Der Elfenbeinhumpen aus der Sammlung des Ulmer Museums ist ein hervorragendes Zeugnis Ulmer Kunsthandwerks. Die besondere Ästhetik dieses Humpens ergibt sich aus der qualitätvollen Silbermontierung des Ulmer Goldschmieds Hans Ludwig Kienlin d. J. in Kombination mit der plastischen Elfenbeinschnitzerei von der Hand des Hans Ulrich Hurter. Der Dekor des Elfenbeinmantels zeigt einen Fries von nackten Männern, Frauen, Bacchanten und Putti, die sich an exotischen Früchten erfreuen. Der Liebesgott Amor mit dem Pfeil versinnbildlicht anschaulich den erotischen Unterton der Gruppe. Dazwischen drängen sich Wasserwesen, Nereiden, Tritonen und ein Delphin. Das maritime Thema klingt auch an auf der Bekrönung des Deckels, wo ein verspielter Putto auf einem Delphin sitzt. Reiche Fruchtgehänge zeugen vom üppigen Wachstum der Erde, deren Allegorie möglicherweise in der ganzfigurigen Frau mit dem sich blähenden Schleier zu sehen ist. Die Szene vermittelt einen paradiesähnlichen Zustand, in dem alles überreichlich vorhanden ist. Die organische Ausführung, die pralle, immer wieder räumlich durchbrochene Plastik der Figuren und Früchte zeigen Hurter auf der Höhe seiner Schnitzkunst, der die in Silber geschmiedete und vergoldete Armierung mit Frucht- und Blattgirlanden-Dekor in nichts nachsteht. Die in Silber belassenen Cherubimköpfchen auf dem Deckelrand heben sich wirkungsvoll vom Goldton ab.