Von einem Aufenthalt in ihrem Heimatdorf auf Korfu brachte eine griechische Einwandererin die Kandilithra mit nach Stuttgart. Zusammen mit einer Triptychon-Ikone aus Holz, die den Schutzheiligen von Korfu zeigt, bildete die Kandilithra ihren privaten Altar.
In den 1960er Jahren war Religion in Griechenland noch ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Lebens. In Deutschland angekommen, kollidierten mitgebrachte Gewohnheiten und religiöse Riten mit dem städtischen Umfeld.
Besonders den griechisch-orthodoxen Gläubigen fehlte es an Orten für die Religionsausübung. Sie zogen sich dafür häufig in den privaten Raum zurück.
Die Kandilithra steht für diesen Übergangsprozess: Ihre Besitzerin hatte nach ihrer Heirat mit einem Deutschen kaum Kontakt zu anderen Griechen in Stuttgart. Um ihre Religion trotzdem ausüben zu können, gab sie ihr einen häuslichen Charakter, wozu sie sagt: "Ich bin eine gute Christin. Ich muss nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen. […] Ich kann mein Gebet auch zu hause machen. Das hat sogar unser Pfarrer einen Sonntag gesagt."