Die osmanische Armee war eine der schlagkräftigsten im 16. Jahrhundert, v. a. ihre Bogenschützen waren gefürchtete Krieger. Reflexbögen (yay) waren dem Gewehr in Reichweite, schneller Schussabfolge und Treffgenauigkeit überlegen. Sie wurden bis weit in das 17. Jahrhundert hinein genutzt. Dieser Bogen ist bemalt mit einem kleinteiligen goldenen geometrischen Muster, welches von arabeskenhaften Einschüben unterbrochen wird. Da die Sehne vor langer Zeit entfernt wurde, konnte sich der Bogen in seine ursprüngliche Form zurückbiegen.
In württembergischen Besitz gelangten die Bögen im Zusammenhang mit den Türkenkriegen. Diese Auseinandersetzungen verschiedener westeuropäischer Staaten mit dem Osmanischen Reich begannen mit der Belagerung Wiens im Jahr 1529 und dauerten bis ins 19. Jahrhundert an. Wann diese Objekte in die Kunstkammer gekommen sind, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Türkische Waffen werden bereits in den Inventaren erwähnt, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden sind.
Durch die Teilnahme von Mitgliedern des Hauses Württemberg an den Türkenkriegen – darunter etwa die Herzöge Georg Friedrich (1657–1685) und Carl Alexander (reg. 1733–1737) – erhielt die Kunstkammer steten Zuwachs an osmanischen Waffen. Den Lauf der Zeit haben nur wenige Waffen überdauert, darunter diese Reflexbögen.
[Lilian Groß/Matthias Ohm]