Die Stoffbahn besteht aus 13 einzelnen Bruchstücken eines textilen Objektes, die nachträglich - in Europa - zu einer Decke zusammengenäht wurden. Auf einem groben Baumwollgewebe sind in Seidenatlas und Seidentaft sowie in vergoldetem bzw. versilbertem Leder Applikationen angebracht. Sie bilden den Dekor, der - wie so oft im Inneren osmanischer Zelte - eine Arkadenfolge mit darin liegenden Medaillons zeigt. Fraglich bleibt, ob die dreieckigen Bruchstücke wie jetzt zu einem Quadrat zusammengefügt oder getrennt als spiegelbildliche Gegenstücke verwendet waren.
In den Bogenöffnungen schweben vor dunkelrotem Grund die hellgrundigen Medaillons mit zartfarbenen Randstreifen. In den elfenbeinfarbenen Pilastern (Pfeilern) sind Vasen mit Blumen, in den Medaillons Gabelblattranken und Blumen eingebunden. Die unten breite Bordüre besteht aus einem Medaillonfries und einem verschlungenen Gabelblattrankenfries (sogenannter »rumi«) mit Blumen, die von Flechtbandborten mit Tupfenmuster eingefasst sind. Die Applikationen sind heute weitgehend pastellfarben.
Den Osmanen war als einstiges Nomadenvolk eine bedeutende Zeltkultur eigen. Seidenapplikationen wie hier sind jedoch im Unterschied zur Baumwollapplikation selten an osmanischen Zelten angebracht worden und waren wohl nur repräsentativen Zelten vorbehalten. Es könnte sich bei diesen Bruchstücken daher um die vordere Schräge der beiden Seitenwände eines Schattenzelts (»sayebān«) handeln. Unter einem Schattenzelt ruhte sich etwa Großwesir Köprülüzade Fazıl Ahmed Pascha (1635-1676) aus, als er im Jahr 1663 auf einem Ungarnfeldzug bei Gran den Bau einer neuen Brücke persönlich beaufsichtigte.