Karlmann, der älteste Sohn des fränkischen Hausmeiers Karl Martell (um 689-741), sollte bei der Reichsteilung im Jahr 741 die Herrschaft über Austrasien, Thüringen, Alemmanien erhalten. Er verzichtete jedoch auf die Herkunft, worauf die abgelegte Krone am Sockel der Figur verweist, und trat in den Benediktinerorden ein. Ungeachtet seiner vornehmen Herrschaft arbeitete er im Kloster Monte Cassino als Hirte. Als eines seiner Lämmer krank wurde, nahm er es als "Guter Hirte" auf seine Schultern und trug es nach Hause.
Die Statuette des selten dargestellten Seligen hat Christian Wentzinger vermutlich für das Benediktinerkloster St. Peter geschaffen, wo Karlmann besonders verehrt wurde. Auftraggeber war möglicherweise Pater Carolomannus Mayer (1728-1775), der bekannte Orientalist des Klosters.
In der eleganten Bewegung, die mit der Gewandführung genau nachgezeichnet ist, und in dem subtilen Zusammenspiel von Mimik und Gestik erweist sich Wentzinger als ein Bildhauer mit weitem Horizont, dem die Hauptwerke der italienischen und französischen Skulptur des 18. Jahrhunderts aus eigener Anschauung bekannt waren. In einem Nachruf von 1798 wird er als "Roms vieljähriger Schüler" und "Dreymal gekrönter Akademiker zu Paris" bezeichnet.
[Fritz Fischer]