Die heute noch große Stadt Neapel führt ihre mythische Gründung auf die Sirene Parthenope zurück, die der Sage nach leblos an der Golfküste angespült worden war und dort ihr Grab fand, das sich zu einem Heiligtum entwickelte. Die griechischen Siedler, die um 500 v. Chr. an dieser Stelle Neapolis, die „neue Stadt“ im Gegensatz zur alten Stadt der Parthenope, gründeten, verehrten die Sirene nicht zuletzt in ihrer Münzprägung: Der schöne Kopf mit den hochgebundenen Locken und dem auffälligen Ohrschmuck, der eindeutig an die Darstellungsweise der Nymphe Arethusa auf Münzen aus Syrakus angelehnt ist, bleibt bis zum Ende der neapolitanischen Silberprägung um 241 v. Chr. das Vorderseitenmotiv der Didrachmen. Auf der Rückseite stellt ein menschenköpfiger Stier vermutlich den Vater der Sirenen, den Gott des größten Flusses des griechischen Mutterlandes, Acheloos, dar. Die über ihm fliegende, ihn bekränzende Siegesgöttin Nike könnte ein Verweis auf die zu Ehren der Parthenope stattfindenden Spiele in Neapolis sein. Die umfangreiche und im antiken Kampanien dominierende Prägung lässt sich mittels der zahlreichen Beizeichen in Form von Symbolen, Monogrammen und Namenskürzel, deren Bedeutung allerdings unbekannt bleibt, in verschiedene, chronologisch sortierbare Serien einteilen.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Kopf der Sirene Parthenope mit Diadem nach rechts, links Artemis mit zwei Fackeln (Beizeichen), darunter APT[EM].
Rückseite: Menschenköpfiger Stier nach rechts, bekränzt von einer über ihm fliegenden Nike. Darunter N I.