichte des von einem Delfin vor dem Ertrinken geretteten Phalanthos, der die aus Sparta stammenden Kolonialisten angeführt haben soll.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Ein Reiter mit Lanze und Schild nach rechts, links ΓY, darunter APIΣTIΠ.
Rückseite: Ein Mann (Phalantos?) reitet auf einem Delfin nach rechts, er hält einen Bogen in der rechten und einen Pfeil in der linken Hand. Darunter ΔI und ein Elefant.