Der Weimarer Hofglasschneider Andreas Friedrich Sang hinterließ mehrere signierte Gläser, darunter den reich dekorierten Deckelpokal von 1729. Der Deckel ist als Flakon mit eingeschliffenem Stöpsel gearbeitet. Der Pokal dagegen zeigt die Grundform, die im 18. Jahrhundert für die Gattung verbindlich wurde. Voraussetzung dafür war die Entwicklung des böhmischen Kreideglases am Ende des 17. Jahrhunderts. Dessen Reinheit erlaubte die Herstellung dickwandiger Gefäße, die den Glasschneidern neue Möglichkeiten eröffneten. So wurde der Glasschliff, dessen Oberflächenreiz in den Lichtbrechungseffekten liegt, für Schaft, Kuppaansatz und Deckelknauf beinahe obligatorisch. Der Deckelpokal, dessen Kuppa ein Kinderbacchanal als Figurenfries umzieht, beweist die besondere dekorative Begabung Sangs. Er ist in der Schausammlung "Glas aus vier Jahrtausenden" im Alten Schloss ausgestellt.