Am westlichen Ende der Welt lag der Garten der Hesperiden. Die Töchter des Atlas, der die Welt auf seinen Schultern trug, und ein Drache bewachten die goldenen Äpfel, die Herkules für Erystheus holen sollte. Der Maler Johann Rudolf Huber ließ den Helden selbst pflücken und betonte so seinen Sieg über den Drachen Ladon. Dass nicht Atlas die Äpfel erntete, den Herkules der Sage nach mit Freundlichkeit und List dazu brachte, ihn zu unterstützen, ist bemerkenswert. Denn obwohl ein Deckengemälde Herkules zeigte, wie dieser Atlas dafür das Himmelsgewölbe abnahm, verschob Huber so das Augenmerk auf den Helden. Herkules war das Bild des jungen Herzogs Eberhard Ludwig – doch ob die markanten Züge des Gesichts, mit dem er aus dem Gemälde blickt, wirklich porträthaft sind, muss offen bleiben.
Dieses Gemälde stammt aus dem repräsentativen Audienz- und Paradeschlafzimmer, das Herzog Eberhard Ludwig (reg. 1693–1733) neu einrichten ließ. Es lag im zweiten Obergeschoss des Alten Schlosses, im Ostturm, dem heute das Neue Schloss gegenüberliegt. Hierfür schuf der aus Basel stammende Huber 1699/1700 auch die Deckengemälde, die wie die restliche Ausstattung beim Schlossbrand 1931 zerstört worden sind. An der Decke thronte Göttervater Jupiter, acht ovale Gemälde in den umlaufenden Fensterlaibungen aber bezogen sich auf Herkules – und damit vermutlich auf den jungen Herzog selbst. Sie hingen in erreichbarer Höhe und konnten so noch vor dem Verbrennen gerettet werden. [Almut Pollmer-Schmidt]