Eine stehende, nackte Frau dreht sich leicht zur linken Seite und schreibt mit einem zu ergänzenden Griffel auf ein Täfelchen, das sie in der Hand hält. Den Schreibutensilien nach zu schließen, ist Kalliope, die Muse der Beredsamkeit, dargestellt. In Hederichs Mythologischem Lexikon von 1770 heißt es, dass ein Fürst sein Volk durch ihren Beistand ganz ohne Gewalt beherrschen könne. Einem guten Regenten sollte die Muse deshalb stets zur Seite stehen. Insofern passte die kunstvoll gearbeitete Statuette der Kalliope hervorragend in die Kunstkammern jener fürstlichen Sammler, für die Leonhard Kern gearbeitet hat.
Die qualitätvolle Aktdarstellung führt das Können des Bildhauers vor. Der Stand und die Drehung der Figur sind bis in die feinste Nuance hinein stimmig vorgetragen. Die Sicherheit und Natürlichkeit, mit der die üppige Frau auftritt, lässt die kleine Statuette geradezu monumental wirken.
Erworben aus Lotto-Mitteln.
[Fritz Fischer]