Nikolaus Friedrich Thouret besuchte von 1778 bis 1788 die Hohe Carlsschule und ließ sich dort zum Maler ausbilden. Sein Selbstporträt entstand kurz nachdem er sein Studium beendete und zeigt ihn in der unkonventionellen Kleidung eines Künstlers mit offenem Hemd und einem auffälligen mit Federn besetzten Hut vor blauem Himmel. Der Maler hält eine Farbpalette und Pinsel in der Hand und es scheint als blicke er in einen Spiegel.
In seinem Bild stellt Thouret durch die Komposition und insbesondere durch die Wiedergabe der Lichtreflexe auf der Haut enge Bezüge zum Selbstbildnis der französischen Malerin Elisabeth Louise Vigée Le Brun her. Das spricht dafür, dass er das Gemälde von Vigée Le Brun im Original gesehen und sein Selbstbildnis in Paris gemalt hat, wo er sich ab 1789 mit einem herzoglichen Stipendium für längere Zeit aufhielt. Thouret wurde letztlich kein Maler, sondern ein höchst erfolgreicher Architekt und Stadtplaner. Nach seinen Entwürfen wurden die Residenzschlösser und die Hauptstadt Stuttgart anspruchsvoll und aufwendig modernisiert, nachdem Württemberg zum Königreich erhoben worden war.
[Fritz Fischer]