Diese kleinen Fermentfläschchen tragen auf ihren Etiketten klangvolle Namen wie "Havanna" oder "Brasil". Sie enthalten verschiedene Aromen, die dem Tabak den gewünschten Geschmack und Geruch verpassen. Dazu wurden die ausgebreiteten Tabakblätter per Nebelpumpe mit dem vorgesehenen Ferment besprüht. Die Fläschchen sind ein Zeugnis der Tabakindustrie in Baden im frühen 20. Jahrhundert.
Die Zigarrenherstellung war damals Akkordarbeit. Der Lohn, den die Arbeiter/innen in Offenburg dafür bekamen, lag unter dem Existenzminimum und war der Niedrigste in ganz Baden. Vor allem die Frauen, die oft 70% der Belegschaft stellten, verdienten wenig. Besonders die schlecht gelüfteten und selten geputzten Fabrikräume, die gekrümmte Haltung am Arbeitstisch und der allgegenwärtige Tabakstaub machte der Belegschaft zu schaffen und so war auch die Tuberkuloserate unter Zigarrenarbeiter/innen extrem hoch. Die meisten Arbeitskräfte in den Zigarrenfabriken waren Landwirte und Kleinbauern, die nur eine kleine Anzahl von Feldern besaßen. Für sie war die Tabakindustrie als Nebenerwerb unverzichtbar.