Vor flachem Grund steht auf einer vorspringenden Leiste ein breitbeiniger, bärtiger Mann mit Kapuze. Auf seinem Kopf thront ein halbmondförmiger Gegenstand. Den linken Arm hat er in die Hüfte gestemmt, mit dem rechten streckt er ein längliches, spiralförmig gewundenes Objekt empor. Der Hemmendorfer Stein gehört in die Gruppe der schwäbischen nackten Männlein, welche teilweise als ältere Spolien in romanische Kirchenwände vermauert worden sind. Die Datierung dieser Reliefs ist ebenso schwierig wie ihre Deutung. Vermutlich handelt es sich um kein christliches Thema. Möglicherweise reflektiert die Figur frühere Darstellungen eines keltischen Kapuzengottes, den "Genius cucullatus", dessen Fackel ihn als eine Nachtgestalt kenntlich macht.
[Irina Staps]