Eine erstaunlich naturnah gestaltete Eidechse ziert das Gegengewicht und den Fuß dieser Waage. Genau dieses Detail lässt auf den Hersteller schließen. Der Goldschmied Wenzel Jamnitzer fertigte im 16. Jahrhundert in Nürnberg Naturabgüsse von Tieren und Pflanzen an. Diese Formen nutzte er dann, um naturgetreue Darstellungen aus Gold und Silber anzufertigen und in seinen Werken zu verarbeiten. Auf Schreibkassetten, Bechern und Tischglocken finden sich neben Eidechsen auch Schnecken, Käfer, Frösche und Insekten. Er entsprach mit dieser Herangehensweise einem Grundgedanken der Renaissancekunst, der möglichst genauen Naturnachahmung.
Das mit Blei gefüllte Gegengewicht gleicht das Gewicht von Waagbalken, Schalen und den zu messenden Gold oder Edelsteinen aus. Während Fuß, Stativ und Gegengewicht Originalarbeiten aus dem 16. Jahrhundert sind, wurden der Waagbalken und die Schalen später erneuert.
[Irmgard Müsch]